Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2011
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Januar 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 7,2 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 12,1 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein niedrigerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Januar gegenüber dem Vormonat um 2,0 Mrd € auf 10,1 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 2,4 Mrd € auf 11,8 Mrd € ab. Dabei sanken die wertmäßigen Ausfuhren um 1,0 %, während die Einfuhren um 2,3 % expandierten. Verglichen mit dem Durchschnitt des letzten Vierteljahres 2010 verringerten sich die nominalen Exporte saisonbereinigt um 0,5 %. Dagegen lagen die Importe um 1,8 % über dem Niveau des Jahresschlussquartals. Nach rechnerischer Ausschaltung der jeweiligen Preissteigerungen ergibt sich sowohl auf der Ausfuhr- wie auf der Einfuhrseite ein Rückgang um gut 2 %.
Die "unsichtbaren" Leistungstransaktionen verzeichneten im Januar einen Negativsaldo von 1,6 Mrd €, nach einem Überschuss von 8,5 Mrd € im Dezember. Dazu haben Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Bei den laufenden Übertragungen ergab sich ein Fehlbetrag von 3,7 Mrd €, nach einem Plus von 1,1 Mrd € im Vormonat. Hier schlägt zu Buche, dass im Dezember die Einnahmenseite üblicherweise aufgrund von Subventionszahlungen der EU sehr hoch ist. Das Minus in der Dienstleistungsbilanz belief sich auf 1,2 Mrd €, während im Dezember ein Aktivsaldo von 2,7 Mrd € verbucht worden war. Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war das erhöhte Defizit im Reiseverkehr, das hauptsächlich durch die gestiegenen Ausgaben hervorgerufen wurde. Der Überschuss bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen nahm von 4,7 Mrd € auf 3,4 Mrd € ab.
Leichte Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr traten im Januar 2011 Netto-Kapitalimporte auf (2,0 Mrd €). Im Dezember war es hier noch zu hohen Mittelabflüssen gekommen (32,9 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war das geänderte Anlageverhalten ausländischer Portfolioinvestoren. Diese engagierten sich im Januar wieder in hiesigen Wertpapieren (14,7 Mrd €), nachdem sie sich einen Monat zuvor in großem Umfang von solchen getrennt hatten (50,6 Mrd €). Dabei erwarben sie vor allem Schuldverschreibungen (21,1 Mrd €), und zwar in erster Linie Anleihen (12,4 Mrd €), aber auch Geldmarktpapiere (8,7 Mrd €). Aktien standen hingegen auf der Verkaufsliste (7,4 Mrd €). Auch inländische Anleger erhöhten ihr Engagement in gebietsfremden Zins- und Dividendentiteln (12,7 Mrd €). Sie stockten vor allem ihre Bestände an Schuldverschreibungen auf (9,6 Mrd €), kauften aber auch Investmentzertifikate (2,6 Mrd €) und Aktien (0,5 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Januar Netto-Kapitalexporte (9,3 Mrd €), während im Dezember noch Netto-Kapitalzuflüsse zu verzeichnen gewesen waren (11,6 Mrd €). Maßgeblich war, dass hiesige Firmen ihren Auslandsniederlassungen im Januar wieder Mittel zur Verfügung stellten (9,5 Mrd €), nachdem sie im Vormonat Gelder abgezogen hatten (6,7 Mrd €). Gebietsfremde Direktinvestoren veränderten ihr Engagement in Deutschland hingegen kaum (0,2 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, traten im Januar Netto-Kapitalimporte in Höhe von 5,7 Mrd € auf. Entgegen der Gesamttendenz flossen bei den hiesigen Nichtbanken Mittel in Höhe von 34,2 Mrd € in das Ausland ab. Davon entfielen 21,4 Mrd € auf die Dispositionen staatlicher Stellen (einschließlich der Abwicklungsanstalten) und 12,7 Mrd € auf die Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen. Im Bankensystem kam es im Januar zu Mittelzuflüssen im Umfang von 39,9 Mrd €. Diese verteilten sich auf die Kreditinstitute (17,9 Mrd €) und die Bundesbank (22,0 Mrd €). Bei den Kreditinstituten erhöhten sich insbesondere die Einlagen ausländischer Gläubiger. Bei der Bundesbank war der Mittelzufluss im Wesentlichen auf einen Rückgang des Verrechnungssaldos gegenüber der EZB im Rahmen des Individualzahlungsverkehrssystems TARGET2 zurückzuführen.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht zugenommen (0,2 Mrd €).