Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2010
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Januar 2010 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 3,6 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 16,2 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein niedrigerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Januar gegenüber dem Vormonat um 5,4 Mrd € auf 8,0 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 7,9 Mrd € auf 8,7 Mrd € ab. Dabei sanken die wertmäßigen Ausfuhren um 6,3 %, während die Einfuhren um 6,0 % expandierten. Verglichen mit dem Durchschnitt des letzten Vierteljahrs 2009 verringerten sich die nominalen Exporte saisonbereinigt um 3,8 %. Dagegen lagen die Importe um 7,2 % über dem Niveau des Jahresschlussquartals, wobei zwei Fünftel des Anstiegs auf höhere Preise, vor allem für Rohstoffe und Vormaterialien, zurückzuführen sind.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Januar einen Negativsaldo von 3,5 Mrd €, nach einem Überschuss von 7,1 Mrd € im Dezember. Dazu haben Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Bei den laufenden Übertragungen ergab sich ein Fehlbetrag von 4,4 Mrd €, nach einem Plus von 1,3 Mrd € im Vormonat. Das Minus in der Dienstleistungsbilanz belief sich auf 2,0 Mrd €, während im Dezember ein Aktivsaldo von 2,2 Mrd € verbucht worden war. Die Nettoeinnahmen aus grenzüberschreitenden Faktoreinkommen nahmen von 3,6 Mrd € auf 2,9 Mrd € ab.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Auch im Januar führte der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr zu Netto-Kapitalexporten (20,1 Mrd €, nach 16,4 Mrd € im Dezember 2009). Einerseits engagierten sich inländische Portfolioinvestoren im Ausland (11,2 Mrd €). Ihr Interesse konzentrierte sich auf ausländische Schuldverschreibungen (11,8 Mrd €). Dabei kauften sie vor allem – insbesondere in Euro denominierte – Anleihen (7,4 Mrd €), aber auch Geldmarktpapiere aus dem Ausland fanden ihren Zuspruch (4,4 Mrd €). Ferner erwarben sie Investmentzertifikate (3,1 Mrd €). Hingegen trennten sie sich von ausländischen Aktien (3,7 Mrd €). Andererseits führte der Rückzug ausländischer Anleger aus deutschen Wertpapieren zu weiteren Kapitalabflüssen (8,9 Mrd €). In erster Linie veräußerten sie Schuldverschreibungen (6,6 Mrd €). Dabei trennten sie sich von hiesigen Geldmarktpapieren (4,9 Mrd €) und Anleihen (1,7 Mrd €) – wobei sie private Anleihen verkauften, während sie öffentliche nachfragten. Zusätzlich gaben sie deutsche Aktien ab (3,2 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen traten im Januar ebenfalls Netto-Kapitalexporte auf (11,6 Mrd €), nachdem es noch im Dezember zu Zuflüssen gekommen war (13,8 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass inländische Firmen ihre Tochtergesellschaften im Ausland wieder mit Kapital versorgten (7,5 Mrd €), während sie im Monat zuvor noch Finanzmittel von diesen abgezogen hatten (10,8 Mrd €). Dabei stockten sie ihr Beteiligungskapital auf (3,4 Mrd €) und transferierten Gelder über konzerninterne Kredite ins Ausland (3,3 Mrd €). Hier war insbesondere die Rückzahlung von zuvor bei den im Ausland ansässigen Tochtergesellschaften aufgenommenen Krediten von Bedeutung. Auch die Direktinvestitionsaktivitäten ausländischer Firmen in Deutschland führten zu Kapitalexporten (4,1 Mrd €). Eine größere Rolle kam dabei Kredittilgungen der Niederlassungen in Deutschland bei ihren ausländischen Konzernmüttern zu.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Januar Netto-Kapitalimporte (45,6 Mrd €, nach Netto-Kapitalexporten von 33,1 Mrd € im Dezember). Hingegen kam es bei den Nichtbanken zu Kapitalabflüssen (4,5 Mrd €). So transferierten Unternehmen und Privatpersonen Mittel im Umfang von 9,5 Mrd € ins Ausland, wobei sie vor allem zuvor im Ausland aufgenommene kurzfristige Finanzkredite tilgten. Umgekehrt führten die Dispositionen öffentlicher Stellen zu Mittelzuflüssen (5,0 Mrd €), insbesondere durch die Rückführung von Bankguthaben im Ausland. Im Bankensystem kamen Gelder im Umfang von 50,1 Mrd € auf. Davon entfielen 49,0 Mrd € auf die Kreditinstitute. Bei der Bundesbank ergaben sich geringe Mittelzuflüsse (1,1 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,1 Mrd € zugenommen.