Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2011
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Dezember 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 19,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 4,6 Mrd € über dem Vormonatswert. Ausschlaggebend dafür war der höhere Aktivsaldo im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Dagegen sank der Überschuss in der Handelsbilanz.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Dezember gegenüber dem Vormonat um 3,0 Mrd € auf 12,9 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 1,0 Mrd € auf 13,9 Mrd € ab. Dabei gingen sowohl die wertmäßigen Ausfuhren als auch die Einfuhren spürbar um 4,3 % beziehungsweise 3,9 % zurück. Im Jahresschlussquartal insgesamt lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt 1,1 % unter dem Niveau des dritten Vierteljahres, wobei Preiseffekte nur eine untergeordnete Rolle spielten. Die Importe verringerten sich trotz deutlich höherer Einfuhrpreise um 2,0 %.
Der Aktivsaldo der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen weitete sich im Dezember um 7,5 Mrd € auf 8,1 Mrd € aus. Dahinter standen Verbesserungen in allen drei Teilbilanzen. Den größten Beitrag leistete der Umschwung in den laufenden Übertragungen zu einem Überschuss von 1,7 Mrd €, nach einem Defizit von 3,7 Mrd € im November. Ausschlaggebend dafür sind die gegen Ende des Jahres ausgezahlten Agrar-Subventionen in Höhe von 5,1 Mrd € aus der Position öffentliche Leistungen innerhalb des EU-Haushalts. In der Dienstleistungsbilanz ergab sich im Dezember nach einem nahezu ausgeglichenen Saldo im Vormonat ein Überschuss von 1,8 Mrd €. Hinter dieser Entwicklung stehen vor allem hohe Einnahmen aus EDV-Leistungen und geringere Reiseverkehrsausgaben. Der Positivsaldo aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen nahm im Berichtszeitraum leicht um 0,2 Mrd € auf rund 4,5 Mrd € zu.
Erneuter Umschwung im Wertpapierverkehr
Jahresultimodispositionen und eine leichte Beruhigung an den internationalen Finanzmärkten bestimmten die Kapitalströme von und nach Deutschland im Dezember 2011. Dabei kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr zu einem Umschwung. Insgesamt wurden Netto-Kapitalexporte in Höhe von 30,9 Mrd € verzeichnet; im November waren dagegen – angesichts starker Anspannungen an den Finanzmärkten – Kapitalzuflüsse aufgetreten (5,3 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass ausländische Anleger per saldo hiesige Wertpapiere abgegeben haben (28,9 Mrd €), nachdem diese noch im Monat zuvor auf ihr Interesse gestoßen waren (5,2 Mrd €). Dabei veräußerten sie Schuldverschreibungen in Höhe von 28,2 Mrd €; davon entfielen 18,5 Mrd € auf Anleihen und 9,7 Mrd € auf Geldmarktpapiere. In geringem Umfang bauten sie auch ihren Bestand an deutschen Aktien ab (1,6 Mrd €). Deutsche Portfolioinvestoren erwarben hingegen per saldo in geringem Umfang Wertpapiere im Ausland (2,0 Mrd €). Dabei nahmen sie ausländische Aktien (7,0 Mrd €) und – vorrangig auf Euro denominierte – Anleihen (3,6 Mrd €) in ihr Portfolio auf, während sie Geldmarktpapiere (6,0 Mrd €) und Investmentzertifikate (2,5 Mrd €) verkauften.
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Dezember zu Netto-Kapitalzuflüssen (1,7 Mrd €). Verantwortlich dafür zeichnete der Kapitalabzug hiesiger Firmen aus dem Ausland. Hingegen war das Engagement ausländischer Muttergesellschaften bei ihren Niederlassungen in Deutschland in etwa ausgeglichen.
Der übrige statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im Dezember Netto-Kapitalimporte (16,8 Mrd €). Ausschlaggebend dafür war, dass bei den Nichtbanken Mittel in Höhe von 45,9 Mrd € aufkamen. Diese entfielen nahezu komplett auf Unternehmen und Privatpersonen, die – wie zum Jahresende üblich – insbesondere ihre Einlagen bei ausländischen Banken reduzierten. Im Bankensystem ergaben sich hingegen Netto-Kapitalabflüsse (29,1 Mrd €). Dabei betrugen die Kapitalexporte der Kreditinstitute 93,7 Mrd €. Diese tilgten vor dem Bilanzstichtag in großem Umfang zuvor im Ausland aufgenommene kurzfristige Finanzkredite. Den Abflüssen standen Mittelzugänge bei der Bundesbank gegenüber (64,6 Mrd €). Diese entfielen in etwa hälftig auf eine Zunahme von Einlagen ausländischer Geschäftspartner bei der Bundesbank und auf einen Rückgang von Forderungen im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – zugenommen (0,7 Mrd €).
Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz
Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz ist der Leistungsbilanzüberschuss mit 135,9 Mrd € im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr (141,5 Mrd €) leicht gesunken. In der Kapitalbilanz kam es bei den Wertpapiertransaktionen zu Netto-Kapitalimporten (69,6 Mrd €), bei den Direktinvestitionen (14,7 Mrd €) und im übrigen Kapitalverkehr (162,0 Mrd €) zu Netto-Kapitalexporten.
Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2012 veröffentlicht und dort näher analysiert.