Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2015
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Januar 2015 einen Überschuss von 16,8 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 9,2 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Das stand vor allem in Verbindung mit niedrigeren Nettoeinnahmen im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen. Zudem verminderte sich der Aktivsaldo im Warenhandel.
Der Überschuss im Warenhandel nahm im Januar um 2,5 Mrd € auf 15,8 Mrd € ab. Dabei bewegten sich die Warenausfuhren auf dem Niveau des Vormonats, während die Wareneinfuhren deutlich anstiegen.
Der Aktivsaldo bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen sank im Januar um 6,8 Mrd € auf 1,0 Mrd €. Saldenverschlechterungen gab es in der Bilanz der Primäreinkommen und in der Dienstleistungsbilanz. Bei den Primäreinkommen ermäßigten sich die Nettoeinnahmen um 3,9 Mrd € auf 7,7 Mrd €. Maßgeblich dafür war eine Normalisierung der sonstigen Einkünfte, nachdem im Dezember wie zum Jahresende üblich die Agrar-Subventionen im Rahmen des EU-Haushalts ausgezahlt worden waren. Gedämpft wurde der Rückgang allerdings durch den Anstieg der Zinseinnahmen aus langfristigen Schuldverschreibungen. Für diese Investmentkategorie hatten sich zudem die Ausgaben deutlich vermindert, dies wurde jedoch durch höhere Dividendenzahlungen mehr als kompensiert. In der Dienstleistungsbilanz schwang der Überschuss vom Dezember in Höhe von 0,8 Mrd € wieder zu einem Defizit von 2,4 Mrd € um. Dazu haben vor allem weniger Einnahmen aus EDV-Diensten beigetragen. Hinzu kam, dass sich bei den Forschungs- und Entwicklungsleistungen sowie bei den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum die Einnahmen stärker verminderten als die Ausgaben und dass die Reiseverkehrsausgaben wieder zunahmen. Dagegen ging der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen leicht um 0,3 Mrd € auf 4,4 Mrd € zurück.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Die internationalen Finanzmärkte standen im ersten Monat dieses Jahres unter dem Einfluss der Ankündigung umfangreicher Wertpapierkäufe durch das Eurosystem sowie der politischen Entwicklung in Griechenland. Vor diesem Hintergrund ergaben sich im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands im Januar Netto-Kapitalimporte in Höhe von 3,4 Mrd €. Insgesamt erwarben ausländische Investoren per saldo deutsche Wertpapiere im Wert von 15,7 Mrd €. Sie trennten sich im Ergebnis zwar von deutschen Aktien (5,9 Mrd €), stockten jedoch ihre Bestände an inländischen Schuldverschreibungen kräftig auf (20,1 Mrd €). Hierbei bevorzugten ausländische Anleger vor allem Geldmarktpapiere (netto 14,7 Mrd €) und private Anleihen (7,7 Mrd €). Sie trennten sich dagegen von deutschen öffentlichen Anleihen im Wert von 2,3 Mrd € netto. Hiesige Investoren erhöhten im Januar ihre ausländischen Wertpapierbestände um 12,4 Mrd €. Während sie sich von Dividendenpapieren trennten (netto 1,0 Mrd €), kauften sie im Ausland per saldo vor allem Anleihen (7,2 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (4,1 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Januar zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 8,2 Mrd €. Ausschlaggebend war, dass gebietsansässige Unternehmen im Ausland 5,9 Mrd € investierten und ausländische Investoren ihr Engagement in Deutschland per saldo um 2,3 Mrd € zurückfuhren. Inländische Investoren legten fast ebenso viel Kapital neu in Auslandsbeteiligungen an (4,7 Mrd €), wie sie verbundenen Unternehmen über reinvestierte Gewinne bereitstellten (4,8 Mrd €); dagegen bauten sie die Forderungen aus konzerninternen Krediten ab (2,9 Mrd €). Auch gebietsfremde Investoren führten hiesigen Unternehmen Mittel über Beteiligungskapital zu (2,2 Mrd €) und verringerten die innerhalb des Konzern bereitgestellten Kredite (4,5 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Januar zu Netto-Kapitalimporten von 15,3 Mrd €. Ursächlich hierfür war ein hohes Mittelaufkommen im Bereich der Monetären Finanzinstitute (netto 24,3 Mrd €). Unternehmen und Privatpersonen sowie der Staat stellten dem Ausland dagegen per saldo 5,2 Mrd € bzw. 4,5 Mrd € zur Verfügung. Die Netto-Forderungen der Bundesbank gegenüber dem Ausland verringerten sich leicht (0,7 Mrd €). Dahinter stand erstmals seit mehreren Monaten eine deutliche Zunahme der Forderungen der Bundesbank aus den TARGET2-Salden um 54,4 Mrd €. Zudem kam es zu einem Anstieg der grenzüberschreitenden Verbindlichkeiten der Bundesbank um 55,1 Mrd €; ausschlaggebend waren höhere Einlagen ausländischer Währungsbehörden und internationaler Organisationen auf Konten der Bundesbank. Im übrigen Bankensektor erhöhten sich die grenzüberschreitenden Forderungen und Verbindlichkeiten aus Interbankgeschäften im Januar deutlich.
Die Währungsreserven der Bundesbank nahmen im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,4 Mrd € zu.