Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2006
Niedrigerer Leistungsbilanzüberschuss im Januar
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Januar – gemessen an den Ursprungswerten – einen Überschuss von 5,1 Mrd € auf, nachdem im Vormonat noch ein Plus von 6,0 Mrd € erzielt worden war. Ausschlaggebend für diesen Rückgang war das höhere Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen. Demgegenüber stieg der Aktivsaldo in der Handelsbilanz wieder an.
Nach den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes belief sich der Überschuss im Außenhandel im Januar auf 12,5 Mrd €; er übertraf damit seinen Vormonatswert um 3,3 Mrd €. Nach Ausschaltung saisonaler Einflüsse nahm der Aktivsaldo um ½ Mrd € auf 12 Mrd € zu, da die nominalen Warenausfuhren mit 3 ¼ % etwas stärker wuchsen als die wertmäßigen Wareneinfuhren (3 %). Im Zeitraum Oktober/Januar lagen die Exporte saisonbereinigt um 1 ¾ % über dem Wert des dritten Quartals 2005. Ein kräftigerer Anstieg wurde bei den nominalen Importen (4 ¼ %) verzeichnet, der allerdings fast zur Hälfte preisbedingt war.
Das Defizit bei den unsichtbaren Leistungstransaktionen weitete sich im Januar gegenüber dem Vormonat um 4,1 Mrd € auf 5,6 Mrd € aus. Dahinter standen Verschlechterungen der Salden aller drei Teilbilanzen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz erhöhte sich um 2,8 Mrd € auf 3,2 Mrd €. Zugleich verminderten sich die Netto-Einnahmen bei den grenzüberschreitenden Faktorentgelten um 1,0 Mrd € auf 0,1 Mrd €. Das Defizit bei den laufenden Übertragungen betrug im Januar 2,5 Mrd €; es lag damit um 0,4 Mrd € über seinem Vormonatswert.
Erneut Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im Kapitalverkehr kam es im Januar zu weiteren Netto-Kapitalexporten durch Portfoliotransaktionen und Direktinvestitionen, während im übrigen Kapitalverkehr Netto-Kapitalimporte zu verzeichnen waren. Bei den grenzüberschreitenden Wertpapiertransaktionen beliefen sich die Mittelabflüsse im Berichtsmonat auf netto 13,2 Mrd €, nach 17,1 Mrd € und 30,7 Mrd € in den beiden Monaten davor. Ausschlaggebend für den Netto-Kapitalexport war das weiterhin rege Interesse hiesiger Anleger an ausländischen Wertpapieren (26,4 Mrd €). Wie bereits in den Vormonaten setzten sie dabei ihren Schwerpunkt auf den Kauf von Anleihen (16,8 Mrd €), und zwar vorrangig auf ausländische Staatsschuldtitel, die auf Euro lauten (14,8 Mrd €). Zusätzlich fragten sie ausländische Investmentzertifikate (7,5 Mrd €) und Aktien (2,3 Mrd €) nach, während sie sich per saldo von Geldmarktpapieren (0,2 Mrd €) trennten. Ausländische Anleger erhöhten ihr Wertpapierengagement in Deutschland um 13,1 Mrd €. Dabei stockten sie ausschließlich ihre Bestände an Schuldverschreibungen auf (26,2 Mrd €); sie erwarben vor allem öffentliche und private Rentenpapiere (12,7 Mrd € bzw. 8,6 Mrd €). Bei den deutschen Dividendenwerten (-13,0 Mrd €) wechselten sie hingegen auf die Verkäuferseite, und auch von Investmentzertifikaten (-0,1 Mrd €) trennten sie sich per saldo.
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Januar zu einem Umschwung. Netto gerechnet flossen Mittel aus Deutschland ab (9,6 Mrd €), nachdem es in den vier Monaten davor jeweils zu Netto-Kapitalimporten gekommen war. Inländische Eigner stellten ihren im Ausland ansässigen Niederlassungen Finanzmittel in Höhe von 6,1 Mrd € zur Verfügung, nachdem sie im Dezember Gelder aus dem Ausland abgezogen hatten (11,8 Mrd €). Neben der Zuführung von Beteiligungskapital spielten dabei reinvestierte Gewinne eine bedeutende Rolle. Ausländische Unternehmen reduzierten hingegen ihr Direktinvestitionsengagement in Deutschland (3,5 Mrd €). Mittelrückflüsse waren dabei in erster Linie durch grenzüberschreitende Kreditströme verbundener Unternehmen zu verzeichnen.
Der übrige Kapitalverkehr, der mit den Anpassungen in der Präsentation der Zahlungsbilanz neben den Finanz- und Handelskrediten sowie den Bankguthaben auch die sonstigen Anlagen umfasst, schloss im Berichtsmonat mit Mittelzuflüssen ab (14,2 Mrd €). Dabei exportierten allerdings inländische Unternehmen und Privatpersonen per saldo 1,7 Mrd €, hauptsächlich indem sie ihre – vor allem kurzfristigen – Einlagen bei ausländischen Banken wieder aufstockten, nachdem sie diese im Dezember vorübergehend aus bilanztechnischen Gründen verringert hatten. Staatlichen Stellen hingegen griffen in einem Betrag von netto 1,2 Mrd € auf Finanzmittel aus dem Ausland zurück; sie nutzten dabei vor allem ihre Guthaben bei ausländischen Kreditinstituten. Die Transaktionen des Bankensystems (einschließlich Bundesbank) führten im Januar zu Netto-Kapitalimporten (14,7 Mrd €). Dabei erhöhte sich die Netto-Auslandsposition der inländischen MFIs (ohne Bundesbank) um 13,7 Mrd €, was sich in der Zahlungsbilanz als Netto-Kapitalexport niederschlägt. Gleichzeitig flossen der Bundesbank (ohne Währungsreserven gerechnet) im grenzüberschreitenden Kreditverkehr jedoch 28,4 Mrd € zu, im Wesentlichen im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems TARGET.
Die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank blieben im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert.
Die beiliegende Tabelle zu dieser Pressenotiz enthält auch die revidierten Angaben zur Zahlungsbilanz für die Jahre 2005 und 2004. Dabei sind bereits Nachmeldungen und Korrekturen eingearbeitet. Außerdem wurden einige Anpassungen in der Präsentation der Ergebnisse an internationale Vorgaben vorgenommen. Die aktuelle Entwicklung der Deutschen Zahlungsbilanz auf der Basis der revidierten Jahresergebnisse sowie die geänderte Darstellung wird in einem Sonderaufsatz im Monatsbericht März 2006 ausführlich kommentiert.