Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2014
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Dezember 2014 einen Überschuss von 25,3 Mrd €. Das Ergebnis lag um 6,4 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür waren höhere Nettoeinnahmen im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Der Überschuss im Warenhandel blieb mit 18,5 Mrd €, nach 18,3 Mrd € im November, so gut wie unverändert. Der Verbesserung im Außenhandel standen dämpfende Einflüsse von den zugehörigen Warenergänzungen gegenüber. So nahm der Überschuss im Außenhandel den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge um 1,2 Mrd € auf 19,1 Mrd € zu. Demgegenüber erhöhten sich die Nettoausgaben bei den Warenergänzungen um 1,4 Mrd €, während sich die Nettoausgaben für Nichtwährungsgold um 0,3 Mrd € verminderten.
Der Positivsaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg im Dezember um 6,2 Mrd € auf 6,8 Mrd € an. Die größte Rolle spielte dabei die Ausweitung der Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen um 4,9 Mrd € auf 11,7 Mrd €. Maßgeblich dafür waren höhere Einnahmen aus den in der Regel gegen Jahresende ausgezahlten Agrar-Subventionen im Rahmen des EU-Haushalts. Zudem schwang in der Dienstleistungsbilanz das Defizit vom November (-2,6 Mrd €) zu einem Überschuss von 0,5 Mrd € um. Die Verbesserung stand insbesondere mit dem zu dieser Jahreszeit üblichen Rückgang der Reiseverkehrsausgaben und dem Anstieg der Nettoeinnahmen aus grenzüberschreitenden EDV-Dienstleistungen in Verbindung. Demgegenüber vergrößerte sich der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen um 1,8 Mrd € auf 5,4 Mrd €, was vor allem mit höheren Zahlungen an den EU-Haushalt zusammenhing.
Erneut Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im Dezember stand die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten zunehmend im Zeichen der Erwartung umfangreicher Wertpapierkäufe durch das Eurosystem, die zu einem Rückgang der Anleiherenditen im Euro-Raum bereits im Vorfeld beigetragen hat. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands wurden vor diesem Hintergrund Netto-Kapitalexporte in Höhe von 24,9 Mrd € verzeichnet. Diese wurden dadurch geprägt, dass sich ausländische Anleger von deutschen Wertpapieren im Wert von 20,1 Mrd € trennten. Dabei veräußerten sie per saldo sowohl öffentliche Anleihen (8,1 Mrd €) und private Anleihen (5,2 Mrd €) als auch Geldmarktpapiere (5,6 Mrd €). Demgegenüber stockten inländische Anleger ihren Bestand an ausländischen Wertpapieren um 4,9 Mrd € auf. Sie investierten in erster Linie in Aktien gebietsfremder Emittenten (5,0 Mrd €) sowie in Anleihen (4,4 Mrd €), während sie sich von Geldmarktpapieren (3,8 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,7 Mrd €) trennten.
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Dezember ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten (23,7 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass in Deutschland ansässige Unternehmen im Ergebnis 12,7 Mrd € in ausländische Unternehmen investierten und ausländische Gesellschaften per saldo ihr Engagement in hiesigen verbundenen Unternehmen um 11,0 Mrd € zurückführten. Inländische Investoren stockten dabei sowohl ihr Kapital für Auslandsbeteiligungen (7,1 Mrd €) als auch die über konzerninterne Kredite gewährten Mittel (5,6 Mrd €) auf. Gebietsfremde Eigner führten hiesigen Unternehmen Mittel über Beteiligungskapital zu (3,2 Mrd €), verringerten aber insbesondere die innerhalb des Konzerns bereitgestellten Finanzkredite (13,0 Mrd €).
Mittelzuflüsse ergaben sich im Dezember per saldo im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr (16,9 Mrd €), der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst. Inländer wie Ausländer führten ihre grenzüberschreitenden Forderungen zurück. Dabei könnten auch Jahresabschlussdispositionen eine Rolle gespielt haben. Aus den unverbrieften grenzüberschreitenden Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen ergaben sich im Berichtsmonat per saldo Mittelzuflüsse (23,7 Mrd €), vor allem da sie – vermutlich ultimobedingt –ihre Bankguthaben im Ausland reduzierten. Im Bankensystem kam es im Ergebnis zu einem Netto-Kapitalexport (8,1 Mrd €); sowohl bei der Bundesbank (0,6 Mrd €) als auch bei den Monetären Finanzinstituten (7,5 Mrd €) verringerten sich die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland stärker als die Forderungen.
Die Währungsreserven der Bundesbank nahmen im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – um 2,0 Mrd € ab; ausschlaggebend war ein Rückgang der Forderungen an den IWF.
Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz
Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz ist der Leistungsbilanzüberschuss mit 215,3 Mrd € im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr (189,2 Mrd €) deutlich gestiegen. In der Kapitalbilanz kam es bei den Wertpapiertransaktionen (122,1 Mrd €), bei den Direktinvestitionen (94,7 Mrd €) sowie im übrigen Kapitalverkehr (40,3 Mrd €) zu Netto-Kapitalexporten. Alle Angaben stehen noch unter einem Revisionsvorbehalt.
Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2015 veröffentlicht und dort näher analysiert.