Die deutsche Zahlungsbilanz im April 2022

Leistungsbilanzüberschuss sehr kräftig gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im April 2022 einen Überschuss von 7,4 Mrd €. Das Ergebnis lag um 11,3 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war ein verminderter Aktivsaldo im Warenhandel. Hinzu kam ein etwas geringerer Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.

Im Warenhandel gab der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber März 2022 um 10,8 Mrd € auf 2,0 Mrd € nach, da die Einnahmen stärker sanken als die Ausgaben.

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen ging der Überschuss im April 2022 um 0,5 Mrd € auf 5,4 Mrd € zurück. Die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen gaben um 2,7 Mrd € auf 10,7 Mrd € nach, vor allem wegen höherer Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements. Demgegenüber verkleinerte sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 1,9 Mrd € auf 0,7 Mrd €. Die Ausgaben verminderten sich stärker als die Einnahmen; dazu trugen gesunkene Aufwendungen für Transportleistungen und sonstige unternehmensbezogene Dienste wesentlich bei. Zudem ging der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen leicht um 0,3 Mrd € auf 4,6 Mrd € zurück. 

Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr

Im April 2022 standen die Finanzmärkte weiterhin unter dem Eindruck des russischen Einmarschs in die Ukraine und steigender Inflationsraten. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalexporte von 7,4 Mrd € (nach 16,9 Mrd € im März). Ausländische Anleger gaben im Ergebnis inländische Wertpapiere für 17,9 Mrd € ab. Dabei trennten sie sich von Anleihen (7,5 Mrd €), und zwar insbesondere von Titeln öffentlicher Emittenten, sowie von Geldmarktpapieren (7,1 Mrd €). Darüber hinaus veräußerten sie im Inland begebene Aktien (3,7 Mrd €). Investmentzertifikate nahmen sie für 0,5 Mrd € zusätzlich in ihre Portfolios auf. Inländische Anleger gaben per saldo ausländische Wertpapiere für 10,5 Mrd € ab. Sie trennten sich für 16,8 Mrd € von ausländischen Anleihen. Hingegen erwarben sie ausländische Aktien (3,6 Mrd €), Investmentzertifikate (2,2 Mrd €) und Geldmarktpapiere (0,5 Mrd €).

Die Transaktionen mit Finanzderivaten schlossen im April mit Mittelabflüssen (3,8 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im April Netto-Kapitalexporte von 13,6 Mrd € (März: Netto-Kapitalimporte von 3,8 Mrd €). Inländische Gesellschaften führten verbundenen Unternehmen im Ausland insgesamt 30,1 Mrd € an Direktinvestitionsmitteln zu. Sie stockten das Beteiligungskapital um 9,5 Mrd € auf und vergaben per saldo zusätzliche Kredite über insgesamt 20,5 Mrd €. Dabei wurden die Mittel fast ausschließlich über Finanzkredite bereitgestellt. In umgekehrter Richtung weiteten Unternehmen aus dem Ausland ihre Direktinvestitionen in Deutschland um 16,5 Mrd € aus. Sie erhöhten ihr Beteiligungskapital um 1,1 Mrd €. Außerdem vergaben sie zusätzliche Kredite von 15,3 Mrd € an verbundene Unternehmen in Deutschland.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im April per saldo Netto-Kapitalimporte von 27,1 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 2,5 Mrd € im März). Während sich bei Unternehmen und Privatpersonen die grenzüberschreitenden Transaktionen ausglichen, verzeichneten alle übrigen volkswirtschaftlichen Sektoren Netto-Kapitalimporte. So sanken die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank um 16,2 Mrd €. Ihre TARGET2-Forderungen gingen dabei um 34,6 Mrd € zurück. Zugleich sanken auch die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank deutlich, da Ansässige außerhalb des Euroraums ihre Einlagen bei der Bundesbank verringerten. Die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) wiesen Netto-Kapitalimporte von 9,1 Mrd € aus, und auch der Staat verzeichnete im übrigen Kapitalverkehr einen Anstieg seiner Netto-Auslandsverbindlichkeiten (1,7 Mrd €).

Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im April – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,1 Mrd €.