Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2009
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Dezember 2009 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 20,6 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 2,8 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der höhere positive Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Dagegen sank der Überschuss in der Handelsbilanz.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Dezember gegenüber dem Vormonat um 3,7 Mrd € auf 13,5 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 0,3 Mrd € auf 16,7 Mrd € ab. Dabei wuchsen die wertmäßigen Einfuhren mit 4,5 % stärker als die Ausfuhren (+3,0 %). Im Jahresschlussquartal insgesamt lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt 5,1 % über dem Niveau des dritten Vierteljahrs, während die Importe um 1,8 % niedriger ausfielen.
Der positive Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen weitete sich im Dezember um 6,3 Mrd € auf 7,9 Mrd € aus. Dahinter stand vor allem der Umschwung bei den laufenden Übertragungen zu einem Überschuss von 1,3 Mrd €, nach einem Defizit von 3,9 Mrd € im November. Außerdem stieg per saldo das Plus in der Dienstleistungsbilanz um 1,7 Mrd € auf 2,2 Mrd €. Demgegenüber verringerten sich im Dezember die Nettoeinnahmen aus grenzüberschreitenden Faktoreinkommen von 5,0 Mrd € auf 4,4 Mrd €.
Erneut Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr ergaben sich im Dezember Netto-Kapitalexporte in Höhe von 13,3 Mrd € (nach 6,1 Mrd € im November). Ausschlaggebend waren die Transaktionen ausländischer Portfolioinvestoren, die zu Mittelabflüssen in Höhe von 12,3 Mrd € führten. Sie veräußerten vor allem hiesige Schuldverschreibungen (11,8 Mrd €). Dabei trennten sie sich sowohl von Anleihen (8,4 Mrd €) als auch von Geldmarktpapieren (3,4 Mrd €). Daneben gaben sie hiesige Aktien ab (1,2 Mrd €). Das Engagement deutscher Anleger jenseits der Landesgrenzen hielt sich in engen Grenzen (1,0 Mrd €). Ihre Nachfrage richtete sich auf ausländische Anleihen (6,8 Mrd €) und Aktien (2,6 Mrd €). Dagegen verkauften sie Geldmarktpapiere (4,4 Mrd €) und Investmentzertifikate (3,9 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kamen im Dezember per saldo Gelder in Höhe von 8,4 Mrd € in Deutschland auf, nachdem im Monat zuvor noch leichte Nettoabflüsse zu verzeichnen gewesen waren (0,3 Mrd €). Für die Kapitalimporte waren maßgeblich deutsche Firmen verantwortlich (11,5 Mrd €). Diese nahmen in hohem Umfang Mittel bei ihren Auslandsniederlassungen auf (9,8 Mrd €). Zusätzlich zogen sie Beteiligungskapital bei ihren Tochterunternehmen ab (3,6 Mrd €). Ausländische Firmen verringerten ihr grenzüberschreitendes Engagement bei hiesigen Niederlassungen ebenfalls (um 3,1 Mrd €). Entscheidend waren Gewinnausschüttungen (2,8 Mrd €) und konzerninterne Finanzkredite (2,3 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Dezember Netto-Kapitalexporte (32,8 Mrd €). Entgegen der Gesamttendenz kamen bei den Nichtbanken Mittel auf (2,1 Mrd €). Dabei führten die Transaktionen der Unternehmen – vorwiegend durch die Aufnahme kurzfristiger Finanzkredite – zu Netto-Kapitalimporten (13,0 Mrd €). Bei den öffentlichen Stellen flossen dagegen infolge der Rückführung kurzfristiger Finanzverbindlichkeiten Mittel in das Ausland ab (insgesamt 10,8 Mrd €). Im Bankensystem, in dem sich die übrigen grenzüberschreitenden Zahlungsströme großteils als Reflex niederschlagen, waren ebenfalls hohe Netto-Kapitalexporte zu verzeichnen. Diese entfielen zu fast gleichen Teilen auf die Kreditinstitute (17,6 Mrd €) und die Bundesbank (17,3 Mrd €). Während die Abflüsse bei der Bundesbank nahezu ausschließlich auf einem Forderungsaufbau im Rahmen von TARGET2 zurückzuführen waren, zogen ausländische Anleger bei den Kreditinstituten zum Jahresende in großem Umfang Einlagen ab (24,9 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd € zugenommen.
Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz
Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz belief sich der Leistungsbilanzüberschuss im Jahr 2009 auf 119,4 Mrd €, verglichen mit 165,2 Mrd € im Jahr 2008. In der Kapitalbilanz kam es bei den Wertpapiertransaktionen (45,0 Mrd €), bei den Direktinvestitionen (20,1 Mrd €) und im übrigen Kapitalverkehr (65,9 Mrd €) zu Netto-Kapitalexporten. Der Saldo der bislang statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen („Restposten“) betrug 11,1 Mrd €; er war damit 2009 vergleichsweise niedrig. Infolge von Nachmeldungen und Revisionen werden sich diese vorläufigen Zahlungsbilanzergebnisse erfahrungsgemäß noch ändern.
Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2010 veröffentlicht und dort näher analysiert.