Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2022
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Dezember 2022 einen Überschuss von 24,3 Mrd €. Das Ergebnis lag um 6,9 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Zwar verminderte sich der Aktivsaldo im Warenhandel. Deutlich stärker weitete sich jedoch der Aktivsaldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen aus, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Im Warenhandel gab der positive Saldo im Berichtsmonat um 1,1 Mrd € auf 12,2 Mrd € nach, da die Einnahmen stärker sanken als die Aufwendungen.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg der Überschuss um 7,9 Mrd € auf 12,1 Mrd €. Maßgeblich dafür war die Ausweitung der Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen um 6,5 Mrd € auf 19,1 Mrd €. Dazu trugen insbesondere höhere Einnahmen aus den wie üblich gegen Jahresende ausgezahlten EU-Agrarsubventionen bei. Zudem war die im November mit 1,8 Mrd € defizitäre Dienstleistungsbilanz jetzt nahezu ausgeglichen (-0,3 Mrd €). Dahinter standen vor allem geringere Nettoaufwendungen für sonstige unternehmensbezogene Dienste und im Reiseverkehr sowie höhere Nettoeinnahmen aus den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum. Der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen blieb mit 6,7 Mrd € fast unverändert.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im Dezember 2022 standen die Finanzmärkte im Zeichen der fortgesetzten geldpolitischen Straffungsmaßnahmen in den großen Volkswirtschaften. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalexporte von 47,6 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 40,8 Mrd € im November). Ausländische Anleger verringerten ihren Bestand an deutschen Wertpapieren um 37,9 Mrd €. Sie verkauften insbesondere Anleihen (20,2 Mrd €), Geldmarktpapiere (17,4 Mrd €) und in geringerem Umfang Aktien (1,4 Mrd €). Hingegen erwarben sie für 1,2 Mrd € Investmentzertifikate deutscher Unternehmen. In umgekehrter Richtung kauften deutsche Anleger per saldo ausländische Wertpapiere (9,7 Mrd €). Sie nahmen Investmentzertifikate (15,4 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (9,1 Mrd €) in ihre Portfolios auf, trennten sich aber von Anleihen (9,5 Mrd €) und Aktien (5,3 Mrd €).
Die Transaktionen mit Finanzderivaten schlossen im Dezember mit Mittelzuflüssen von 10,6 Mrd € (nach Mittelabflüssen von 2,6 Mrd € im November).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Dezember Netto-Kapitalexporte von 26,0 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 15,9 Mrd € im November). Ausländische Unternehmen verringerten ihre Direktinvestitionsmittel in Deutschland um 32,9 Mrd €. Verantwortlich waren Nettotilgungen im konzerninternen Kreditverkehr (33,8 Mrd €), ganz überwiegend im Bereich der Finanzkredite. Dagegen stellten ausländische Gesellschaften ihren verbundenen Unternehmen in Deutschland zusätzliches Beteiligungskapital zur Verfügung (0,9 Mrd €). In umgekehrter Richtung reduzierten deutsche Unternehmen ebenfalls ihr Engagement im Ausland (6,9 Mrd €). Sie senkten das Kreditvolumen von Finanzkrediten an ausländische Unternehmenseinheiten (14,1 Mrd €), stockten aber Handelskredite (7,6 Mrd €) auf. Außerdem verringerten sie ihr Beteiligungskapital an verbundenen Unternehmen im Ausland leicht um 0,4 Mrd €. Verantwortlich für den Rückgang waren negative reinvestierte Gewinne, da die Gewinnausschüttungen die erzielten Gewinne übertrafen.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Dezember per saldo Netto-Kapitalimporte von 5,3 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 33,8 Mrd € im November). Die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank sanken um 67,5 Mrd €. Zwar stiegen die TARGET2-Forderungen an die EZB um 35,1 Mrd €. Zugleich erhöhten sich aber auch die Einlagen um 109,7 Mrd €, vorwiegend von Ansässigen aus Ländern außerhalb des Euroraums. Außerdem ergaben sich Mittelzuflüsse bei den Unternehmen und Privatpersonen (10,4 Mrd €). Dagegen stiegen die Nettoforderungen der Monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank (67,8 Mrd €) und des Staates (4,8 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank verringerten sich im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd €.
Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz
Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz ging der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands im Jahr 2022 auf 145,1 Mrd € zurück, von 265,0 Mrd € im Jahr davor. In der Kapitalbilanz kam es zu Netto-Kapitalexporten bei den Direktinvestitionen (96,4 Mrd €), den Wertpapiertransaktionen (43,6 Mrd €), den Finanzderivaten (34,4 Mrd €) und dem übrigen Kapitalverkehr (38,2 Mrd €).
Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2023 veröffentlicht und näher analysiert.