Die deutsche Zahlungsbilanz im August 2012
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im August 2012 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 11,1 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 0,5 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch ein höheres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank der Überschuss im Außenhandel im August gegenüber dem Vormonat um 0,6 Mrd € auf 16,3 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er allerdings um 2,0 Mrd € auf 18,3 Mrd € zu. Dies lag daran, dass die wertmäßigen Ausfuhren mit einer Zunahme von 2,4 % wesentlich stärker wuchsen als die Einfuhren mit +0,3 %. Im Juli/August zusammengenommen lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 2,0 % und die Importe um 0,7 % über dem Durchschnitt des zweiten Quartals. Preiseffekte spielten einnahmen- wie ausgabenseitig nur eine untergeordnete Rolle.
Das Defizit der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen vergrößerte sich im August von 2,3 Mrd € auf nunmehr 2,6 Mrd €. Zu diesem Ergebnis trug der erhöhte Fehlbetrag in der Bilanz der laufenden Übertragungen bei. Im Berichtszeitraum war er mit 3,5 Mrd € um 1,0 Mrd € höher als im Vormonat. Dies war vor allem auf einen Anstieg der Nettoleistungen an internationale Organisationen im öffentlichen Bereich zurückzuführen. Eine Verschlechterung gab es ebenfalls im Bereich der grenzüberschreitenden Faktoreinkommen, deren Überschuss leicht um 0,3 Mrd € auf 4,8 Mrd € sank. Dagegen verminderte sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 1,0 Mrd € gegenüber dem Vormonat auf einen Fehlbetrag von 3,9 Mrd €. Verantwortlich dafür waren vor allem höhere Nettoeinnahmen aus Finanzdienstleistungen.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Vor dem Hintergrund einer leichten Entspannung an den internationalen Finanzmärkten kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr im August zwar erneut zu Netto-Kapitalexporten (0,6 Mrd €); diese waren jedoch weniger stark ausgeprägt als im Monat zuvor. Ausschlaggebend für die Mittelabflüsse war, dass Gebietsansässige weiterhin ausländische Wertpapiere erwarben (5,3 Mrd €). Hiesige Investoren bauten dabei unter anderem ihren Bestand an Investmentzertifikaten aus (3,0 Mrd €). Daneben erwarben sie Schuldverschreibungen im Umfang von 2,4 Mrd €. Davon entfielen 1,8 Mrd € auf Anleihen und 0,6 Mrd € auf Geldmarktpapiere. Gebietsfremde Anleger kauften im August per saldo deutsche Wertpapiere im Umfang von 4,7 Mrd €. Dabei nahmen sie Schuldverschreibungen (5,7 Mrd €) in ihre Portfolios auf, während sie Investmentzertifikate (0,8 Mrd €) und Aktien (0,2 Mrd €) verkauften.
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im August ebenfalls zu Netto-Kapitalabflüssen (4,4 Mrd €). Ursächlich dafür war, dass ausländische Firmen aus ihren hiesigen Niederlassungen Mittel abzogen (7,6 Mrd €). Dies geschah per saldo ausschließlich über den konzerninternen Kreditverkehr (8,5 Mrd €), und zwar vorwiegend über Finanzkredite (6,2 Mrd €). Auch deutsche Direktinvestoren führten ihr Auslandsengagement zurück (3,3 Mrd €). Ausschlaggebend waren auch hier die Kreditbeziehungen zwischen den verbundenen Unternehmen (7,2 Mrd €), während die Kapitalbeteiligungen ausgebaut wurden (2,8 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, traten im August Netto-Kapitalexporte in Höhe von 11,1 Mrd € auf. Die Nichtbanken verbuchten per saldo einen Mittelabfluss (5,9 Mrd €). Maßgeblich dafür waren die Dispositionen des Staates, die zu Kapitalexporten (9,7 Mrd €) führten, während die Unternehmen und Privatpersonen Kapitalzuflüsse verzeichneten (3,8 Mrd €). Im Bankensystem kam es ebenfalls zu Mittelabflüssen (5,2 Mrd €). Dabei standen Netto-Kapitalimporten bei den Kreditinstituten (19,2 Mrd €) Netto-Kapitalexporte bei der Deutschen Bundesbank gegenüber (24,4 Mrd €). Hier spielte ein weiterer Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 die wesentliche Rolle.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im August – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht zugenommen (0,4 Mrd €).