Die deutsche Zahlungsbilanz im April 2012
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im April 2012 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 11,2 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 8,7 Mrd € unter dem Vormonatswert. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im April gegenüber dem Vormonat um 3,0 Mrd € auf 14,4 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er allerdings um 2,2 Mrd € auf 16,1 Mrd € zu. Dabei sanken die wertmäßigen Einfuhren weitaus stärker (-4,8 %) als die wertmäßigen Ausfuhren (-1,7 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des ersten Quartals 2012 gingen die nominalen Importe saisonbereinigt um 3,3 % zurück, wobei Ermäßigungen bei den Einfuhrpreisen nur zu einem kleinen Teil dafür verantwortlich waren. Bei der Verringerung der Exporte um 0,7 % spielten Preiseffekte keine Rolle.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im April ein Defizit von 1,3 Mrd €, nach einem Überschuss von 3,7 Mrd € im Vormonat. Dies ist vor allem auf den geringeren Aktivsaldo in der Bilanz der grenzüberschreitenden Faktoreinkommen zurückzuführen, der von 5,9 Mrd € im Vormonat auf 0,9 Mrd € im Berichtsmonat sank. Dieser Rückgang ist durch die – wie bereits in den vergangenen Jahren – zu dieser Zeit erfolgten hohen Dividendenzahlungen an das Ausland bedingt. Darüber hinaus verminderte sich auch der Einnahmenüberschuss in der Dienstleistungsbilanz von 1,4 Mrd € auf 0,7 Mrd €. Dagegen ging der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 0,7 Mrd € auf insgesamt 2,8 Mrd € zurück.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im April kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr erneut zu Netto-Kapitalexporten (13,7 Mrd €). Ausschlaggebend waren die im Vorfeld der Dividendensaison üblicherweise verzeichneten Verkäufe deutscher Aktien durch gebietsfremde Anleger (12,2 Mrd €); zudem trennten sich diese von Investmentzertifikaten inländischer Fondsgesellschaften (6,8 Mrd €) und von hiesigen Schuldverschreibungen (1,2 Mrd €). Alles in allem zogen ausländische Portfolioinvestoren im April Mittel im Umfang von 20,2 Mrd € aus Deutschland ab. Die Transaktionen hiesiger Anleger führten dagegen zu Mittelzuflüssen (6,5 Mrd €). Auch sie waren durchweg auf der Verkäuferseite und gaben Schuldverschreibungen (2,9 Mrd €), Aktien (2,0 Mrd €) sowie Investmentzertifikate (1,7 Mrd €) ab.
Auch im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im April Netto-Kapitalabflüsse (7,4 Mrd €). Dabei stellten hiesige Firmen ihren Niederlassungen im Ausland Investitionsmittel in Höhe von 7,3 Mrd € zur Verfügung, vorwiegend über den konzerninternen Kreditverkehr. Gebietsfremde Eigner ließen ihr Direktinvestitionsengagement in Deutschland nahezu unverändert.
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im April Netto-Kapitalimporte (2,4 Mrd €). Bei den Nichtbanken kamen Mittel im Umfang von 18,2 Mrd € auf. Maßgeblich waren die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen (18,2 Mrd €). Das Bankensystem verzeichnete hingegen Mittelabflüsse in Höhe von 15,8 Mrd €. Während den Kreditinstituten 15,0 Mrd € zuflossen, stieg die Auslandsposition der Bundesbank transaktionsbedingt um 30,8 Mrd €, vor allem im Rahmen von TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im April – zu Transaktionswerten gerechnet – gestiegen (0,6 Mrd €).