Die deutsche Zahlungsbilanz im April 2010
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im April 2010 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 11,8 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 6,3 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im April gegenüber dem Vormonat um 3,5 Mrd € auf 13,4 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er geringfügig um 0,1 Mrd € auf 13,1 Mrd € zu. Dabei sanken die wertmäßigen Einfuhren ( 7,3 %) stärker als die Ausfuhren ( 5,9 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des ersten Quartals wuchsen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 2,2 %, während die Importe mit 0,4 % leicht nachgaben.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im April ein Defizit von 0,9 Mrd €, nach einem Überschuss von 2,4 Mrd € im März. Dies ging auf niedrigere Aktivsalden in den Bilanzen der Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie der Dienstleistungen zurück. Die grenzüberschreitenden Faktoreinkommen saldierten sich nach 4,3 Mrd € im Vormonat nur noch auf ein Plus von 1,1 Mrd €. Nach Nettoeinnahmen von 0,8 Mrd € war die Dienstleistungsbilanz im April ausgeglichen. Dagegen ging der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 0,6 Mrd € auf 2,1 Mrd € zurück.
Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im April zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 11,2 Mrd €; sie entsprachen damit weitgehend dem Niveau des Monats zuvor. Ausschlaggebend waren Mittelabzüge ausländischer Portfolioinvestoren aus Deutschland (13,2 Mrd €). Dabei veräußerten sie – wie üblich vor den Dividendenterminen – in großem Umfang deutsche Aktien (33,4 Mrd €). Dem standen zum Teil Käufe von Schuldverschreibungen (19,3 Mrd €) gegenüber. Diese verteilten sich sowohl auf öffentliche und private Anleihen (11,5 Mrd €) als auch auf Geldmarktpapiere (7,8 Mrd €). Inländische Anleger reduzierten ihr Engagement im Ausland um 2,0 Mrd €. Während sie Aktien (4,0 Mrd €) und Anleihen (0,6 Mrd €) verkauften, erwarben sie für 2,7 Mrd € Investmentzertifikate.
Auch im Bereich der Direktinvestitionen traten per saldo Kapitalabflüsse auf, allerdings mit 1,2 Mrd € in sehr beschränktem Maße. Ausschlaggebend war die Kapitalrückführung durch ausländische Firmen (1,6 Mrd €). In erster Linie tilgten dabei ihre hiesigen Niederlassungen zuvor gewährte Finanz- und Handelskredite. Das Engagement deutscher Eigner im Ausland war im Großen und Ganzen ausgeglichen (+ 0,4 Mrd €). Während sie über konzerninterne Kredite Gelder aus dem Ausland abzogen (3,9 Mrd €), stockten sie ihr Beteiligungskapital auf und reinvestierten Gewinne.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kamen auch im April per saldo Mittel in Deutschland auf (3,2 Mrd €, nach 3,8 Mrd € im März). Die Nicht-Banken verzeichneten Kapitalabflüsse, und zwar im Umfang von 8,8 Mrd €. Einerseits transferierten Unternehmen und Privatpersonen Kapital ins Ausland (15,5 Mrd €), wobei sie insbesondere ihre kurzfristigen Bankguthaben erhöhten, andererseits führten die Dispositionen staatlicher Stellen zu Kapitalzuflüssen (6,7 Mrd €), und dies vor allem über einen Abbau von Bankguthaben im Ausland. Hingegen führten die Aktivitäten des Bankensystems zu Kapitalimporten (12,0 Mrd €). Dabei flossen hiesigen Kreditinstituten Finanzmittel aus dem Ausland zu (15,9 Mrd €). Bei der Bundesbank ergaben sich dagegen Kapitalabflüsse (3,9 Mrd €). Ausschlaggebend dafür war ein Forderungsaufbau im Rahmen von TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank blieben im April – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert.