Die deutsche Zahlungsbilanz im April 2009

Leistungsbilanzüberschuss deutlich gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im April 2009 - gemessen an den Ursprungsdaten - einen Überschuss von 5,8 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 5,2 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz und der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Überschuss im Außenhandel im April gegenüber dem Vormonat um 1,9 Mrd € auf 9,4 Mrd €. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen blieb er dagegen praktisch unverändert bei 9,0 Mrd €. Dabei verringerten sich die wertmäßigen Einfuhren (-5,8 %) - von einem relativ niedrigen Niveau ausgehend - stärker als die Ausfuhren (-4,8 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des ersten Vierteljahrs nahmen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 5,0 % ab, während die Importwerte um 7,3 % nachgaben. Der Rückgang bei den Einfuhren ist zu gut einem Fünftel auf niedrigere Preise, vor allem für einige Energieträger, zurückzuführen.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im April ein Defizit von 3,1 Mrd €, nach einem Überschuss von 0,7 Mrd € im März. Dieser Umschwung ist auf die Verschlechterung des Aktivsaldos der Erwerbs- und Vermögenseinkommen um 4,9 Mrd € auf 0,1 Mrd € zurückzuführen. Dazu hat vor allem der kräftige Anstieg der Dividendenzahlungen an das Ausland beigetragen. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz blieb dagegen mit 0,7 Mrd € unverändert. Zudem sank der Passivsaldo bei den laufenden Übertragungen um 1,1 Mrd € auf 2,5 Mrd €.

Umschwung im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr überwogen im April die Netto-Kapitalexporte (13,0 Mrd €), nach Mittelzuflüssen im März (3,8 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass sich ausländische Portfolioinvestoren von deutschen Wertpapieren trennten (12,2 Mrd €), nachdem sie noch im Vormonat für 5,1 Mrd € inländische Titel erworben hatten. Dabei veräußerten sie - wie üblich vor den Dividendenterminen - hiesige Aktien (15,2 Mrd €), allerdings in geringerem Umfang als im entsprechenden Monat des Vorjahres (45,9 Mrd €). Hingegen fragten sie Investmentzertifikate (1,9 Mrd €) und Schuldverschreibungen (1,0 Mrd €) nach. Bei den Schuld­verschreibungen nahmen sie nennenswerte Umschichtungen von Anleihen (12,2 Mrd €) in Geldmarktpapiere (13,3 Mrd €) vor. Deutsche Anleger engagierten sich im April mit 0,7 Mrd € in ausländischen Wertpapieren. Während sie Schuldverschreibungen ‑ insbesondere Anleihen – im Ausland kauften (4,4 Mrd €), trennten sie sich von Investmentzertifikaten und Aktien (zusammen 3,7 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten, die mit 4,7 Mrd € allerdings nicht ganz die Hälfte des Niveaus vom Vormonat erreichten. Dabei stellten inländische Muttergesellschaften ihren Niederlassungen im Ausland 5,7 Mrd € zur Verfügung. Sie stockten in erster Linie ihr Beteiligungskapital im Ausland auf (7,4 Mrd €), wobei ein großer Teil dieses Betrages auf erhöhte Kapitalrücklagen von Tochter­unternehmen zum Verlustausgleich entfiel. Über den konzerninternen Kreditverkehr flossen den hiesigen Gesellschaften hingegen Gelder zu (2,5 Mrd €). Dies geschah insbesondere durch die Rückführung von Handelskrediten an verbundene Unternehmen im Ausland. Ausländische Eigner engagierten sich im Berichtsmonat lediglich in geringem Umfang in Deutschland (1,0 Mrd €).

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, flossen im April Gelder aus dem Ausland zu (10,8 Mrd €, nach Kapitalexporten von 15,7 Mrd € im März). Ausschlaggebend dafür waren Mittelzuflüsse bei den Nichtbanken in Höhe von 9,3 Mrd €. Von diesem Betrag entfielen 8,2 Mrd € auf die Dispositionen staatlicher Stellen, die insbesondere kurzfristige Kredite im Ausland aufnahmen. Weitere 1,1 Mrd € waren den Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen zuzuschreiben. Im Bankensystem kamen im unverbrieften Kreditverkehr zusätzlich 1,5 Mrd € auf. Die Kreditinstitute erhöhten dabei sowohl ihre kurzfristigen Auslandsforderungen als auch ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland in nennenswertem Umfang.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im April - zu Transaktions­werten gerechnet - um 0,6 Mrd € zugenommen.