Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2004

Deutlich geringerer Leistungsbilanzüberschuss im Dezember

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Dezember 2004 ein Plus von 5,9 Mrd € auf, nachdem im November noch ein um 3,3 Mrd € höherer Überschuss erzielt worden war. Ausschlaggebend für diesen Rückgang war eine Ausweitung des Defizits im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen. Daneben verringerte sich auch der Aktivsaldo in der Handelsbilanz.

Im Außenhandel sank der Überschuss – nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes – im Dezember verglichen mit dem Vormonat um 1,2 Mrd € auf 10,7 Mrd €. Nach Ausschaltung saisonaler Einflüsse erhöhte sich das Plus dagegen um gut 1/2 Mrd € auf 12 1/2 Mrd €. Ursache war eine stärkere Abnahme der Wareneinfuhren (-6 1/2 %) als der Warenausfuhren (-4 %). Im Quartalsvergleich ergibt sich allerdings ein etwas anderes Bild. So stiegen die Exporte wie die Importe im Jahresschlussquartal gegenüber dem dritten Vierteljahr leicht um jeweils 1/2 %.

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen weitete sich das Defizit im Dezember um 1,8 Mrd € auf 3,8 Mrd € aus. Dieser Anstieg basierte hauptsächlich auf einem starken Rückgang der von Monat zu Monat sehr volatilen Nettoeinnahmen aus grenzüberschreitenden Erwerbs- und Vermögenseinkommen auf nahezu Null, nachdem im November noch ein Überschuss von 2,4 Mrd € verzeichnet worden war. Gleichzeitig stieg das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 0,4 Mrd € auf 2,5 Mrd €. Im Gegensatz dazu verringerten sich die ettozahlungen an das Ausland bei den laufendenÜbertragungen im Dezember um 0,9 Mrd € auf 1,5 Mrd €.

Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr

Im Dezember führte der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr zu Netto-Kapitalexporten (9,3 Mrd €), nachdem die beiden Vormonate noch durch Zuflüsse gekennzeichnet waren. Zum überwiegenden Teil resultierten die Kapitalexporte aus Mittelabzügen ausländischer Anleger von den deutschen Wertpapiermärkten (6,8 Mrd €), während sie sich in den vorangegangenen zwei Monaten recht stark in Deutschland engagiert hatten (17,1 Mrd € im Oktober und 7,6 Mrd € im November). Dabei reduzierten sie in erster Linie ihren Bestand an Geldmarktpapieren (4,0 Mrd €); zusätzlich trennten sie sich von Aktien (1,6 Mrd €) und Rentenwerten (1,1 Mrd €). Inländer fragten
hingegen per saldo Wertpapiere jenseits der Landesgrenzen nach – wenn auch in vergleichsweise geringem Umfang (2,5 Mrd €). Die Käufe beschränkten sich auf ausländische Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von über einem Jahr (4,7 Mrd €). Sie veräußerten dagegen ausländische Geldmarktpapiere (1,0 Mrd €) und Investmentzertifikate (0,8 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Dezember mit 11,8 Mrd € zu nennenswerten Netto-Kapitalzuflüssen. Der Saldo lässt sich nahezu vollständig darauf zurückführen, dass inländische Unternehmen Kapital aus dem Ausland abzogen (10,1 Mrd €), und zwar im Wesentlichen in Form konzerninterner Kredite (9,9 Mrd €). Zudem haben sie das Beteiligungskapital ihrer Niederlassungen im Ausland leicht verringert (0,9 Mrd €). Ausländische Eigner engagierten sich mit 1,6 Mrd € in Deutschland. Sie stockten dabei das Beteiligungskapital ihrer hiesigen Filialen und Töchter so stark auf wie in keinem anderen Monat von 2004. Über 50 % des Betrags nutzten sie zur Erhöhung von Kapitalrücklagen in Deutschland ansässiger Holdinggesellschaften.

Im statistisch erfassten unverbrieften Kreditverkehr der Nichtbanken kam es im Dezember zu einem Mittelabfluss von netto 2,5 Mrd €. Ausschlaggebend waren die Transaktionen öffentlicher Stellen, die im Rahmen ihrer Ultimodispositionen zu Kapitalexporten in Höhe von 3,0 Mrd € führten. Dagegen zogen Unternehmen und Privatpersonen – wie zum Jahresende üblich – Gelder aus dem Ausland ab. Über den unverbrieften Kreditverkehr der monetären Finanzinstitute (einschließlich Bundesbank) flossen per saldo Mittel in Höhe von 10,8 Mrd € ins Ausland. Davon entfielen 8,5 Mrd € auf die Bundesbank und hier wiederum primär auf Forderungszugänge im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET. 2,3 Mrd € transferierten Kreditinstitute ins Ausland.

Die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank sind im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,6 Mrd € gestiegen.

Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz

Die bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz weisen für das gesamte Jahr 2004 einen Leistungsbilanzüberschuss von 77,9 Mrd € aus (nach 45,8 Mrd € im Jahr 2003). In der Kapitalbilanz kam es sowohl im Wertpapierverkehr als auch bei den Direktinvestitionen zu Netto-Kapitalexporten (2,9 Mrdbzw. 29,6 Mrd €). Auch im nicht verbrieften Kreditverkehr traten Mittelabflüsse auf, und zwar in Höhe von netto 101,5 Mrd €. Diese gingen in erster Linie auf die Transaktionen des Bankensystems zurück. Der Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen („Restposten“) summierte sich auf 62,6 Mrd €.

Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2005 veröffentlicht und dort auch ausführlich kommentiert.