Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2021

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juli 2021 einen Überschuss von 17,6 Mrd . Das Ergebnis lag um 5,0 Mrd  unter dem Niveau des Vormonats. Zwar stieg der Überschuss im Warenhandel, der Aktivsaldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, ging aber deutlich zurück.

Im Warenhandel erhöhte sich der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber Juni um 1,1 Mrd  auf 17,5 Mrd . Dabei verminderten sich die Wareneinfuhren stärker als die Warenausfuhren.

Der Überschuss bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verringerte sich im Juli um 6,1 Mrd  auf 0,1 Mrd . Zu diesem Rückgang trugen sowohl die Dienstleistungen als auch die Primär- und Sekundäreinkommen bei. Die Dienstleistungsbilanz verzeichnet einen Umschwung von einem Überschuss im Juni von 0,4 Mrd € in ein Defizit von 2,4 Mrd € im Berichtsmonat. Ausschlaggebend dafür war der starke Anstieg der Aufwendungen von Inländern für Dienstleistungen im Ausland; dies betraf insbesondere Reiseverkehrsausgaben, da die verbesserte pandemische Lage wieder mehr Auslandsreisen ermöglichte. Das Defizit in der Bilanz der Sekundäreinkommen erhöhte sich um 2,8 Mrd € auf 5,7 Mrd €. Auch hier stiegen im Vergleich zum Vormonat vor allem die Zahlungen an das Ausland, die in erster Linie mit gestiegenen staatlichen Ausgaben für laufende Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit zusammenhingen. Der Überschuss der Primäreinkommen verringerte sich leicht um 0,5 Mrd € auf 8,2 Mrd €, vor allem wegen gesunkener Einnahmen bei den Vermögenseinkommen aus Wertpapieranlagen.

Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr

Im Juli 2021 verzeichneten die internationalen Finanzmärkte eine höhere Volatilität. Ursächlich waren zwischenzeitliche Wachstumssorgen wegen steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus in verschiedenen Regionen. Vor diesem Hintergrund ergaben sich im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands Netto-Kapitalexporte von 31,0 Mrd  (nach 38,1 Mrd  im Juni). Inländische Anleger fragten ausländische Wertpapiere für 14,8 Mrd € nach. Sie kauften Investmentzertifikate (5,2 Mrd €) und Aktien (4,4 Mrd €) sowie Anleihen (3,2 Mrd €) und Geldmarktpapiere (1,9 Mrd €). Umgekehrt stießen ausländische Anleger deutsche Wertpapiere für 16,2 Mrd € ab. Dabei trennten sie sich von Anleihen (14,1 Mrd €), Geldmarktpapieren (3,5 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,8 Mrd €). Hingegen nahmen sie in Deutschland emittierte Aktien in ihre Wertpapierportfolios auf (2,2 Mrd €).

Der Saldo der Finanzderivate schloss im Juli per saldo mit Mittelabflüssen (2,0 Mrd ).

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Juli Netto-Kapitalexporte von 6,5 Mrd  (Juni: 3,9 Mrd ). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 4,9 Mrd €. Dabei steigerten sie ihr Beteiligungskapital an ausländischen Unternehmen (7,1 Mrd €) – davon entfiel knapp die Hälfte auf reinvestierte Gewinne. Hingegen flossen über den konzerninternen Kreditverkehr Mittel ab (2,2 Mrd €). Ausländische Firmen reduzierten die Direktinvestitionsmittel bei ihren in Deutschland angesiedelten Unternehmenseinheiten um 1,6 Mrd €. Ausschlaggebend dafür waren die Kapitalabflüsse im konzerninternen Kreditverkehr (3,5 Mrd €); diese waren in erster Linie der Tilgung von Krediten zuzuschreiben, die ausländische Niederlassungen ihren inländischen Muttergesellschaften zuvor eingeräumt hatten. Im Gegensatz dazu floss den Niederlassungen ausländischer Gesellschaften in Deutschland Beteiligungskapital zu (1,9 Mrd €).

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Juli per saldo Mittelzuflüsse von 46,6 Mrd  (nach 17,9 Mrd  im Juni). Dabei flossen der Bundesbank per saldo Gelder aus dem Ausland zu (60,7 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass die TARGET2-Forderungen gegenüber der EZB deutlich sanken (76,9 Mrd €). Hingegen verringerten sich die Verbindlichkeiten der Bundesbank gegenüber dem Ausland (12,7 Mrd €) – insbesondere gegenüber Ansässigen außerhalb des Euroraums. Die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) verzeichneten Netto-Kapitalexporte (26,6 Mrd €). Die Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen (12,4 Mrd €) sowie des Staates (0,1 Mrd €) führten per saldo jeweils zu Mittelzuflüssen.

Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht um 0,1 Mrd .