Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2010
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Dezember 2010 - gemessen an den Ursprungsdaten - einen Überschuss von 17,6 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 4,6 Mrd € über dem Vormonatswert. Ausschlaggebend dafür war der höhere positive Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen. Dagegen sank der Überschuss in der Handelsbilanz.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Dezember gegenüber dem Vormonat um 1,1 Mrd € auf 11,9 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er dagegen um 2,1 Mrd € auf 14,0 Mrd € zu. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren leicht um 0,5 % an, während die Einfuhren deutlich um 2,3 % sanken. Im Jahresschlussquartal insgesamt lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 1,0 % über dem Durchschnitt des dritten Vierteljahres, wobei der Zuwachs fast vollständig preisbedingt war. Die Importe verzeichneten zwar eine Zunahme um 1,2 %, aufgrund erheblich höherer Einfuhrpreise gab es in realer Rechnung jedoch einen Rückgang.
Der Aktivsaldo der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen weitete sich im Dezember um 5,8 Mrd € auf 6,7 Mrd € aus. Dahinter stand vor allem ein Umschwung bei den laufenden Übertragungen zu einem Überschuss von 0,8 Mrd €, nach einem Defizit von 4,1 Mrd € im November. Ausschlaggebend dafür sind die gegen Ende des Jahres ausgezahlten Agrar-Subventionen in Höhe von 5,0 Mrd € aus der Position öffentliche Leistungen innerhalb des EU-Haushalts. Außerdem stieg per saldo das Plus in der Dienstleistungsbilanz um 1,2 Mrd € auf 2,5 Mrd €, im Wesentlichen aufgrund geringerer Reiseverkehrsausgaben. Demgegenüber verringerte sich der Überschuss bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen von 3,7 Mrd € auf 3,3 Mrd €.
Kapitalabflüsse im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr traten im Dezember Netto-Kapitalexporte (4,9 Mrd €) auf, nachdem im November noch Importe zu verzeichnen gewesen waren (25,8 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war das geänderte Anlageverhalten ausländischer Portfolioinvestoren, die sich von hiesigen Zins- und Dividendentiteln trennten (22,6 Mrd €), nachdem sie einen Monat zuvor diese noch nachgefragt hatten (28,4 Mrd €). Dabei verkauften sie vor allem Schuldverschreibungen (18,9 Mrd €), und hier in erster Linie - mehrheitlich private - Anleihen (17,4 Mrd €). Auch gaben sie Geldmarktpapiere (1,4 Mrd €) sowie Aktien (4,1 Mrd €) ab. Inländische Anleger verringerten ihr Engagement in ausländischen Wertpapieren um 17,7 Mrd €, nach Käufen von 2,6 Mrd € im November. Dabei trennten sie sich von Aktien (5,1 Mrd €), Investmentzertifikaten (4,2 Mrd €) und Schuldverschreibungen (8,5 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Dezember Netto-Kapitalimporte (11,5 Mrd €), nach Netto-Kapitalexporten im November (2,7 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass hiesige Firmen per saldo Gelder aus dem Ausland abzogen (7,2 Mrd €). Dies erfolgte in erster Linie im Rahmen des konzerninternen Kreditverkehrs. Hingegen stockten sie ihr Beteiligungskapital im Ausland im Umfang von 4,5 Mrd € auf. Im Gegensatz dazu weiteten ausländische Firmen ihr Engagement in Deutschland aus (4,4 Mrd €). Dafür waren in erster Linie Kredite der ausländischen Muttergesellschaften an ihre hiesigen Niederlassungen verantwortlich.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, traten im Dezember Kapitalexporte in Höhe von 7,5 Mrd € auf. Dabei kamen bei den Nichtbanken Mittel in Höhe von 34,8 Mrd € auf. Davon entfielen 18,8 Mrd € auf die Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen, die insbesondere ihre Bankguthaben im Ausland abbauten. Die Dispositionen der staatlichen Stellen führten zu Mittelzuflüssen in Höhe von 16,1 Mrd €. Dabei erhöhten sie vor allem ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Kreditgebern. Hingegen kam es im Bankensystem zu Mittelabflüssen von 42,4 Mrd €. Diese verteilten sich auf die Kreditinstitute (19,3 Mrd €) und die Bundesbank (23,1 Mrd €). Bei den Kreditinstituten reduzierten sich insbesondere die Sichteinlagen ausländischer Gläubiger; hiesige Banken tilgten aber auch kurzfristige, im Ausland aufgenommene Finanzkredite. Bei der Bundesbank war der Kapitalexport im Wesentlichen dem Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 zuzuschreiben.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht zugenommen (0,8 Mrd €).
Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz
Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz belief sich der Leistungsbilanzüberschuss im Jahr 2010 auf 129,9 Mrd €, verglichen mit 119,9 Mrd € im Jahr 2009. In der Kapitalbilanz kam es bei den Wertpapiertransaktionen (107,2 Mrd €) und bei den Direktinvestitionen (43,1 Mrd €) zu Netto-Kapitalexporten, während im übrigen Kapitalverkehr Netto-Kapitalimporte auftraten (67,0 Mrd €). Der Saldo der bislang statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen („Restposten“) betrug -26,4 Mrd €. Infolge von Nachmeldungen und Revisionen ergeben sich erfahrungsgemäß noch Änderungen an den Angaben.
Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2011 veröffentlicht und dort näher analysiert.