Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2005
Leistungsbilanzüberschuss im Juni stark gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz schloss im Juni mit einem Überschuss von 10,4 Mrd € um 4,8 Mrd € über dem Wert des Vormonats. Hauptsächlich war dies auf den in gleichem Ausmaß gestiegenen Handelsbilanzsaldo zurückzuführen. Das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen, verringerte sich nur leicht.
Vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge wuchs derÜberschuss im Außenhandel im Juni um 4,8 Mrd € auf 16,8 Mrd €. Nach Ausschaltung saisonaler Einflüsse lag der Handelsbilanzsaldo mit knapp 15 Mrd € um 2 ½ Mrd € über dem Wert des Vormonats. Dies war auf stark rückläufige Wareneinfuhren zurückzuführen, die das hohe Niveau vom Mai in saisonbereinigter Rechnung um 5 ½ % unterschritten. Gleichzeitig verringerten sich auch die Warenausfuhren leicht gegenüber dem guten Vormonatsergebnis (-½ %). In der Quartalsbetrachtung (April bis Juni gegenüber Januar bis März) legten die Exporte dagegen saisonbereinigt um gut 2 % zu. Die Importe verzeichneten im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 3 ½ %.
Das Defizit bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verringerte sich im Vergleich zum Vormonat leicht um 0,4 Mrd € auf 5,2 Mrd €. Der Ausweitung der Defizite in der Dienstleistungsbilanz (um 0,4 Mrd € auf 2,9 Mrd €) und bei den laufenden Übertragungen (um 0,9 Mrd € auf 2,9 Mrd €) stand dabei ein kräftiger Umschwung der Erwerbs- und Vermögenseinkommensbilanz von 1,7 Mrd € auf einen Aktivsaldo von 0,7 Mrd € gegenüber.
Weiterhin hohe Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Wie im Mai führte der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr auch im Juni zu hohen Netto-Kapitalimporten (47,5 Mrd €, nach 26,2 Mrd € im Monat zuvor). Für die Zuflüsse war die Ausweitung des Engagements ausländischer Portfolioinvestoren in Deutschland um per saldo 69,8 Mrd € entscheidend, was nahezu einer Verdopplung gegenüber dem Monat Mai entspricht. Ihre Käufe verteilten sich etwa gleichmäßig auf hiesige Aktien (34,4 Mrd €) und Rentenwerte (35,4 Mrd €), wobei sie sowohl öffentliche (20,2 Mrd €) als auch private Anleihen (15,2 Mrd €) nachfragten. Auch inländische Anleger bauten ihre internationalen Wertpapierportefeuilles weiter aus (netto um 22,2 Mrd €, nach 10,7 Mrd € im Mai). Schwerpunkt ihrer Investitionen bildeten ausländische Rentenwerte (18,9 Mrd €) und bei diesen vor allem Euro-Anleihen. Daneben erwarben sie Investmentzertifikate (4,0 Mrd €), während sie sich in geringem Umfang von Aktien trennten (1,1 Mrd €).
Anders als im Wertpapierverkehr ergaben sich im Juni im Bereich der Direktinvestitionen Mittelabflüsse, und zwar in Höhe von per saldo 7,1 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war, dass inländische Firmen ihren ausländischen Niederlassungen mehr Kapital zur Verfügung gestellt haben (10,9 Mrd €). In erster Linie geschah dies durch konzerninterne Kredite, auf die 8,8 Mrd € entfielen. Ferner stockten sie ihr Beteiligungskapital im Ausland auf (1,7 Mrd €). Ausländische Muttergesellschaften führten ihren deutschen Töchtern ebenfalls Kapital zu (3,9 Mrd €). Auch hier spielten die Kredite zwischen den verbundenen Unternehmen im In- und Ausland die entscheidende Rolle (5,0 Mrd €), während sie ihr Beteiligungskapital nahezu unverändert ließen.
Im unverbrieften Kreditverkehr der Nichtbanken kam es im Juni zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 7,5 Mrd €. Vorrangig kamen die Mittel bei den Unternehmen und Privatpersonen auf (6 Mrd €). Aber auch die Finanzdispositionen staatlicher Stellen führten zu Mittelzuflüssen (1,5 Mrd €). Hingegen wurden im Kreditverkehr des Bankensystems Kapitalexporte in Höhe von per saldo 55,8 Mrd € ausgewiesen. Während durch die grenzüberschreitenden Transaktionen der Banken 74,6 Mrd € ins Ausland transferiert wurden, führte insbesondere der Forderungsabbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET zu einem Mittelaufkommen im Umfang von 18,8 Mrd € bei der Deutschen Bundesbank.
Die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank sind im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 1,0 Mrd € gefallen.