Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2008

Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken

Der Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz fiel im Juli - gemessen an den Ursprungsdaten - mit 11,8 Mrd € um 7,1 Mrd € niedriger aus als im Vormonat. Dies ist vor allem auf den geringeren Aktivsaldo in der Handelsbilanz zurückzuführen. Zudem erhöhte sich das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verringerte sich der Außenhandelsüberschuss im Juli gegenüber dem Vormonat um 6,0 Mrd € auf 13,9 Mrd €. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen nahm er um 6,4 Mrd € auf 11,8 Mrd € ab. Dabei gaben die wertmäßigen Ausfuhren um 1,7 % nach, während die Einfuhren kräftig um 7,4 % zulegten. Verglichen mit dem Durchschnitt des 2. Vierteljahrs sanken die nominalen Exporte saisonbereinigt leicht (-0,2 %); in realer Rechnung waren sie aber stärker rückläufig. Die Importe wuchsen um 7,3 %; dies lag jedoch zu etwa einem Drittel an höheren Preisen, vor allem für Energie und andere Rohstoffe.

Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen vergrößerte sich im Juli auf 1,3 Mrd €, nach 0,3 Mrd € im Juni. Dazu haben die zu einem großen Teil ferienbedingte Ausweitung des Defizits in der Dienstleistungsbilanz um 0,8 Mrd € auf 2,6 Mrd € sowie die Erhöhung der Netto-Ausgaben bei den laufenden Übertragungen um 0,6 Mrd € auf 2,7 Mrd € beigetragen. Demgegenüber stieg der Aktivsaldo in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen auf 4,0 Mrd €, nach 3,6 Mrd € im Vormonat.

Netto-Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im Juli erneut zu Netto-Kapitalimporten. Diese lagen mit 6,7 Mrd € allerdings deutlich niedriger als im Juni (26,6 Mrd €). Ausschlaggebend für den Rückgang war, dass sich ausländische Anleger mit 5,8 Mrd € im Vergleich zum Vormonat (39,0 Mrd €) deutlich weniger in deutschen Wertpapieren engagierten. Sie fragten dabei per saldo ausschließlich Schuldverschreibungen nach (10,6 Mrd €), hauptsächlich in Form privater Anleihen (9,5 Mrd €). Dagegen trennten sie sich von Aktien (3,9 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,8 Mrd €). Deutsche Investoren reduzierten ihr Auslandsengagement im Juli um 0,9 Mrd €. Sie gaben ausländische Aktien (1,6 Mrd €) und Investmentzertifikate (0,5 Mrd €) ab und erwarben Schuldverschreibungen ausländischer Emittenten (1,3 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Juli zu Netto-Kapitalabflüssen (11,4 Mrd €, nach 16,5 im Juni). Maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ausländische Eigner bei ihren deutschen Niederlassungen Mittel in Höhe von 7,8 Mrd € abgezogen haben. Dies geschah im Wesentlichen durch die Rückzahlung zuvor gewährter Finanzkredite durch hiesige Töchter. Die Auslandsinvestitionen deutscher Firmen beliefen sich im Juli auf 3,6 Mrd €.

Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, schloss im Juli per saldo mit Mittelzuflüssen in Höhe von 9,5 Mrd €, nach Abflüssen von 46,5 Mrd € im Monat davor. Ausschlaggebend waren die Transaktionen der Nichtbanken (8,7 Mrd €). Dabei standen Kapitalimporte öffentlicher Stellen (21,6 Mrd €) vorrangig durch die Rückführung kurzfristiger Bankguthaben im Ausland , Kapitalexporten bei Unternehmen und Privatpersonen gegenüber (12,9 Mrd €). Das Bankensystem verzeichnete Mittelzuflüsse im Umfang von 0,8 Mrd €. Während auf Seiten der Kreditinstitute 2,1 Mrd € abflossen, kamen bei der Bundesbank 2,9 Mrd € auf.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Juli - zu Transaktionswerten gerechnet - um 1,2 Mrd € abgenommen.