Deutschland-Prognose der Bundesbank: Deutsche Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt Privatkonsum und Exporte tragen Konjunkturerholung

Nach einer rund zweijährigen Schwächephase fasst die deutsche Wirtschaft langsam wieder Tritt. Das geht aus der aktuellen Deutschland-Prognose der Deutschen Bundesbank hervor. Die deutsche Wirtschaft befreit sich aus der konjunkturellen Schwächephase, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Im laufenden Jahr wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach wieder etwas wachsen und in den Folgejahren dann stärker zulegen. Nicht nur der private Konsum wird nach und nach wieder anziehen, ab der zweiten Jahreshälfte werden auch die Exportgeschäfte wieder besser laufen. Vor diesem Hintergrund wird auch die Industrie wieder stärker zulegen.  

Auch in den kommenden beiden Jahren tragen Konsum und Exporte die Konjunkturerholung. Die privaten Haushalte profitieren von kräftig steigenden Löhnen, einer allmählich sinkenden Inflation und dem stabilen Arbeitsmarkt, erläuterte Nagel und mahnte zugleich: Die Inflationsrate in Deutschland geht zwar weiter zurück, aber in einem verhaltenen Tempo. Mit Blick auf Zinssenkungen fahren wir im EZB-Rat nicht mit Autopilot.

Der Deutschland-Prognose der Bundesbank zufolge legt das reale BIP kalenderbereinigt in diesem Jahr um 0,3 Prozent zu. In den Jahren 2025 und 2026 wächst die deutsche Wirtschaft dann um 1,1 Prozent beziehungsweise 1,4 Prozent. Die Bundesbank bestätigt damit im Wesentlichen ihre Prognose von Dezember 2023.

Die Inflationsrate dürfte von jahresdurchschnittlich 6,0 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,8 Prozent im laufenden Jahr sinken, schätzen die Bundesbank-Fachleute auf Grundlage des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Im Dezember erwartete die Bundesbank noch eine Rate von 2,7 Prozent. Vor allem die Teuerung von Energie und Nahrungsmitteln lässt in diesem Jahr erheblich nach. Allerdings erweist sich die Inflation als hartnäckig, vor allem bei den Dienstleistungen. Dabei spielen die kräftig steigenden Löhne und der davon ausgehende Kostendruck eine wichtige Rolle. Die Tarifverdienste steigen im laufenden Jahr besonders stark und legen auch danach weiter deutlich zu. Die höheren Arbeitskosten schlagen insbesondere im kommenden Jahr auch bei den Nahrungsmittelpreisen zu Buche. Dann verteuert sich auch Energie wieder etwas stärker. Insgesamt erwarten die Fachleute der Bundesbank für das Jahr 2025 einen leichten Rückgang der Inflationsrate auf 2,7 Prozent. Im Jahr 2026 sinkt die Teuerung dann deutlicher auf durchschnittlich 2,2 Prozent. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) sinkt nur zögerlich auf 3,1 Prozent im laufenden Jahr, auf 2,5 Prozent im kommenden Jahr und auf 2,3 Prozent im Jahr 2026. 

Die Staatsfinanzen verbessern sich der Deutschland-Prognose zufolge. Die staatliche Defizitquote sinkt demnach von 2,5 Prozent im vergangenen Jahr auf 1,1 Prozent im Jahr 2026. Bis 2025 liegt dies an entfallenden fiskalischen Krisenhilfen. Dies ist gewichtiger als stark steigende Ausgaben etwa für Renten, Verteidigung und Personal. Danach entlasten vor allem etwas zurückhaltendere Ausgaben des Bundes einschließlich der Sondervermögen und die günstigere Konjunktur. Die Schuldenquote sinkt bis 2026 auf nur noch etwas über 60 Prozent. 

Projektion Juni 2024

Veränderung
ggü. Vorjahr in %

2023

2024

2025

2026

Reales BIP,
kalenderbereinigt

0,0

0,3

1,1

1,4

Reales BIP,
unbereinigt

-0,2

0,2

1,0

1,6

Harmonisierter
Verbraucherpreisindex

6,0

2,8

2,7

2,2

Harmonisierter Verbraucherpreisindex
ohne Energie und Nahrungsmittel

5,1

3,1

2,5

2,3

Quelle: Statistisches Bundesamt. 2024 bis 2026 eigene Projektion.