Die deutsche Zahlungsbilanz im Februar 2011
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Februar 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 8,9 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 1,8 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der höhere Aktivsaldo in der Handelsbilanz. Demgegenüber vergrößerte sich das Defizit im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Februar gegenüber dem Vormonat um 1,9 Mrd € auf 12,1 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er dagegen um 0,4 Mrd € auf 11,4 Mrd € ab. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren um 2,7 %, während die Einfuhren sogar um 3,7 % expandierten. Im Januar/Februar zusammen genommen lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 0,9 % über dem Durchschnitt des letzten Vierteljahres 2010, die Importe um 3,7 %. Nach rechnerischer Ausschaltung der jeweiligen Preissteigerungen ergibt sich gleichwohl auf der Ausfuhr- wie auf der Einfuhrseite ein leichter Rückgang.
Der Passivsaldo bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen vergrößerte sich im Februar um 0,6 Mrd € auf 2,3 Mrd €. Ausschlaggebend war die Zunahme des Defizits bei den laufenden Übertragungen um 3,1 Mrd € auf 7,1 Mrd €. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf erhöhte öffentliche Leistungen an den EU-Haushalt zurückzuführen. In der Dienstleistungsbilanz gab es dagegen einen Umschwung zu einem Überschuss von 0,3 Mrd €, nach einem Defizit von 1,2 Mrd € im Januar. Der Überschuss bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen nahm um 1,0 Mrd € auf 4,6 Mrd € zu.
Hohe Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr
Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr verzeichnete im Februar 2011 Netto-Kapitalimporte (35,3 Mrd €), nachdem im Monat zuvor noch in geringem Umfang Kapitalabflüsse aufgetreten waren (1,8 Mrd €). Ausschlaggebend war das verstärkte Neuengagement ausländischer Portfolioinvestoren in Deutschland (42,4 Mrd €, nach 11,2 Mrd € im Januar). Ihr Interesse konzentrierte sich dabei auf Schuldverschreibungen (32,7 Mrd €), wo sie sowohl – insbesondere öffentliche – Anleihen (21,6 Mrd €) als auch Geldmarktpapiere (11,1 Mrd €) nachfragten. Ferner erwarben sie Aktien (8,7 Mrd €). Auch deutsche Anleger traten jenseits der Landesgrenze als Käufer auf (7,1 Mrd €). Dabei kauften sie vornehmlich Schuldverschreibungen (8,6 Mrd €), und hier – hauptsächlich öffentliche – Anleihen (10,7 Mrd €), während sie ausländische Geldmarktpapiere abgaben (2,1 Mrd €). Daneben standen ausländische Aktien auf ihrer Verkaufsliste (4,1 Mrd €).
Hingegen kam es im Bereich der Direktinvestitionen auch im Februar zu Netto-Kapitalexporten (11,3 Mrd €, nach 8,2 Mrd € im Januar). So statteten hiesige Firmen ihre ausländischen Niederlassungen mit Kapital aus (7,1 Mrd €). Dabei kam den reinvestierten Gewinnen eine größere Bedeutung zu (3,9 Mrd €). Weitere Gelder flossen über den konzerninternen Kreditverkehr (2,1 Mrd €) und die Aufstockung von Beteiligungskapital ins Ausland (1,1 Mrd €). Gleichzeitig zogen ausländische Eigner Kapital aus Deutschland ab (4,2 Mrd €). Dies geschah vor allem über den Abbau von Beteiligungskapital (4,5 Mrd €), wobei hier der Rückzug eines französischen Energiekonzerns aus einem Engagement in Deutschland besonderes Gewicht hatte. Ferner zogen sie über Kredite Finanzmittel von ihren inländischen Konzernteilen ab, während reinvestierte Gewinne zu leichten Zuflüssen führten.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Februar ebenfalls Netto-Kapitalexporte (41,1 Mrd €). Davon entfielen 8,6 Mrd € auf die Nichtbanken, wobei die Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen zu Abflüssen im Umfang von 17,7 Mrd € führten. Die Hälfte dieses Volumens entfiel dabei auf die Tilgung kurzfristiger Finanzkredite im Ausland. Bei den öffentlichen Haushalten kamen hingegen Mittel aus dem Ausland auf (9,1 Mrd €). Dies geschah vorwiegend über die Aufnahme kurzfristiger Finanzkredite im Ausland. Dem Bankensystem sind die verbleibenden Kapitalabflüsse in Höhe von 32,5 Mrd € zuzuschreiben. Die Dispositionen hiesiger Institute führten dabei zu Abflüssen in Höhe von 12,8 Mrd €, wobei der Vergabe kurzfristiger Finanzkredite an das Ausland ein erhöhter Stellenwert zukam. Auch die Bundesbank verzeichnete Kapitalabflüsse (19,7 Mrd €). Dahinter steht vorwiegend ein Forderungsanstieg im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Februar – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert geblieben.