Die deutsche Zahlungsbilanz im April 2005
Leistungsbilanzüberschuss im April rückläufig
Die deutsche Leistungsbilanz schloss im April mit einem Überschuss von 7,0 Mrd € um 5,1 Mrd € unter dem saisonbedingt hohen Wert des Vormonats. Eine Ursache war ein kräftiger Rückgang des Aktivsaldos in der Handelsbilanz. Zusätzlich weitete sich auch das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen aus, die Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.
Vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge verringerte sich der Überschuss im Außenhandel im April um 3,7 Mrd € auf 12,6 Mrd €. Nach Ausschaltung saisonaler Einflüsse lag der Handelsbilanzsaldo im April mit 12 ½ Mrd € um 2 Mrd € unter dem Wert des Vormonats. Sowohl der Rückgang der Warenausfuhren um saisonbereinigt ½ % im Vergleich zum März als auch der starke Anstieg der Wareneinfuhren um knapp 4 % trugen zu dem Rückgang bei. In der Dreimonatsbetrachtung (Februar bis April gegenüber November bis Januar) legten die Exporte dagegen um ½ % zu. Zugleich verzeichneten die Importe im Vergleich zu den drei Monaten davor einen Rückgang von 1 %, der in realer Rechnung aufgrund gestiegener Einfuhrpreise noch etwas höher ausfiel.
Das Defizit bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Mrd € auf 4,7 Mrd €. Zwar verringerten sich die Minussalden bei den laufenden Übertragungen (um 0,9 Mrd € auf 1,5 Mrd €) und bei den Dienstleistungen (um 0,7 Mrd € auf 1,2 Mrd €), doch wurden diese Veränderungen durch einen Umschwung im Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen überlagert, der allerdings von Monat zu Monat größeren Schwankungen unterliegt. Im Ergebnis wurden hier Nettozahlungen an das Ausland von 2,1 Mrd € verzeichnet.
Kräftige Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Der Wertpapierverkehr schloss im April mit kräftigen Netto-Kapitalexporten, und zwar in Höhe von 32,6 Mrd €, nachdem es bereits im März zu Mittelabflüssen gekommen war (11,4 Mrd €). Ausschlaggebend für den Anstieg war, dass ausländische Investoren per saldo ihre Bestände an inländischen Wertpapieren um 12,5 Mrd € abbauten. Betroffen von dem Rückzug gebietsfremder Portfolioinvestoren waren dabei ausschließlich Aktien deutscher Unternehmen (37,4 Mrd €). Zinstragende Papiere, also Rentenwerte öffentlicher (10,8 Mrd €) und privater Emittenten (8,8 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (4,4 Mrd €) wurden hingegen weiter nachgefragt. Investmentzertifikate hiesiger Fondsgesellschaften stießen ebenfalls auf das Kaufinteresse ausländischer Anleger (0,8 Mrd €). Inländische Investoren engagierten sich hingegen im Berichtsmonat weiter im Ausland (20,1 Mrd €). Im Zentrum ihres Anlegerinteresses standen dabei einmal mehr ausländische Rentenwerte (18,8 Mrd €), und zwar vor allem auf Euro lautende Anleihen aus EWU-Partnerländern (16,1 Mrd €). Außerdem erwarben Anleger aus dem Inland in geringem Umfang Geldmarktpapiere (2,8 Mrd €) und Anteilscheine an ausländischen Fonds (1,6 Mrd €), während sie Aktien per saldo veräußerten (3,2 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im April zu leichten Mittelabflüssen (netto 2,2 Mrd €), nachdem im März noch in geringem Umfang Netto-Kapitalimporte erfasst worden waren (0,6 Mrd €). Dabei führten inländische Eigner ihren ausländischen Töchtern und Filialen Kapital in Höhe von 1,2 Mrd € zu. Ausländische Direktinvestoren zogen hingegen per saldo Mittel in Höhe von 1,0 Mrd € aus Deutschland ab. Dabei setzten sie die in den letzten Jahren beobachtete Umstrukturierung von Kredit- (-7,3 Mrd €) auf Eigenmittelfinanzierung (6,6 Mrd €) ihrer Niederlassungen in Deutschland fort.
Auch der unverbriefte Kreditverkehr der Nichtbanken schloss im April insgesamt gesehen mit Kapitalexporten (3,8 Mrd €). Dabei führten die Finanzdispositionen hiesiger Unternehmen und Privatpersonen zu Mittelzuflüssen in Höhe von 5,4 Mrd €, während öffentliche Stellen insgesamt gesehen ihre Guthaben bei ausländischen Banken kräftig aufstockten (Netto-Kapitalexporte insgesamt 9,2 Mrd €).
Im Kreditverkehr des Bankensystems wurden – gleichsam als Reflex aller übrigen grenzüberschreitenden Transaktionen – im April Kapitalimporte in Höhe von netto 23,9 Mrd € verzeichnet. Die Kreditgeschäfte der monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) führten dabei zu einer Abnahme ihrer Netto-Auslandsposition um 11,3 Mrd €. Noch stärker zu Buche schlug der Forderungsrückgang bei der Bundesbank (12,6 Mrd €), der im Wesentlichen auf Salden im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems TARGET zurückging.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im April – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,4 Mrd € gesunken.