Die deutsche Zahlungsbilanz im August 2010
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im August 2010 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 4,6 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 4,5 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der niedrigere Aktivsaldo in der Handelsbilanz. Zudem vergrößerte sich das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen, geringfügig.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im August gegenüber dem Vormonat um 4,5 Mrd € auf 9,0 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 1,0 Mrd € auf 11,7 Mrd € ab. Dabei sanken die wertmäßigen Ausfuhren leicht (-0,4 %), während die Einfuhren etwas zunahmen (+0,9 %). Gleichwohl lagen die nominalen Exporte im Juli/August zusammengenommen saisonbereinigt um 3,0 % über dem Durchschnitt des zweiten Quartals. Die Importe wuchsen in diesem Zeitraum um 3,4 %.
Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen erhöhte sich im August von 3,1 Mrd € auf 3,3 Mrd €. Dabei waren die Veränderungen in allen drei Teilbilanzen relativ klein. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz nahm insgesamt um 0,1 Mrd € auf 3,1 Mrd € zu. Dabei standen den urlaubszeitbedingt höheren Nettoausgaben im Reiseverkehr Gegenbewegungen in anderen Positionen gegenüber. Der Überschuss bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen verringerte sich von 3,5 Mrd € im Juli auf 3,2 Mrd € im Berichtsmonat. Dagegen reduzierte sich der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 0,2 Mrd € auf 3,4 Mrd €.
Netto-Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im August zu Netto-Kapitalimporten (13,2 Mrd €), nach Netto-Kapitalabflüssen in Höhe von 5,0 Mrd € im Juli. Ausschlaggebend war, dass ausländische Portfolioinvestoren ihre Anlagen in Deutschland kräftig ausweiteten (18,4 Mrd €). Dabei erwarben sie per saldo ausschließlich hiesige Schuldverschreibungen (19,7 Mrd €), vorwiegend in Form öffentlicher Anleihen (11,3 Mrd €). Aktien und Investmentzertifikate wurden hingegen in geringem Umfang abgegeben. Hiesige Anleger erwarben für 5,2 Mrd € ausländische Wertpapiere. Maßgeblich waren Käufe von Investmentzertifikaten (3,0 Mrd €) und Schuldverschreibungen (2,1 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im August ebenfalls zu Netto-Kapitalzuflüssen (4,6 Mrd €), die im Ergebnis ausschließlich auf Transaktionen deutscher Firmen zurückzuführen waren. Diese zogen Kapital von ihren ausländischen Niederlassungen ab (4,6 Mrd €). In erster Linie erfolgte dies im Rahmen des konzerninternen Kreditverkehrs (8,7 Mrd €). Dagegen führten sie ihren Auslandstöchtern Finanzmittel über zusätzliches Beteiligungskapital (1,2 Mrd €) und reinvestierte Gewinne (2,9 Mrd €) zu. Auf der anderen Seite veränderten ausländische Unternehmen die Kapitalausstattung ihrer deutschen Niederlassungen per saldo fast nicht.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im August Netto-Kapitalabflüsse (23,7 Mrd €). Davon entfielen 10,3 Mrd € auf Transaktionen von Nichtbanken. Ausschlaggebend waren hier die Unternehmen und Privatpersonen, welche Mittel im Umfang von 8,4 Mrd € ins Ausland transferierten. Bei öffentlichen Stellen flossen 1,9 Mrd € ab. Die unverbrieften Netto-Auslandsforderungen des Bankensystems stiegen um 13,4 Mrd €. Davon entfielen 1,4 Mrd € auf die Kreditinstitute und 12,0 Mrd € auf die Bundesbank. Die letztgenannten Netto-Kapitalabflüsse standen in erster Linie im Zusammenhang mit Transaktionen innerhalb des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im August – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht abgenommen (0,1 Mrd €).