Die deutsche Zahlungsbilanz im August 2021
Leistungsbilanzüberschuss zurückgegangen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im August 2021 einen Überschuss von 11,8 Mrd €. Das Ergebnis lag um 6,1 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Der Aktivsaldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, erhöhte sich zwar leicht. Deutlich stärker sank jedoch der Überschuss im Warenhandel.
Im Warenhandel verminderte sich der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber Juli um 6,5 Mrd € auf 11,0 Mrd €. Dabei gaben die Warenausfuhren stärker nach als die Wareneinfuhren.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen nahm der Überschuss im August um 0,4 Mrd € auf 0,7 Mrd € zu. Ausschlaggebend dafür waren Saldenanstiege bei den Primär- und Sekundäreinkommen. Die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen erhöhten sich um 2,0 Mrd € auf 10,3 Mrd €, vor allem wegen geringerer Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapieranlagen. Zudem verminderte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 1,0 Mrd € auf 4,8 Mrd €, wobei insbesondere gesunkene staatliche Ausgaben von Bedeutung waren. Zwar stiegen die Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen stehen. Stärker war jedoch die Gegenbewegung bei den Ausgaben für laufende Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit, die im Vormonat deutlich zugenommen hatten. Dagegen weitete sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 2,6 Mrd € auf 4,8 Mrd € aus. Hier gaben die Einnahmen nach, was insbesondere auf den Bereich der sonstigen unternehmensbezogenen Dienste und der Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum zurückzuführen war. Außerdem glichen sich bei den Aufwendungen die Rückgänge und Zunahmen in den Unterpositionen praktisch aus. Wie zu dieser Jahreszeit üblich stiegen die Reiseverkehrsausgaben deutlich, da die bessere Pandemielage wieder mehr Auslandsreisen ermöglichte.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im August 2021 zeigten sich die internationalen Finanzmärkte trotz unerwartet hoher Inflationsraten überwiegend robust, mit tendenziell steigenden Aktienkursen und wenig Veränderungen bei den Wechselkursen. Vor diesem Hintergrund ergaben sich im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands Netto-Kapitalimporte von 3,6 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 33,0 Mrd € im Juli). Ausländische Anleger erwarben deutsche Wertpapiere für 14,5 Mrd €. Dabei fragten sie Geldmarktpapiere (10,7 Mrd €) und Anleihen (4,5 Mrd €) nach. Ihre Bestände an Investmentzertifikaten und Aktien beließen sie im Ergebnis nahezu unverändert. Inländische Anleger nahmen per saldo für 10,9 Mrd € ausländische Wertpapiere in ihre Portfolios auf. Sie kauften Investmentzertifikate (8,6 Mrd €), Aktien (7,1 Mrd €) und Geldmarktpapiere (0,6 Mrd €). Dagegen trennten sie sich von ausländischen Anleihen (5,5 Mrd €).
Der Saldo der Finanzderivate schloss im August mit Mittelzuflüssen (5,7 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im August Netto-Kapitalexporte von 3,5 Mrd € (Juli: 9,7 Mrd €). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 6,1 Mrd €. Sie stockten ihr Beteiligungskapital an ausländischen Unternehmen um 9,1 Mrd € auf – knapp zwei Drittel davon entfielen auf reinvestierte Gewinne. Hingegen überwogen im konzerninternen Kreditverkehr die Tilgungen (3,0 Mrd €). Ausländische Firmen führten verbundenen Unternehmen hierzulande 2,6 Mrd € an Direktinvestitionsmitteln zu. Das Beteiligungskapital erhöhten sie um 1,6 Mrd €, weitere 1,0 Mrd € kamen durch zusätzliche konzerninterne Kredite hinzu.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im August per saldo Mittelzuflüsse von 14,5 Mrd € (nach 47,5 Mrd € im Juli). Dabei verzeichnete die Bundesbank Netto-Kapitalimporte von 30,4 Mrd €. Zwar stiegen die TARGET2-Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank um 12,3 Mrd €. Gleichzeitig erhöhten sich aber auch die Verbindlichkeiten der Bundesbank deutlich. Das lag daran, dass der Internationale Währungsfonds im August der Bundesbank neue Sonderziehungsrechte zuteilte, die sich in einem höheren Ausgleichsposten auf der Passivseite der Bundesbankbilanz niederschlugen. Hinzu kamen gestiegene Einlagen von Ansässigen außerhalb des Euroraums. Die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) verzeichneten ebenfalls Netto-Kapitalimporte (3,3 Mrd €). Die Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen (15,7 Mrd €) sowie des Staates (3,5 Mrd €) führten hingegen per saldo jeweils zu Mittelabflüssen.
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im August aufgrund der oben erwähnten Zuteilung neuer Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds – zu Transaktionswerten gerechnet – um 31,3 Mrd €.