Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2013
Leistungsbilanzüberschuss stark gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Januar 2013 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 11,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 9,0 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Dagegen stieg der Überschuss in der Handelsbilanz leicht an.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Januar gegenüber dem Vormonat um 1,6 Mrd € auf 13,7 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er dagegen um 1,2 Mrd € auf 15,7 Mrd € ab. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren um 1,4 % an, die Einfuhren expandierten sogar um 3,3 %. Den Durchschnitt des letzten Vierteljahres 2012 übertrafen Exporte und Importe in saisonbereinigter Rechnung jeweils um rund 1 %. Dabei verbilligten sich sowohl Ausfuhr- als auch Einfuhrgüter leicht.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Januar einen Negativsaldo von 0,6 Mrd €, nach einem Überschuss von 10,1 Mrd € im Dezember. Dazu haben erhebliche Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Den größten Beitrag leistete der Umschwung in den laufenden Übertragungen zu einem Defizit von 5,1 Mrd €, nach einem Überschuss von 0,4 Mrd € im Vormonat. Hier schlägt zu Buche, dass im Dezember die Einnahmeseite üblicherweise aufgrund von Subventionszahlungen der EU sehr hoch ist. In der Dienstleistungsbilanz ergab sich ein Fehlbetrag von 0,9 Mrd €, ein um 4,0 Mrd € niedrigeres Ergebnis als einen Monat zuvor. Hinter dieser Entwicklung steht vor allem die Rückführung der im Dezember sehr hohen Einnahmen aus EDV-Leistungen, aber auch ein größeres Minus bei Versicherungsleistungen und in der Reiseverkehrsbilanz. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen verschlechterte sich von 6,6 Mrd € auf 5,4 Mrd €, vor allem wegen höherer Dividendenzahlungen bei Wertpapieranlagen.
Erneut Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
An den internationalen Finanzmärkten war die Stimmung auch im Januar 2013 recht freundlich. In der Folge kam es zu Netto-Kapitalexporten im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr (30,1 Mrd €, nach 36,8 Mrd € im Dezember). Ausschlaggebend war, dass hiesige Anleger Zins- und Dividendentitel in Höhe von 22,4 Mrd € jenseits der Landesgrenzen erwarben. Dabei stießen insbesondere Schuldverschreibungen auf ihr Interesse (15,8 Mrd €). Davon entfielen 11,3 Mrd € auf – nahezu vollständig in Euro denominierte – Anleihen und 4,5 Mrd € auf Geldmarktpapiere. Ferner legten sie ausländische Aktien und Investmentzertifikate in ihre Depots (jeweils 3,3 Mrd €). Umgekehrt trennten sich ausländische Portfolioinvestoren von hiesigen Wertpapieren (7,7 Mrd €). Dabei verkauften sie in erster Linie Aktien (5,8 Mrd €) und – vor allem langfristige private – Schuldverschreibungen (1,7 Mrd €).
Der Bereich der Direktinvestitionen verzeichnete im Januar ebenfalls Netto-Kapitalabflüsse (3,8 Mrd €), nachdem im Monat zuvor noch Kapitalimporte (4,4 Mrd €) zu beobachten gewesen waren. Zu dem Umschwung geführt hat zum einen, dass hiesige Firmen ihr Engagement im Ausland ausweiteten (3,5 Mrd €). Dabei führten sie ihren Niederlassungen Finanzmittel in Form von Beteiligungskapital und reinvestierten Gewinnen zu (6,3 Mrd € bzw. 4,2 Mrd €). Hingegen resultierte der konzerninterne Kreditverkehr in einem Mittelzufluss bei den in Deutschland angesiedelten Muttergesellschaften (7,0 Mrd €); hier spielte die Tilgung von zuvor von den Niederlassungen aufgenommenen Finanzkrediten eine bedeutende Rolle. Zum anderen reduzierten ausländische Firmen ihr Engagement in Deutschland geringfügig (um 0,3 Mrd €), nachdem sie dieses im Dezember 2012 noch ausgeweitet hatten (2,8 Mrd €). Dabei standen dem Kapitalabzug im konzerninternen Kreditverkehr (2,3 Mrd €) reinvestierte Gewinne (1,8 Mrd €) gegenüber.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kamen im Januar per saldo Gelder in Höhe von 39,6 Mrd € auf. Die Transaktionen der Nichtbanken führten allerdings zu Netto-Kapitalexporten (18,6 Mrd €). Diese wurden im Wesentlichen von Unternehmen und Privatpersonen (19,9 Mrd €) vorgenommen, die – wie zu Jahresbeginn üblich – in erster Linie ihre Bankguthaben im Ausland aufstockten. Das Bankensystem verzeichnete dagegen Kapitalimporte in Höhe von 58,2 Mrd €. Dabei flossen den Kreditinstituten 22,1 Mrd € aus dem Ausland zu. Die restlichen 36,1 Mrd € entfielen auf die Bundesbank, wobei hier der Forderungsrückgang im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 prägend war.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht zugenommen (0,5 Mrd €).