Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2019
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juli 2019 einen Überschuss von 22,1 Mrd €. Das Ergebnis lag um 1,2 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand ein Anstieg des Aktivsaldos im Warenhandel, der den Rückgang des Saldos im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, überwog.
Der Überschuss im Warenhandel erhöhte sich im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 5,7 Mrd € auf 23,4 Mrd €. Dabei expandierten die Warenausfuhren stärker als die Wareneinfuhren.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen wiesen im Juli ein Defizit in Höhe von 1,3 Mrd € auf, nach einem Überschuss von 3,2 Mrd € im Vormonat. Wesentlich für den Umschwung waren größere Passivsalden in der Dienstleistungsbilanz und bei den Sekundäreinkommen. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz weitete sich um 3,0 Mrd € auf 5,4 Mrd € aus. Die Einkünfte nahmen zwar zu; höhere Einnahmen vor allem bei den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum, beim Reiseverkehr und bei den Transportleistungen überwogen dabei den Rückgang insbesondere im Bereich der EDV-Dienstleistungen. Noch stärker als die Einkünfte stiegen jedoch die Ausgaben, wozu die jahreszeitübliche Ausweitung der Reiseverkehrsaufwendungen erheblich beitrug. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen vergrößerte sich um 1,3 Mrd € auf 4,6 Mrd €. Hier sanken die Einnahmen, was vor allem mit geringeren Einkünften des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen in Verbindung stand. Zudem stiegen die Ausgaben leicht, da sich die Zahlungen des Staates und der nichtstaatlichen Sektoren an Gebietsfremde erhöhten. Bei den Primäreinkommen verminderten sich die Nettoeinkünfte geringfügig um 0,2 Mrd € auf 8,7 Mrd €. Die Einnahmen gaben nach, was insbesondere mit niedrigeren Dividendeneinkünften aus Wertpapierengagements zusammenhing. Etwas schwächer war der Rückgang bei den Aufwendungen, zu dem ebenfalls geringere Dividendenzahlungen wesentlich beitrugen.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Vor dem Hintergrund der Markterwartung auf weitere Zinssenkungen flossen im Juli 2019 im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Mittel in Höhe von netto 10,8 Mrd € (Juni: 19,8 Mrd €) aus Deutschland ab. Wesentlich für diese Entwicklung war, dass hiesige Anleger für 9,7 Mrd € ausländische Wertpapiere nachfragten. Sie erwarben Anleihen (6,5 Mrd €), Investmentzertifikate (3,6 Mrd €) und Aktien (0,9 Mrd €); hingegen veräußerten sie Geldmarktpapiere (1,3 Mrd €). Ausländische Investoren reduzierten per saldo ihre Bestände an deutschen Wertpapieren, und zwar um 1,0 Mrd €. Dabei trennten sie sich von Anleihen (4,9 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,4 Mrd €), kauften aber Geldmarktpapiere (2,6 Mrd €) und Aktien (1,6 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Juli Netto-Kapitalimporte von 3,9 Mrd € (Juni: Netto-Kapitalexporte von 2,1 Mrd €). Maßgeblich dafür war, dass ausländische Firmen ihre Direktinvestitionen in Deutschland erhöhten (8,1 Mrd €). Dies geschah vorrangig durch konzerninterne Kredite (6,5 Mrd €). Zusätzlich stockten sie ihr Beteiligungskapital in Deutschland auf (1,7 Mrd €). Deutsche Firmen investierten per saldo 4,2 Mrd € im Ausland. Dabei erhöhten sie ihr Beteiligungskapital (2,2 Mrd €) und vergaben Kredite innerhalb des Konzerns (2,0 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam im Juli per saldo Kapital in Höhe von 10,8 Mrd € aus dem Ausland auf (Juni: 8,5 Mrd €). Ausschlaggebend waren hohe Mittelzuflüsse bei der Bundesbank im Umfang von 45,9 Mrd €. Dabei ging der deutsche TARGET2-Saldo um 71,4 Mrd € zurück; hingegen führten rückläufige Einlagen von ausländischen Geschäftspartnern bei der Bundesbank zu Kapitalabflüssen (25,7 Mrd €). Bei den Monetären Finanzinstituten (ohne Bundesbank) ergaben sich Kapitalexporte (33,5 Mrd €). Zusätzlich flossen Gelder bei den Nichtbanken ab (1,6 Mrd €), vor allem durch Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen mit dem Ausland (1,3 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht um 0,3 Mrd €.