Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2008

Leistungsbilanzüberschuss kräftig gestiegen

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juni – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 18,5 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 10,8 Mrd € über dem Wert des Vormonats. Dahinter standen ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz und ein geringeres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes vergrößerte sich der Außenhandelsüberschuss im Juni gegenüber dem Vormonat um 5,4 Mrd € auf 19,7 Mrd €. Bereinigt um Saison- und Kalendereinflüsse nahm er um 3,5 Mrd € auf 18,1 Mrd € zu. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren um 4,2 %, während die Einfuhren um 0,1 % nachgaben. Im zweiten Viertel­jahr insgesamt gingen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 0,4 % zurück. Die Importe lagen um 1,8 % unter dem Stand der Vorperiode, obgleich sich in der Zeit die Einfuhren stark verteuerten.

Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verminderte sich im Juni auf 0,6 Mrd €, nach 5,3 Mrd € im Mai. Dazu hat vor allem der Umschwung in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen beigetragen. Hier ergab sich ein Plus von 3,3 Mrd €, verglichen mit einem Minus von 3,2 Mrd € im Vormonat. Dies hing vor allem mit dem Rückgang der Dividendenzahlungen an das Ausland zusammen, die in den beiden Vormonaten stark gestiegen waren. Zudem verringerte sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz leicht um 0,1 Mrd € auf 1,7 Mrd €. Dagegen nahm der Passivsaldo bei den laufenden Übertragungen um 1,9 Mrd € auf 2,2 Mrd € zu.

Netto-Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr traten im Juni Netto-Kapital­importe (28,6 Mrd €) auf, nachdem es in den Monaten zuvor zu Abflüssen gekommen war (27,2 Mrd € im April und 3,9 Mrd € im Mai). Ausschlaggebend für den Umschwung war einerseits, dass sich ausländische Anleger mit 39,2 Mrd € verstärkt in deutschen Wertpapieren engagierten (nach 18,2 Mrd € im Mai). Sie fragten dabei sowohl Schuldverschreibungen (32,9 Mrd €) als auch Aktien (9,0 Mrd €) nach, nachdem sie sich im Vormonat noch von Dividendenwerten getrennt hatten (11,0 Mrd €). Andererseits reduzierten deutsche Investoren ihren Wertpapiererwerb im Ausland um etwas mehr als die Hälfte auf 10,6 Mrd €. So verringerten sie ihre Käufe von Schuldverschreibungen auf 14,6 Mrd € (nach 22,1 Mrd € im Mai) und veräußerten Aktien für 1,2 Mrd €.

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Juni hingegen erneut zu Netto-Kapitalabflüssen (15,6 Mrd €, nach 8,9 Mrd € und 5,0 Mrd € im April bzw. Mai). Ursächlich waren die Auslandsinvestitionen deutscher Firmen, die sich auf 19,5 Mrd € beliefen. Diese stockten ihr Beteiligungskapital bei ausländischen Niederlassungen kräftig auf (9,7 Mrd €), wobei ein großer Teil auf eine Unternehmensakquisition im Energiesektor zurückzuführen war. Ferner flossen Mittel im Kreditverkehr der internationalen Konzerne ins Ausland (7,7 Mrd €). Umgekehrt stellten ausländische Eigner ihren in Deutschland ansässigen Tochterunternehmen Mittel in Höhe von 3,9 Mrd € zur Verfügung, vor allem in Form von Krediten.

Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, schloss im Juni per saldo mit Mittelabflüssen (46,9 Mrd €, nach 15,2 Mrd € im Mai). Auf Seiten der Nichtbanken führten die Dispositionen zu einem in etwa ausgeglichenen Saldo (‑ 0,6 Mrd €). Dabei standen Kapitalexporten beim Staat (9,6 Mrd €) ‑ vorrangig durch den Aufbau kurzfristiger Bankguthaben im Ausland ‑, Kapitalimporte bei Unternehmen und Privatpersonen gegenüber (9,0 Mrd €). Hingegen verzeichnete das Bankensystem Mittelabflüsse im Umfang von 46,3 Mrd €, die als Reflex aller anderen Zahlungsbilanztransaktionen an­gesehen werden können. Auf die Kreditinstitute entfielen davon 41,7 Mrd €. Ferner erhöhte sich der Forderungsbestand der Bundesbank gegenüber dem Ausland um 4,7 Mrd €, und dies vor allem im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,7 Mrd € gestiegen.