Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2009
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken
Der Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz ist im Januar 2009 ‑ gemessen an den Ursprungsdaten ‑ mit 4,2 Mrd € um 8,5 Mrd € niedriger ausgefallen als im Vormonat. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen. Demgegenüber stieg der positive Saldo in der Handelsbilanz etwas an.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich der Überschuss im Außenhandel im Januar gegenüber dem Vormonat um 1,2 Mrd € auf 8,5 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er jedoch um 2,7 Mrd € auf 8,3 Mrd € ab. Dabei verringerten sich die wertmäßigen Ausfuhren mit -4,4 % stärker als die Einfuhren (-0,8 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des Herbstquartals gingen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 10,6 % zurück. Die Importe gaben um 6,0 % nach.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Januar ein Defizit von 3,0 Mrd €, nach einem Überschuss von 6,5 Mrd € im Dezember. Zu diesem Ergebnis haben Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Per saldo ergab sich im Januar bei den Dienstleistungen und den laufenden Übertragungen ein Minus von 1,5 Mrd € bzw. 4,3 Mrd €, gegenüber einem Plus von 1,1 Mrd € und 0,8 Mrd € im Vormonat. Die Netto-Einnahmen aus grenzüberschreitenden Faktoreinkommen sanken um 1,8 Mrd € auf 2,8 Mrd €.
Weiterhin Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im Januar zu Netto-Kapitalexporten, die sich mit 17,8 Mrd € in etwa auf dem Niveau des Vormonats bewegten. Ausschlaggebend war, dass ausländische Portfolioinvestoren ihr Engagement in Deutschland verringert haben (13,5 Mrd €). So veräußerten sie wie in den vergangenen Jahren im Januar Aktien (16,8 Mrd €). Hingegen fragten sie in geringem Umfang Schuldverschreibungen nach (2,8 Mrd €), schichteten dabei aber von Anleihen (-2,9 Mrd €) in Geldmarktpapiere (5,8 Mrd €) um. Auch die Wertpapiertransaktionen deutscher Anleger führten per saldo zu Kapitalabflüssen (4,3 Mrd €). Sie erwarben dabei Investmentzertifikate (2,6 Mrd €) und Aktien (1,8 Mrd €) im Ausland.
Wie der Wertpapierverkehr verzeichnete auch der Bereich der Direktinvestitionen Netto-Kapitalexporte (10,9 Mrd €). Diese sind in erster Linie auf das Engagement deutscher Firmen im Ausland zurückzuführen (9,8 Mrd €). Diese stockten insbesondere das Beteiligungskapital ihrer Niederlassungen im Ausland auf (11,2 Mrd €). Dem standen Mittelabzüge im Rahmen des konzerninternen Kreditverkehrs gegenüber (4,5 Mrd €). Die Transaktionen ausländischer Eigner führten ebenfalls zu Kapitalabflüssen (1,1 Mrd €). Dabei zogen sie über Kredittransaktionen – vorwiegend im Bereich der Handelskredite – Gelder aus ihren in Deutschland ansässigen Niederlassungen ab (4,2 Mrd €). Hingegen stärkten die Aufstockung von Beteiligungskapital und reinvestierte Gewinne (zusammen: 3,1 Mrd €) für sich genommen deren Finanzkraft.
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, wies im Januar Netto-Kapitalimporte in Höhe von 50,8 Mrd € auf. Dabei kamen bei den Nichtbanken Gelder in Höhe von 7,8 Mrd € auf. Diese entfielen nahezu vollständig auf die Dispositionen staatlicher Stellen (7,7 Mrd €), die kurzfristige Kredite im Ausland aufnahmen und zusätzlich ihre dortigen Bankguthaben reduzierten. Auch das Bankensystem verzeichnete Mittelzuflüsse (netto 42,9 Mrd €). Ausschlaggebend war das unverbriefte Auslandsgeschäft der Kreditinstitute, das zu Kapitalimporten in Höhe von 69,7 Mrd € führte. Hingegen flossen über die Konten der Bundesbank Gelder im Umfang von 26,8 Mrd € ab. Knapp zwei Drittel davon entfielen auf einen Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 2,2 Mrd € abgenommen.