Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2009

Leistungsbilanzüberschuss kräftig gestiegen

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juni 2009 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 13,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 9,1 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz und der Umschwung zu einem Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich der Überschuss im Außenhandel im Juni gegenüber dem Vormonat um 2,7 Mrd € auf 12,2 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt stieg er von 10,2 Mrd € auf 11,0 Mrd €. Dabei expandierten die wertmäßigen Ausfuhren (+7,0 %) etwas stärker als die Einfuhren (+6,8 %). Im zweiten Vierteljahr insgesamt lagen die nominalen Exporte dagegen saisonbereinigt um 2,8 % unter dem Wert des Vorquartals. Die Importe gaben sogar um 6,5 % nach. Die Verminderung der Einfuhren ist zu gut einem Fünftel auf niedrigere Preise zurückzuführen.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Juni einen Überschuss von 2,1 Mrd €, nach einem Defizit von 4,1 Mrd € im Mai. Ausschlaggebend dafür war die Verbesserung in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Per saldo ergab sich im Juni ein Plus von 4,6 Mrd €, nach einem Minus von 2,4 Mrd € im Vormonat. Dies hing vor allem mit dem Rückgang der Dividendenzahlungen an das Ausland zusammen, die in den beiden Vormonaten stark zugenommen hatten. Zudem sanken die Nettoausgaben bei den laufenden Übertragungen von 1,0 Mrd € auf 0,1 Mrd €. Dagegen nahm das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 1,7 Mrd € auf 2,4 Mrd € zu.

Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr ergaben sich im Juni per saldo Mittelabflüsse in Höhe von 8,9 Mrd €, nachdem es im Vormonat noch zu bedeutenden Netto-Kapitalimporten gekommen war (33,5 Mrd €). Für die Abflüsse war das Engagement deutscher Portfolio-Investoren im Ausland entscheidend (10,6 Mrd €, nach 15,1 Mrd € im Mai). Sie fragten in erster Linie Schuldverschreibungen gebietsfremder Emittenten nach (6,6 Mrd €), wobei sie Anleihen im Umfang von 7,7 Mrd € kauften, während sie sich von Geldmarktpapieren trennten (1,1 Mrd €). Außerdem erwarben sie für 3,3 Mrd € Investmentzertifikate. Ausländische Anleger engagierten sich dagegen nur in sehr beschränktem Maße in hiesigen Wertpapieren (1,7 Mrd €), nachdem sie noch im Vormonat ihre Bestände an deutschen Titeln kräftig aufgestockt hatten (48,6 Mrd €). Dabei ließ insbesondere ihr Interesse an Schuldverschreibungen stark nach (Verkäufe von 0,3 Mrd €, nach Käufen von 36,9 Mrd € im Mai). Hingegen erwarben sie weiterhin Aktien (4,4 Mrd €, nach 11,2 Mrd € im Mai), trennten sich allerdings von Investmentzertifikaten (2,4 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es auch im Juni zu Netto-Kapitalexporten (1,4 Mrd €, nach 1,1 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass inländische Eigner ihren Filialen und Töchtern im Ausland Finanzmittel in Höhe von 2,2 Mrd € zur Verfügung stellten (nach 8,4 Mrd € im Mai). Ungefähr die Hälfte des Betrages entfiel auf die Aufstockung von Beteiligungskapital. Ausländische Firmen engagierten sich nur in geringem Umfang in Deutschland (0,8 Mrd €). Dies geschah in erster Linie über die Vergabe von Handelskrediten an ihre in Deutschland ansässigen Niederlassungen.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, flossen im Juni per saldo Gelder aus Deutschland ab (21,3 Mrd €). Der Großteil der Kapitalexporte war den Nichtbanken zuzuschreiben (13,5 Mrd €), und hier wiederum staatlichen Stellen (13,8 Mrd €). Diese stockten insbesondere ihre kurzfristigen Bankguthaben im Ausland auf. Auf Seiten der Unternehmen und Privatpersonen kam es hingegen zu geringfügigen Kapitalzuflüssen (0,4 Mrd €). Im Bankensystem flossen weitere finanzielle Mittel ins Ausland ab (7,9 Mrd €). Ausschlaggebend waren Transaktionen, die über die Konten der Bundesbank abgewickelt wurden (30,4 Mrd €) und überwiegend im Großbetragszahlungsverkehrssystem TARGET2 auftraten. Bei den Kreditinstituten kamen hingegen Gelder aus dem Ausland auf (22,6 Mrd €). Hier schlug insbesondere die Tilgung kurzfristiger Finanzkredite durch ausländische Geschäftspartner zu Buche.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd € abgenommen.