Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2020
Leistungsbilanzüberschuss deutlich zurückgegangen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Januar 2020 einen Überschuss von 16,6 Mrd €. Das Ergebnis lag um 8,1 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Der Aktivsaldo im Warenhandel nahm zwar zu, aber deutlich stärker verminderte sich der Aktivsaldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Der Überschuss im Warenhandel erhöhte sich im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 1,4 Mrd € auf 14,2 Mrd €. Die Wareneinfuhren im Außenhandel expandierten zwar kräftiger als die Warenausfuhren. Zudem verminderten sich die Nettoverkäufe im Transithandel. Hinzu kam auf der Exportseite jedoch ein deutlicher Rückgang bei den Absetzungen zum Außenhandel. Insbesondere nahmen die Ausfuhren in Verbindung mit Lohnveredelung ab.
Der Aktivsaldo der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen nahm im Januar um 9,5 Mrd € auf 2,4 Mrd € ab. Dahinter standen Saldorückgänge in allen drei Teilbilanzen. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen gaben um 4,1 Mrd € auf 9,9 Mrd € nach; dazu trug insbesondere die Normalisierung bei den sonstigen Einkünften bei, nachdem im Dezember – wie zum Jahresende üblich – der Großteil der Agrarsubventionen aus dem EU-Haushalt ausgezahlt worden war. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen weitete sich um 2,9 Mrd € auf 7,1 Mrd € aus. Wesentlich dafür war der Anstieg staatlicher Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen standen und den Rückgang der Aufwendungen für laufende Übertragungen im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit deutlich überwogen. Hinzu kamen geringere Einnahmen, insbesondere des Staates, aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen Gebietsfremder. Die Dienstleistungsbilanz wies im Januar einen Passivsaldo von 0,4 Mrd € auf, nach einem Aktivsaldo von 2,2 Mrd € im Vormonat. Dabei sanken die Ausgaben maßgeblich wegen geringerer Aufwendungen im Bereich der sonstigen unternehmensbezogenen Dienste und der EDV-Dienstleistungen. Noch stärker gaben aber die Einnahmen nach, vor allem da zusätzlich die Einnahmen aus Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum zurückgingen.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im Januar 2020 war die Stimmung an den Finanzmärkten von erhöhter Unsicherheit geprägt; hierzu trugen der zeitweilig verschärfte Konflikt zwischen den USA und dem Iran und – ab der zweiten Monatshälfte – die Ausbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) in China bei. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalimporte von 9,4 Mrd € (Dezember 2019: Netto-Kapitalexporte von 35,8 Mrd €). Ausländische Investoren erwarben per saldo deutsche Wertpapiere (32,9 Mrd €). Hierbei spielten sichere Anlagen wie Geldmarktpapiere (18,2 Mrd €) und Anleihen (14,3 Mrd €) eine wichtige Rolle. In geringem Umfang kauften ausländische Anleger zudem Aktien (0,5 Mrd €), während sie sich von Investmentzertifikaten trennten (0,1 Mrd €). Inländische Investoren nahmen im Ergebnis Wertpapiere aus dem Ausland für 23,5 Mrd € in ihre Portfolios auf. Sie erwarben breit gestreut Investmentzertifikate (9,4 Mrd €), Anleihen (6,4 Mrd €), Aktien (4,8 Mrd €) und Geldmarktpapiere (2,8 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Januar zu Netto-Kapitalexporten von 1,1 Mrd € (nach 5,7 Mrd € im Dezember 2019). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 3,6 Mrd €. Ausschlaggebend war die Aufstockung von Beteiligungskapital um 8,2 Mrd €, vorwiegend durch reinvestierte Gewinne. Dagegen kam es im grenzüberschreitenden konzerninternen Kreditverkehr – insbesondere bei den Handelskrediten – zu Rückzahlungen in Höhe von 4,7 Mrd €; hierbei tilgten vor allem ausländische Tochtergesellschaften ihre zuvor von den inländischen Muttergesellschaften erhaltenen Kredite. Ausländische Unternehmen engagierten sich per saldo ebenfalls stärker mit Direktinvestitionen in Deutschland (2,4 Mrd €). Sie stellten ihren verbundenen Unternehmen mehr Beteiligungskapital zur Verfügung (2,8 Mrd €), ebenfalls überwiegend durch reinvestierte Gewinne. Im konzerninternen Kreditverkehr ergaben sich dagegen per saldo Mittelabflüsse aus Deutschland (0,4 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Januar zu Netto-Kapitalimporten von 6,9 Mrd € (nach 14,1 Mrd € im Dezember 2019). Verantwortlich waren vornehmlich gesunkene Nettoforderungen der Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) gegenüber dem Ausland von 28,3 Mrd €. Demgegenüber kam es bei der Bundesbank per saldo zu Mittelabflüssen (6,3 Mrd €). Hier gingen die – im Vormonat stark gestiegenen – Einlagen ausländischer Geschäftspartner noch stärker zurück als die TARGET2-Forderungen gegenüber der EZB (83,8 Mrd €). Die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen (14,0 Mrd €) sowie des Staates (1,1 Mrd €) führten im Ergebnis ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten.
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,9 Mrd € an.