Die deutsche Zahlungsbilanz im April 2008
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im April – gemessen an den Ursprungsdaten - einen Überschuss von 14,5 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 3,0 Mrd € unter dem Stand des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem negativen Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Dieser Effekt wurde jedoch in seinem Einfluss auf die Leistungsbilanz durch einen höheren Aktivsaldo in der Handelsbilanz abgemildert.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes vergrößerte sich der Außenhandelsüberschuss im April gegenüber dem Vormonat um 2,1 Mrd € auf 18,7 Mrd €. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen stieg er um 2,4 Mrd € auf 17,7 Mrd €. Dabei expandierten die wertmäßigen Ausfuhren um 1,2 %, während die Einfuhren um 2,1 % nachgaben. Verglichen mit dem Durchschnitt des ersten Vierteljahrs nahmen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 0,6 % zu, wohingegen sich die Importwerte um 1,9 % verringerten.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im April ein Defizit von 3,3 Mrd €, nach einem Überschuss von 1,8 Mrd € im März. Dieser Umschwung ist auf die Verschlechterung in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen zurückzuführen. Per saldo ergab sich im April ein Minus von 1,2 Mrd €, nach einem Plus von 5,4 Mrd € im Vormonat. Dazu hat vor allem der kräftige Anstieg der Dividendenzahlungen an das Ausland beigetragen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz verringerte sich dagegen um 0,4 Mrd € auf 0,2 Mrd €. Zudem sank das Defizit bei den laufenden Übertragungen um 1,1 Mrd € auf 1,9 Mrd €.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr wies im April erneut Netto-Kapitalexporte auf (23,8 Mrd €, nach 14,7 Mrd € im März). Dabei haben per saldo sowohl gebietsfremde Anleger deutsche Papiere als auch hiesige Investoren ausländische Titel verkauft. Im Vordergrund standen die Transaktionen ausländischer Anleger (43,2 Mrd €). Diese trennten sich wie alljährlich vor den Dividendenausschüttungsterminen im Frühjahr in größerem Umfang von deutschen Aktien (43,7 Mrd €). Daneben veräußerten sie Anleihen (3,8 Mrd €) und erwarben Investmentzertifikate (3,6 Mrd €). Gebietsansässige Investoren gaben ausländische Papiere im Umfang von 19,4 Mrd € ab. Sie trennten sich von Geldmarktpapieren (12,8 Mrd €), Aktien (6,4 Mrd €) und Anleihen (2,0 Mrd €).
Bei den Direktinvestitionen kam es im April ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten (9,6 Mrd €, nach 11,2 Mrd € im Vormonat), und zwar per saldo ausschließlich durch deutsche Firmen (9,8 Mrd €), die ihren ausländischen Niederlassungen vorwiegend Beteiligungskapital (6,7 Mrd €) zur Verfügung stellten. Ausländische Direktinvestoren veränderten ihr Engagement in Deutschland kaum (0,2 Mrd €).
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im April Mittelzuflüsse (31,2 Mrd €), nach Abflüssen von 7,6 Mrd € im März. Dazu beigetragen haben Kapitalimporte staatlicher Stellen (15,4 Mrd €), die im Wesentlichen ausländische Bankguthaben auflösten. Bei den Unternehmen und Privatpersonen kamen 0,5 Mrd € auf. Die Auslandsposition des Bankensystems, deren Veränderung als Spiegelbild aller anderen Zahlungsbilanztransaktionen aufgefasst werden kann, verringerte sich im April um 15,3 Mrd €. Dahinter stand ein Rückgang der Netto-Auslandsforderungen der Kreditinstitute um 17,4 Mrd €. Demgegenüber erhöhte sich die Auslandsposition der Bundesbank um 2,1 Mrd €.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im April - zu Transaktionswerten gerechnet - um 1,1 Mrd € gestiegen.