Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2011

Leistungsbilanzüberschuss gestiegen

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juni 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 11,9 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 5,3 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war, dass der Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst, mit einem geringfügigen Aktivsaldo schloss, nachdem im Mai ein erhebliches Defizit zu Buche gestanden hatte. Der Überschuss in der Handelsbilanz verringerte sich dagegen moderat.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank der Aktivsaldo im Außenhandel im Juni gegenüber dem Vormonat um 2,1 Mrd € auf 12,7 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 1,3 Mrd € auf 11,5 Mrd € ab. Einer Verminderung der wertmäßigen Ausfuhren um 1,2 % stand dabei ein geringfügiges Wachstum der Einfuhren um 0,3 % gegenüber.
Im zweiten Vierteljahr insgesamt sind die nominalen Importe saisonbereinigt mit 3,5 % gegenüber dem Vorquartal deutlich stärker als die Exporte gestiegen, deren Zunahme 2,2 % betrug. Im Unterschied zum Winterquartal waren dabei Preiseffekte von recht geringer Bedeutung.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Juni einen Überschuss von 0,6 Mrd €, nach einem Defizit von 7,2 Mrd € im Mai. Ursächlich dafür war eine kräftige Verbesserung in der Bilanz der grenzüberschreitenden Faktoreinkommen. Im Berichtsmonat haben hier die Einnahmen die Ausgaben um 4,6 Mrd € übertroffen. Dies hing vor allem mit dem Rückgang der Dividendenzahlungen an das Ausland zusammen, die in den beiden Vormonaten stark zugenommen hatten. Indes vergrößerten sich die Fehlbeträge in der Dienstleistungsbilanz und der Bilanz der laufenden Übertragungen um 0,7 beziehungsweise 1,9 Mrd €.

Erneut Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr traten im Juni erneut Netto-Kapitalimporte (16,2 Mrd €) auf. Diese lagen allerdings deutlich unter dem hohen Niveau vom Mai (49,8 Mrd €). Ausschlaggebend war das Engagement ausländischer Portfolioinvestoren in Deutschland (11,0 Mrd €). Ihr Interesse richtete sich im Juni insbesondere auf hiesige Aktien (14,7 Mrd €). Schuldverschreibungen gaben sie im Berichtszeitraum – nach den hohen Zukäufen im Vormonat – in geringem Umfang wieder ab (2,9 Mrd €). Deutsche Wertpapieranleger verringerten ihr Auslandsengagement um 5,2 Mrd €. Dabei verkauften sie gebietsfremde Schuldverschreibungen (7,3 Mrd €) und erwarben Aktien im Umfang von 2,6 Mrd €.

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Juni Netto-Kapitalzuflüsse in Höhe von 9,8 Mrd €. Maßgeblich war, dass inländische Firmen Finanzmittel aus ihren Niederlassungen im Ausland abgezogen haben (7,2 Mrd €). Dies geschah im Wesentlichen über kurzfristige Kredite der Tochtergesellschaften an ihre hiesigen Konzernmütter (10,1 Mrd €). Weitere Kapitalimporte ergaben sich aus den Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen bei ihren deutschen Niederlassungen (2,5 Mrd €), die per saldo ausschließlich über konzerninterne Kredite erfolgten.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, traten im Juni Netto-Kapitalexporte in Höhe von 20,5 Mrd € auf. Entgegen diesem Trend kamen bei den Nichtbanken Gelder auf (6,7 Mrd €). Ausschlaggebend hierbei waren die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen (11,4 Mrd €). Die Transaktionen staatlicher Stellen hingegen führten zu einem Mittelabfluss im Umfang von 4,7 Mrd €. Weitere 27,2 Mrd € flossen durch das Bankensystem ins Ausland ab. Davon waren 13,4 Mrd € den Kreditinstituten zuzurechnen, die per saldo Verbindlichkeiten im Ausland tilgten. Die verbleibenden 13,8 Mrd € entfielen auf die Bundesbank; sie waren weitgehend der Zunahme des Verrechnungssaldos im Rahmen von TARGET2 zuzuschreiben.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht abgenommen (0,1 Mrd €).