Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2012
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Januar 2012 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 8,0 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 13,3 Mrd € unter dem Vormonatswert. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Dagegen stieg der Überschuss in der Handelsbilanz geringfügig.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Januar gegenüber dem Vormonat um 0,2 Mrd € auf 13,1 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 0,3 Mrd € auf 14,2 Mrd € zu. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren und Einfuhren mit ähnlicher Rate an (+2,3 % und +2,4 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des letzten Vierteljahres 2011 waren die Veränderungen nur gering (+0,2 % beziehungsweise -0,3 %). Aufgrund von Preissteigerungen bei Exportgütern und noch akzentuierter bei Importgütern gab es in realer Rechnung jedoch jeweils einen Rückgang.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Januar einen Negativsaldo von 2,8 Mrd €, nach einem Überschuss von 10,8 Mrd € im Dezember. Dazu haben erhebliche Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Den größten Beitrag leistete der Umschwung in den laufenden Übertragungen zu einem Defizit von 4,3 Mrd €, nach einem Überschuss von 1,4 Mrd € im Vormonat. Hier schlägt zu Buche, dass im Dezember die Einnahmenseite üblicherweise aufgrund von Subventionszahlungen der EU sehr hoch ist. Der Fehlbetrag in der Dienstleistungsbilanz belief sich auf 2,4 Mrd €, ein um 4,3 Mrd € geringeres Ergebnis als einen Monat zuvor. Hinter dieser Entwicklung steht vor allem die Rückführung der im Dezember sehr hohen Einnahmen aus EDV- und Bauleistungen, aber auch ein größeres Minus in der Reiseverkehrsbilanz. Der Positivsaldo aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen halbierte sich im Berichtszeitraum nahezu von 7,5 Mrd € auf 3,9 Mrd €.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Die grenzüberschreitenden Finanztransaktionen zu Jahresbeginn wurden überwiegend von der Neuausrichtung der Portfolios geprägt, nachdem im Dezember die Ultimodispositionen der Finanzmarktteilnehmer im Vordergrund gestanden hatten. Im Wertpapierverkehr kam es im Januar 2012 dabei zu Netto-Kapitalexporten (41,6 Mrd €), die im Vergleich zum Dezember des Vorjahres um in etwa ein Drittel zugenommen haben. Für den Zuwachs waren hiesige Portfolioinvestoren verantwortlich, die ihr Auslandsengagement deutlich ausgeweitet haben (22,0 Mrd €, nach 2,0 Mrd € im Dezember). Dabei fragten sie im Umfang von 20,0 Mrd € in erster Linie – und hier vor allem in Euro denominierte – Anleihen im Ausland nach. Zusätzlich fügten sie ausländische Geldmarktpapiere (2,9 Mrd €) und Investmentzertifikate (1,8 Mrd €) ihren Depots zu, während sie Aktien per saldo abgaben (2,8 Mrd €). Hingegen traten ausländische Anleger weiterhin überwiegend als Verkäufer hiesiger Wertpapiere auf (19,6 Mrd €). Dabei fiel der Rückgang am stärksten bei den – vor allem privaten – Anleihen (15,5 Mrd €) aus; es waren allerdings auch Tilgungen auslaufender Schuldverschreibungen von größerer Bedeutung. Daneben veräußerten Ausländer auch inländische Aktien (3,4 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Januar ebenfalls Netto-Kapitalexporte (5,8 Mrd €), nachdem im Dezember 2011 noch Mittel in Deutschland aufgekommen waren (1,5 Mrd €). Zum einen zogen ausländische Firmen Kapital aus Deutschland ab (3,4 Mrd €). Dies geschah nahezu vollständig über den konzerninternen Kreditverkehr, wobei der Tilgung zuvor gewährter Handelskredite eine größere Rolle zukam. Zum anderen führten hiesige Gesellschaften ihren ausländischen Niederlassungen Kapital zu (2,4 Mrd €). Dies geschah im Rahmen von reinvestierten Gewinnen und einer Aufstockung von Beteiligungskapital bei ihren Auslandsunternehmen (zusammen 5,5 Mrd €). Umgekehrt zogen inländische Eigner über den konzerninternen Kreditverkehr Mittel aus dem Ausland ab (3,1 Mrd €). Dabei nahmen hiesige Muttergesellschaften insbesondere langfristige Kredite bei ihren im Ausland angesiedelten Töchtern auf.
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im Januar Netto-Kapitalimporte (41,8 Mrd €). Allerdings ergaben sich bei den Nichtbanken per saldo Mittelabflüsse (30,9 Mrd €). Dabei sorgten die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen zu Abflüssen im Umfang von 25,9 Mrd €, wobei diese – wie zu Jahresbeginn üblich – insbesondere ihre Bankguthaben im Ausland wieder aufstockten. Über den Staat flossen weitere 5,0 Mrd € ins Ausland ab, der dabei insbesondere kurzfristige Verbindlichkeiten im Ausland tilgte. Hingegen kamen im Bankensystem Gelder auf (72,7 Mrd €). Der Zufluss bei den Kreditinstituten belief sich sogar auf 142,1 Mrd €. Dafür zeichnete in erster Linie eine Ausweitung ihrer kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland verantwortlich, die im Dezember zum Bilanzstichtag noch erheblich gesunken waren. Umgekehrt sah sich die Bundesbank Mittelabflüssen gegenüber (69,4 Mrd €). Dabei kam es zum einen zu einem Abzug von Sichteinlagen ausländischer Zentralbanken, die kurzzeitig bei der Bundesbank „geparkt“ worden waren; zum anderen erhöhten sich die Auslandsaktiva der Bundesbank aufgrund eines Forderungsaufbaus im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 in vergleichbarem Umfang.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert geblieben (-0,1 Mrd €).