Die deutsche Zahlungsbilanz im Februar 2022
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Februar 2022 einen Überschuss von 20,8 Mrd €. Das Ergebnis lag um 8,4 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend war die Erhöhung des Aktivsaldos im Warenhandel. Dagegen verringerte sich der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, leicht.
Im Warenhandel stieg der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber Januar um 9,3 Mrd € auf 15,1 Mrd €, da sich die Einnahmen deutlich kräftiger erhöhten als die Ausgaben.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen ging der Überschuss im Februar 2022 leicht um 0,9 Mrd € auf 5,7 Mrd € zurück. In der Dienstleistungsbilanz kehrte sich gleichwohl das geringfügige Defizit in Höhe von 0,3 Mrd € im Januar in einen leichten Überschuss im Berichtsmonat in Höhe von 0,5 Mrd €. Die Ausgaben verringerten sich etwas stärker als die Einnahmen, wofür leichte Bewegungen in mehreren Unterpositionen verantwortlich waren. Die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen sanken um 2,4 Mrd € auf 10,7 Mrd €. Während die Einnahmen leicht zurück gingen, stiegen vor allem die Aufwendungen für Wertpapieranlagen ausländischer Kapitalgeber. Dagegen verringerte sich im Februar das Defizit bei den Sekundäreinkommen von 6,1 Mrd € auf 5,4 Mrd €.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im Februar 2022 löste der Einmarsch Russlands in die Ukraine an den Finanzmärkten heftige Marktreaktionen aus, die sich zum Teil auch in den grenzüberschreitenden Dispositionen der Marktteilnehmer niederschlugen. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalimporte von 10,3 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 29,9 Mrd € im Januar). Ausländische Anleger erwarben dabei im Ergebnis deutsche Wertpapiere für 6,7 Mrd €. Ausschlaggebend war ihre Nachfrage nach Anleihen (20,1 Mrd €). Gefragt waren hier vor allem Papiere des Bundes, die in Zeiten hoher Unsicherheit regelmäßig als sichere Anlagen nachgefragt werden. Dagegen trennten sie sich von Geldmarktpapieren (12,1 Mrd €), Aktien (0,9 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,3 Mrd €). Inländische Anleger veräußerten per saldo 3,6 Mrd € ausländische Wertpapiere. Sie verkauften unter dem Eindruck des Kriegsgeschehens in vergleichsweise großem Umfang Aktien (6,0 Mrd €). Zudem veräußerten sie Geldmarktpapiere (3,5 Mrd €) und Investmentzertifikate (1,3 Mrd €). Dagegen nahmen sie – hauptsächlich in Euro denominierte - Anleihen (7,2 Mrd €) in ihre Portfolios auf.
Der Saldo der Finanzderivate schloss im Februar mit Mittelabflüssen (4,8 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Februar Netto-Kapitalexporte von 11,1 Mrd € (Januar: Netto-Kapitalimporte von 6,0 Mrd €). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland (10,3 Mrd €). Sie stockten ihr Beteiligungskapital an ausländischen Unternehmen um 10,8 Mrd € auf; wovon der größte Anteil auf reinvestierte Gewinne entfiel. Ihre konzerninternen Kredite tilgten die deutschen Unternehmen per saldo (0,6 Mrd €). In umgekehrter Richtung zogen ausländische Gesellschaften von ihren verbundenen Unternehmen in Deutschland im Ergebnis 0,8 Mrd € an Direktinvestitionsmitteln ab. Im Rahmen des konzerninternen Kreditverkehrs flossen Mittel in Höhe von 2,7 Mrd € ab. Ihr Beteiligungskapital an hiesigen Niederlassungen stockten sie hingegen um 1,9 Mrd € auf.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Februar per saldo Netto-Kapitalexporte von 3,6 Mrd € (nach 18,8 Mrd € im Januar). Die Netto-Forderungen der Bundesbank stiegen um 33,6 Mrd €. Während die TARGET2-Forderungen nahezu unverändert blieben, sanken die Verbindlichkeiten der Bundesbank aus Einlagen von Ansässigen außerhalb des Euroraums (33,0 Mrd €). Dagegen wiesen die monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) Netto-Kapitalimporte von 26,3 Mrd € aus. Die Dispositionen des Staates führten per saldo zu Mittelzuflüssen aus dem Ausland (7,1 Mrd €). Im Unterschied hierzu ergaben sich bei den Unternehmen und Privathaushalten Mittelabflüsse (3,4 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Februar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 1,2 Mrd €.