Die deutsche Zahlungsbilanz im August 2011
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im August 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 7,0 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 0,8 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend war das höhere Defizit im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Dagegen stieg der Überschuss in der Handelsbilanz.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im August gegenüber dem Vormonat um 1,3 Mrd € auf 11,8 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 3,1 Mrd € auf 13,8 Mrd € zu. Dabei expandierten die wertmäßigen Ausfuhren mit 3,5 % recht kräftig, während der Umfang der Einfuhren das hohe Vormonatsniveau halten konnte. Im Juli/August zusammen genommen lagen sowohl die nominalen Exporte als auch die Importe saisonbereinigt um 1,4 % über dem Durchschnitt des zweiten Quartals. Dahinter standen auf der Ausfuhrseite geringfügig höhere Preise als im Frühjahr, während die Einfuhrpreise etwas nachgaben.
Das Defizit der "unsichtbaren Leistungstransaktionen vergrößerte sich im August um 1,6 Mrd € auf 3,0 Mrd €. Ursächlich dafür war eine deutliche Verschlechterung in der Dienstleistungsbilanz. Im Berichtsmonat verdoppelte sich der Passivsaldo auf 4,3 Mrd €. Zu diesem Ergebnis trugen insbesondere höhere Reiseverkehrsausgaben bei. Dagegen verminderte sich der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 0,5 Mrd € auf 3,2 Mrd €. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen belief sich wie bereits im Monat zuvor auf 4,5 Mrd €.
Hohe Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr ergaben sich im August hohe Netto-Kapitalimporte (35,9 Mrd €). Maßgeblich dazu beigetragen haben Transaktionen gebietsfremder Anleger. Diese erwarben deutsche Wertpapiere im Umfang von 32,5 Mrd €. Der Schwerpunkt lag auf hiesigen Schuldverschreibungen und dabei im Wesentlichen auf öffentlichen Anleihen (20,0 Mrd €) und Geldmarktpapieren (10,6 Mrd €). Aktien gaben sie hingegen im Umfang von 2,4 Mrd € ab. Deutsche Kapitalanleger verringerten ihr grenzüberschreitendes Engagement um 3,4 Mrd €. Sie veräußerten Aktien (3,5 Mrd €) und Investmentzertifikate (2,2 Mrd €), erwarben aber ausländische Schuldverschreibungen (2,3 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im August zu leichten Netto-Kapitalexporten (1,4 Mrd €). Ausschlaggebend war das Engagement deutscher Firmen im Ausland (1,6 Mrd €). Ausländische Unternehmen hielten sich dagegen mit Investitionen in Deutschland zurück (0,2 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, traten im August Netto-Kapitalexporte in Höhe von 46,6 Mrd € auf. Davon entfielen 11,7 Mrd € auf die Nichtbanken. Die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen führten zu Mittelabflüssen von 12,6 Mrd €, wobei insbesondere kurzfristige Bankguthaben im Ausland aufgebaut wurden. Hingegen flossen staatlichen Stellen Mittel zu (0,9 Mrd €). Im Bankensystem kam es zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 34,9 Mrd €. Während bei den hiesigen Kreditinstituten 8,6 Mrd € aufkamen, erhöhten sich die Auslandsforderungen der Bundesbank, vorwiegend über TARGET2, um 43,5 Mrd €.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im August – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht abgenommen (0,1 Mrd €).