Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2012

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juli 2012 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 12,8 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 5,7 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank der Überschuss im Außenhandel im Juli gegenüber dem Vormonat um 1,1 Mrd € auf 16,9 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er leicht um 0,2 Mrd € auf 16,1 Mrd € ab. Dies lag daran, dass die wertmäßigen Einfuhren mit einer Zunahme von 0,9 % etwas stärker wuchsen als die Ausfuhren mit 0,5 %. Verglichen mit dem Durchschnitt des zweiten Quartals wiesen sowohl die nominalen Importe als auch die Exporte eine Steigerung von 0,9 % auf. Preiseffekte spielten in beiden Fällen keine dominierende Rolle. 

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Juli ein Defizit von 1,2 Mrd €, nach einem Überschuss von 3,2 Mrd € im Juni. Dazu haben Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Maßgeblich war dabei der Rückgang in der Dienstleistungsbilanz um 3,8 Mrd € gegenüber dem Vormonat auf einen Fehlbetrag von 3,6 Mrd €. Dahinter steht zum Teil der zu dieser Jahreszeit übliche Anstieg der Reiseverkehrsausgaben, zum anderen sind aber auch Sonderentwicklungen wie geringere Einnahmen aus EDV-Leistungen und aus Forschung und Entwicklung sowie verminderte Transithandelserträge dafür verantwortlich. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen verringerte sich um 0,4 Mrd € auf 4,9 Mrd €. Der Fehlbetrag in der Bilanz der laufenden Übertragungen stieg um 0,2 Mrd € auf 2,5 Mrd € im Berichtsmonat.

Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr

Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr verzeichnete im Juli Netto-Kapitalexporte im Umfang von 7,9 Mrd €, nach Kapitalzuflüssen in Höhe von 7,5 Mrd € im Monat zuvor. Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass Gebietsansässige wieder ausländische Wertpapiere gekauft haben (9,9 Mrd €). Hiesige Investoren erwarben Schuldverschreibungen gebietsfremder Emittenten für 5,1 Mrd €, während sie im Vormonat solche Titel noch in gleichem Umfang abgestoßen hatten. Ihre Nachfrage richtete sich vor allem auf in Euro denominierte Anleihen (5,7 Mrd €). Daneben erhöhten deutsche Anleger in ihren Aktienportfolios die Bestände an ausländischen Dividendentiteln (2,0 Mrd €). Gebietsfremde Anleger kauften im Juli per saldo deutsche Wertpapiere im Umfang von 2,1 Mrd €. Sie konzentrierten sich auf Geldmarktpapiere (5,0 Mrd €) und Aktien (1,8 Mrd €), gaben im Gegenzug aber Anleihen ab (4,8 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Juli, wie im Wertpapierverkehr, zu Kapitalabflüssen (2,6 Mrd €). Maßgeblich hierfür war, dass hiesige Firmen ihre Auslandsinvestitionen um 2,9 Mrd € erhöhten. Dabei spielte die Bereitstellung von Beteiligungskapital (5,1 Mrd €) die dominierende Rolle. Daneben reinvestierten hiesige Eigner Gewinne ihrer Auslandstöchter im Umfang von 2,1 Mrd €. Über den konzerninternen Kreditverkehr wurden hingegen Mittel aus den Niederlassungen abgezogen (4,2 Mrd €). Gebietsfremde Eigner erhöhten ihre Direktinvestitionen in Deutschland um 0,3 Mrd €.

Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im Juli Netto-Kapitalimporte in Höhe von 9,2 Mrd €. Entgegen dieser Tendenz flossen bei den Nichtbanken Mittel ab (6,1 Mrd €), vorwiegend bei den Unternehmen und Privatpersonen (6,9 Mrd €). Das Bankensystem hingegen verbuchte Mittelzuflüsse (15,3 Mrd €). Diese entfielen jedoch, ausgelöst durch höhere Einlagen Gebietsfremder, per saldo ausschließlich auf die Bundesbank (18,2 Mrd €). Bei den Kreditinstituten flossen Mittel in Höhe von 2,9 Mrd € ab.

Die Währungsreserven der Bundesbank blieben im Juli – zu Transaktions­werten gerechnet – unverändert.