Das deutsche Auslandsvermögen Ende 2021
Das deutsche Netto-Auslandsvermögen belief sich Ende Dezember 2021 auf 2 545 Mrd €. Das entsprach rund 71 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Sowohl die Forderungen als auch die Verbindlichkeiten Deutschlands gegenüber dem Ausland stiegen im Jahr 2021 weiter an. Verglichen mit dem Vorjahr stiegen sowohl die Bestände inländischer Anleger an ausländischen Wertpapieren als auch die Bestände ausländischer Anleger an in Deutschland emittierten Wertpapieren. Auch die grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtungen durch Direktinvestitionen mit deutscher Beteiligung nahmen im vergangenen Jahr weiter zu. Die Forderungen und insbesondere die Verbindlichkeiten aus den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite sowie Bargeld und Einlagen umfassen, stiegen ebenfalls merklich an. Im Ergebnis war das deutsche Netto-Auslandsvermögen Ende 2021 um 361 Mrd € höher als ein Jahr zuvor. Dahinter standen vor allem eine deutliche Zunahme der Bestände durch Transaktionen in der Kapitalbilanz und positive Bewertungseffekte durch die Wechselkursentwicklung.
Erneut Zunahme des Netto-Auslandsvermögens gegenüber dem Vorjahr
Das deutsche Netto-Auslandsvermögen belief sich Ende 2021 auf 2 545 Mrd €. Das entsprach rund 71 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die deutsche Netto-Vermögensposition gegenüber dem Ausland um rund 361 Mrd €. Die Zunahme fiel damit stärker aus als in den Jahren zuvor. Die Forderungen gegenüber dem Ausland legten im Vorjahresvergleich um 948 Mrd € oder 9,0 % auf 11 429 Mrd € zu; die Verbindlichkeiten stiegen um 586 Mrd € oder 7,1 % auf 8 884 Mrd €. Auf beiden Seiten der Bilanz waren transaktionsbedingte Veränderungen, also der Erwerb oder die Veräußerung von Vermögenswerten, die treibende Kraft.
Die in der Kapitalbilanz erfassten grenzüberschreitenden Transaktionen führten im letzten Jahr zu Netto-Kapitalexporten von 315 Mrd €, die das Netto-Auslandsvermögen entsprechend erhöhten. Nicht transaktionsbedingte Veränderungen ließen das Netto-Auslandsvermögen zusätzlich steigen, und zwar um 47 Mrd €.[1] Vor allem die Abwertung des Euro gegenüber wichtigen Währungen erhöhte den Wert von in ausländischen Währungen denominierten Auslandsforderungen. Auch die Entwicklung der Marktpreise für ausländische und inländische Vermögenswerte führte im Ergebnis zu positiven Bewertungseffekten im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber dämpften andere Anpassungen im Bereich der nicht transaktionsbedingten Veränderungen das Netto-Auslandsvermögen.
Aktivsaldo bei den Wertpapieranlagen deutlich höher als im Vorjahr
Im Bereich der Wertpapieranlagen übertraf der Aktivsaldo mit 672 Mrd € 2021 den Vorjahreswert um 269 Mrd €. Die Wertpapierforderungen gegenüber dem Ausland stiegen erneut merklich stärker als die entsprechenden Verbindlichkeiten.
Anleger im Inland hielten Ende 2021 mit 4 050 Mrd € einen um 383 Mrd € (10,4 %) höheren Bestand an ausländischen Wertpapieren als ein Jahr zuvor. Hinter der Zunahme standen vor allem Transaktionen in der Kapitalbilanz. Besonders lebhaft war ihre Nachfrage nach ausländischen Investmentfondsanteilen. Zudem nahmen hiesige Anleger langfristige Schuldverschreibungen und im Ausland emittierte Aktien in ihre Portfolios auf.[2] Hingegen trennten sie sich von kurzfristigen ausländischen Schuldverschreibungen. Bei allen Anlageklassen ergaben sich – wenngleich in unterschiedlicher Stärke – positive Bewertungseffekte durch die Abwertung des Euro gegenüber wichtigen Währungen. Darüber hinaus ließen Marktpreiseffekte den Bestand an ausländischen Aktien und Investmentfondsanteilen deutlich steigen, während sie den Wert ausländischer Anleihen in heimischen Portfolios abschmelzen ließen. Insgesamt hielten Anleger in Deutschland Ende 2021 einen um 226 Mrd € höheren Bestand an ausländischen Aktien als ein Jahr zuvor. Ausländische Investmentfondsanteile in inländischen Portfolios verzeichneten ein Plus von 210 Mrd €. Hingegen verringerte sich der Bestand an ausländischen Schuldverschreibungen in hiesigen Portfolios um 50 Mrd € bei langfristigen Titeln und um 4 Mrd € bei Kurzläufern.
Anleger im Ausland hatten Ende 2021 mit 3 377 Mrd € dem Betrag nach für 114 Mrd € (3,5 %) mehr deutsche Wertpapiere in ihren Portfolios als Ende 2020. Dies lag daran, dass eine nicht transaktionsbedingte Zunahme die Netto-Verkäufe ausländischer Anleger überkompensierte. Die in der Kapitalbilanz erfassten Transaktionen zeigen, dass Gebietsfremde vor allem ihre Bestände an deutschen öffentlichen Anleihen reduzierten. Hier machten sich die Käufe der Bundesbank im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und des Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) bemerkbar. Darüber hinaus trennten sich Gebietsfremde auch von Aktien und Investmentzertifikaten. Kurzfristige deutsche Schuldverschreibungen nahmen Anleger im Ausland hingegen zusätzlich in ihre Portfolios auf. Bewertungseffekte durch die Wechselkurs- und Marktpreisentwicklung ebenso wie Veränderungen aus anderen Anpassungen schlugen in den verschiedenen Anlageklassen unterschiedlich zu Buche. Im Ergebnis lag der von ausländischen Anlegern gehaltene Bestand an in Deutschland begebenen Aktien um 137 Mrd € über dem Wert des Vorjahres. Kurzfristige inländische Schuldverschreibungen in den Portfolios gebietsfremder Anleger verzeichneten eine Zunahme um 29 Mrd €, und Investmentfondsanteile übertrafen den Vorjahresstand um 10 Mrd €. Hingegen lag der Bestand an deutschen Anleihen in den Händen ausländischer Anleger rund 62 Mrd € unter dem Vorjahresniveau.
Direktinvestitionsengagement weiter gestiegen
Die grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtungen mit deutscher Beteiligung nahmen im vergangenen Jahr weiter zu. Die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stiegen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 251 Mrd € (10,4 %) auf 2 665 Mrd €. Die Zunahme war überwiegend auf Transaktionen zurückzuführen. Deutsche Investoren erhöhten insbesondere ihr Beteiligungskapital an Unternehmen im Ausland, vergaben aber auch zusätzliche Direktinvestitionskredite an verbundene Konzerneinheiten. Darüber hinaus bewirkten Wechselkurs- und Marktpreiseffekte höhere Wertansätze bei den deutschen Direktinvestitionen im Ausland. Gebietsfremde Unternehmen erhöhten ihr Direktinvestitionsengagement in Deutschland im Jahr 2021 um 77 Mrd € (4,5 %) auf 1 786 Mrd €; auch hier dominierten Transaktionen die Entwicklung. Ausländische Investoren stockten ihr Beteiligungskapital an hiesigen Unternehmen auf und weiteten die konzerninterne Kreditgewährung an inländische Gesellschaften aus. Im Ergebnis betrug der Aktivsaldo Deutschlands aus den Direktinvestitionen Ende 2021 rund 879 Mrd €; er lag damit um 174 Mrd € höher als ein Jahr zuvor.
Übrige Kapitalanlagen: Aktivsaldo rückläufig
In den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) sowie Bargeld und Einlagen umfassen, sank die positive Netto-Vermögensposition Deutschlands gegenüber dem Vorjahr um 131 Mrd € auf 735 Mrd € Ende 2021. Der Rückgang beruhte vor allem auf höheren Verbindlichkeiten des Bankensektors gegenüber dem Ausland aus Bargeld und Einlagen. So nahmen die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank aus Bargeld und Einlagen um 196 Mrd € zu. Zu einem großen Teil lag dies an den Dispositionen ausländischer Geschäftspartner: Diese erhöhen zum Ende des Jahres oftmals vorübergehend ihre Einlagen bei der Bundesbank, und Ende 2021 war diese Zunahme größer als im Vorjahr. Die Auslandsforderungen der Bundesbank stiegen im Bereich der übrigen Kapitalanlagen um 122 Mrd €, wofür insbesondere höhere TARGET2-Forderungen verantwortlich waren.[3] Die Netto-Forderungen der übrigen Monetären Finanzinstitute aus übrigen Kapitalanlagen verringerten sich 2021 um 43 Mrd €, auch hier waren höhere Einlagen aus dem Ausland ausschlaggebend. Der Staat verzeichnete 2021 einen leichten Rückgang seiner Netto-Forderungen aus übrigen Kapitalanlagen um 2 Mrd €. Über alle Sektoren hinweg stiegen die Forderungen aus den übrigen Kapitalanlagen gegenüber dem Ausland Ende 2021 auf 3 741 Mrd €. Sie waren damit um 399 Mrd € oder 11,9 % höher als Ende 2020. Die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland stiegen jedoch noch deutlich stärker an, und zwar um 530 Mrd € (21,4%) auf 3 006 Mrd €. Auf beiden Seiten der Bilanz waren vor allem Transaktionen für Veränderungen der Auslandsposition bei den übrigen Kapitalanlagen verantwortlich. In diesem Segment des Auslandsvermögensstatus spielen Bewertungsänderungen typischerweise eine untergeordnete Rolle.
Währungsreserven gestiegen
Die Währungsreserven der Bundesbank beliefen sich Ende 2021 auf 261 Mrd €; sie lagen damit 42 Mrd € über dem Vorjahreswert. Transaktionsbedingt stiegen sie um 32 Mrd €. Davon entfielen 31 Mrd € auf den Anteil der Bundesbank an einer Aufstockung der Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds.[4] Darüber hinaus stieg der Bestand der Währungsreserven durch positive Bewertungseffekte um 10 Mrd €, die sich insbesondere aus dem gestiegenen Goldpreis ergaben.
Fußnoten:
- Zu den nicht transaktionsbedingten Veränderungen zählen Bewertungseffekte und andere Anpassungen. Andere Anpassungen umfassen beispielsweise Abschreibungen auf nicht einholbare Kreditforderungen, Änderungen in der Sektorenzuordnung, Änderungen der Funktionalkategorie eines Finanzierungsinstruments und statistisch bedingte Unterschiede zwischen Auslandsvermögensstatus und Zahlungsbilanz, die sich z.B. durch verschiedene Datenquellen ergeben.
- Zu den Transaktionen im Wertpapierverkehr vgl.: Deutsche Bundesbank, Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2021, Monatsbericht, März 2022, S.39-60.
- Die TARGET2-Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB stiegen im Jahr 2021 um rund 125 Mrd € auf 1 261 Mrd € an. Dies war nicht zuletzt auf Wertpapierkäufe aus dem übrigen Euro-Währungsgebiet im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und des Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) zurückzuführen, die auch über in Deutschland ansässige Kreditinstitute abgewickelt wurden. Zur Bedeutung der Wertpapierankäufe für die Entwicklung der TARGET2-Salden vgl.: Deutsche Bundesbank, Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2021, Monatsbericht, März 2022, S. 39-60; Deutsche Bundesbank, Was treibt die deutschen TARGET-Salden? Eine BVAR-Analyse zur Unterscheidung globaler und europäischer Ursachen, Monatsbericht, März 2020, S. 31–34; Deutsche Bundesbank, Zum Anstieg der deutschen TARGET2-Forderungen, Monatsbericht, März 2017, S. 33 f.
- Der Internationale Währungsfonds hatte im August 2021 vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie eine hohe Zuteilung von neuen Sonderziehungsrechten an seine Mitgliedstaaten beschlossen und umgesetzt. Die Sonderziehungsrechte stellen in der Bilanz der Bundesbank gleichzeitig eine Forderung und eine Verbindlichkeit dar. Sie werden zum einen als Währungsreserven in der Auslandsposition der Bundesbank verbucht. Zum anderen wird eine entsprechende Gegenbuchung auf der Passivseite als Ausgleichsposten für Sonderziehungsrechte vorgenommen. Im deutschen Auslandsvermögensstatus wird dieser Ausgleichsposten als Verbindlichkeit bei den übrigen Kapitalanlagen der Bundesbank geführt. Die zugeteilten Sonderziehungsrechte verändern damit die Netto-Auslandsposition eines Landes nicht, sondern bewirken eine Bilanzverlängerung. Vgl. Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2021, 2022, S. 17 f.