Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2005

Leistungsbilanzüberschuss im Dezember gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Dezember - gemessen an den Ursprungswerten - einen Überschuss von 6,3 Mrd € auf. Dieser lag damit um 1,8 Mrd € unter dem Vormonatsniveau. Dahinter stand ein niedrigerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz, während sich das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen, verminderte.

Nach den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm der Überschuss im Außenhandel im Dezember gegenüber dem Vormonat um 4,1 Mrd € auf 9,2 Mrd € ab. Nach Ausschaltung saisonaler Einflüsse ging das Plus um 2 ½ Mrd € auf 11 ½ Mrd € zurück, da der Wert der Wareneinfuhren deutlich stärker (5 ¾ %) stieg als die nominalen Warenausfuhren (¾ %). Im Jahresschlussquartal insgesamt lagen die Importe saisonbereinigt um 2 ¾ % über dem Stand der Vorperiode. Die Exporte waren um ¾ % höher.

Das Defizit bei den unsichtbaren Leistungstransaktionen sank im Dezember um 2,2 Mrd € gegenüber dem Vormonatswert auf 1,6 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war, dass sich die Passivsalden bei den laufenden Übertragungen um 1,4 Mrd € auf 1,7 Mrd € und in der Dienstleistungsbilanz um 1,1 Mrd € auf 0,5 Mrd € verminderten. Die Netto-Einnahmen aus grenzüberschreitenden Faktorentgelten beliefen sich im Dezember auf 0,6 Mrd €. Sie unterschritten damit ihren Vormonatswert um 0,2 Mrd €.


Erneut Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr

Im Dezember 2005 kam es im Wertpapierverkehr per saldo zu Mittelabflüssen (19,2 Mrd €, nach 30,8 Mrd € im November). Ausschlaggebend war das grenzüberschreitende Engagement inländischer Anleger, die per saldo für 15,1 Mrd € ausländische Wertpapiere in ihre Portfolios aufgenommen haben. Sie erwarben in erster Linie Schuldverschreibungen (13,8 Mrd €), wobei Anleihen ausländischer Emittenten im Zentrum des Interesses standen (12,1 Mrd €). Gebietsfremde Investoren veräußerten im Berichtszeitraum inländische Wertpapiere im Umfang von 4,1 Mrd €, nachdem sie im November im Ergebnis noch als Käufer aufgetreten waren (5,0 Mrd €). Dazu beigetragen haben insbesondere Verkäufe und Tilgungen inländischer Schuldverschreibungen, darunter vor allem Geldmarktpapiere (6,6 Mrd €), aber auch Anleihen privater Emittenten (2,6 Mrd €). Demgegenüber stockten ausländische Investoren ihre Bestände an öffentlichen Anleihen (3,6 Mrd €) und inländischen Ak-tien (1,8 Mrd €) per saldo auf.

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Dezember zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 0,2 Mrd €. Heimische Firmen haben dabei im Berichtszeitraum mehrere bedeutende Akquisitionen im Ausland vorgenommen. Daneben hat sich allerdings der im Rahmen der Umstrukturierung eines multinationalen Unternehmens erfolgte Verkauf einer größeren gebietsfremden Kapitalbeteiligung niedergeschlagen. Im Ergebnis zogen deutsche Direktinvestoren Beteiligungskapital in Höhe von 2,5 Mrd € aus ihren Tochtergesellschaften im Ausland ab. Weiter haben sie in größerem Umfang – vorwiegend kurzfristige - Kredite bei ihren gebietsfremden Niederlassungen aufgenommen (11,2 Mrd €). Im Ergebnis führten die Transaktionen aus deutschen Direktinvestitionsbeziehungen im Ausland im Dezember zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 12,9 Mrd €.

Ausländische Unternehmen haben im Berichtszeitraum ihr Engagement in Deutschland per saldo um 12,7 Mrd € zurückgeführt. Maßgeblich hat hierzu die bereits erwähnte Liquidation der ausländischen Beteiligung beigetragen, da der Veräußerungserlös an die im gemeinsamen Währungsgebiet ansäs-sige Muttergesellschaft durchgereicht wurde. Über konzerninterne Kredite stellten ausländische Eigner ihren verbundenen Unternehmen in Deutsch-land dagegen Mittel in Höhe von 5,6 Mrd € zur Verfügung.

Der unverbriefte Kreditverkehr war im Dezember mit Netto-Kapitalexporten in Höhe von 0,2 Mrd € nahezu ausgeglichen. Während durch die Transaktionen staatlicher Stellen per saldo - vor allem kurzfristige - Gelder ins Ausland transferiert wurden (6,9 Mrd €), zogen inländische Unternehmen und Privatpersonen - wie zum Jahresende üblich - vorwiegend kurzfristige Mittel aus dem Ausland ab (6,2 Mrd €). Die Transaktionen des Bankensystems führten, praktisch als Reflex aller übrigen Zahlungsbilanztransaktionen, zu Mittelzuflüssen in Höhe von 0,6 Mrd €. Dabei standen Netto-Kapitalimporten bei den Kreditinstituten (2,1 Mrd €) Kapitalabflüsse bei der Bundesbank gegenüber (1,5 Mrd €). Letztere waren nahezu ausschließlich dem Aufbau von Forderungen im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET zuzuschreiben.

Die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank sind im Dezember - zu Transaktionswerten gerechnet - um 0,7 Mrd € zurückgegangen.


Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz

Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz belief sich der Leistungsbilanzüberschuss im Jahr 2005 auf 90,4 Mrd €, verglichen mit 84,5 Mrd € im Jahr 2004. In der Kapitalbilanz kam es sowohl im Wertpapierverkehr als auch bei den Direktinvestitionen zu Netto-Kapitalexporten (20,3 Mrdbzw. 2,7 Mrd €). Auch im nicht verbrieften Kreditverkehr traten Mittelabflüsse auf, und zwar in Höhe von netto 72,0 Mrd €. Diese gingen in erster Linie auf die Transaktionen des Bankensystems zurück. Der Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen („Restposten“) summierte sich auf 18,0 Mrd €.

Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2006 veröffentlicht und dort auch ausführlich kommentiert.