Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2017
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juli 2017 einen Überschuss von 19,4 Mrd €. Das Ergebnis lag um 5,6 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dazu trugen Verschlechterungen sowohl des Aktivsaldos im Warenhandel als auch des Saldos im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, etwa hälftig bei.
Der Überschuss im Warenhandel verringerte sich im Vormonatsvergleich um 2,8 Mrd € auf 22,2 Mrd € im Juli. Dabei nahmen die Warenexporte stärker ab als die Warenimporte.
Der im Vormonat ausgeglichene Saldo bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen sank im Juli um 2,8 Mrd € auf ein Defizit in dieser Höhe. Entscheidend für diese Entwicklung war der Anstieg des Passivsaldos in der Dienstleistungsbilanz um 2,4 Mrd € auf 3,8 Mrd €. Zum einen stand dahinter der jahreszeitlich übliche Anstieg der Reiseverkehrsausgaben, zum anderen aber konnten die hohen Einnahmen des Vormonats aus EDV- und sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen nicht gehalten werden. Die Nettoausgaben bei den Sekundäreinkommen stiegen ebenfalls. Das Defizit vergrößerte sich in diesem Fall um 0,8 Mrd € auf 4,4 Mrd €, hauptsächlich wegen geringerer Einnahmen des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen von Nicht-Gebietsansässigen. Entgegengesetzt wirkte der leichte Anstieg des Überschusses der Primäreinkommen um 0,4 Mrd € auf 5,4 Mrd € im Berichtsmonat.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Die internationalen Finanzmärkte standen im Juli im Zeichen einer gefestigten globalen Konjunktur und der Markterwartungen bezüglich der Geldpolitik insbesondere im Euroraum und in den USA. Vor diesem Hintergrund kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 33,4 Mrd €. Mehr als die Hälfte dieser Abflüsse waren auf Nettoverkäufe und -tilgungen inländischer Wertpapiere zurückzuführen (18,6 Mrd €), die von gebietsfremden Anlegern gehalten worden waren. Der Großteil entfiel auf Anleihen (15,9 Mrd €), insbesondere auf Anleihen der öffentlichen Hand. Darüber hinaus trennten sich Ausländer von Geldmarktpapieren (2,5 Mrd €) und Aktien (1,1 Mrd €), erwarben hingegen in geringem Umfang Investmentzertifikate (0,9 Mrd €). Inländische Investoren stockten ihr Portfolio ausländischer Wertpapiere auf (14,8 Mrd €). Hierbei überwog der Erwerb von Anleihen (9,2 Mrd €), aber auch Investmentzertifikate (3,9 Mrd €), Aktien (1,1 Mrd €) und Geldmarktpapiere (0,6 Mrd €) wurden gekauft.
Im Bereich der Direktinvestitionen waren im Juli Kapitalexporte (netto 0,3 Mrd €) zu verzeichnen. Das Neuengagement hiesiger Firmen jenseits der Landesgrenzen (3,2 Mrd €) war auf eine Ausweitung des Beteiligungskapitals zurückzuführen; dabei spielten auch reinvestierte Gewinne eine Rolle (1,2 Mrd €). Dagegen war die Kreditvergabe an verbundene Unternehmen im Juli negativ (1,2 Mrd €), was auf eine Verminderung der Handelskredite zurückzuführen war (2,1 Mrd €). Ausländische Direktinvestoren führten verbundenen Unternehmen im Inland Finanzmittel in Höhe von 2,9 Mrd € zu. Dies erfolgte sowohl durch zusätzlich bereitgestelltes Beteiligungskapital (1,9 Mrd €) als auch über Kredite (1,0 Mrd €) – und zwar ausschließlich über Finanzkredite, bei verringerten Handelskrediten.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juli zu Netto-Kapitalimporten (16,6 Mrd €). Dabei sanken die Forderungen gegenüber dem Ausland (23,4 Mrd €) stärker als die Verbindlichkeiten (6,9 Mrd €). Mittelzuflüsse ergaben sich vorwiegend bei den Geschäftsbanken (netto 16,9 Mrd €); auf Unternehmen und Privatpersonen entfielen 1,1 Mrd €. Auch der Staat hatte Netto-Kapitalimporte zu verzeichnen (3,6 Mrd €). Dagegen dominierten bei der Bundesbank per saldo die Kapitalexporte (5,0 Mrd €). Zwar fielen die TARGET2-Forderungen im Juli leicht um 4,3 Mrd €, doch wurde dies durch die ebenfalls gesunkenen Verbindlichkeiten der Bundesbank mehr als kompensiert.
Die Währungsreserven der Bundesbank erhöhten sich im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,5 Mrd €.