Das deutsche Auslandsvermögen Ende 2015

Kräftige Zunahme der Netto-Auslandsposition

Die Netto-Auslandsposition Deutschlands belief sich Ende 2015 auf 1 476 Mrd €. Sie betrug damit rund 49 % in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die deutsche Netto-Vermögensposition gegenüber dem Ausland um 302 Mrd €. Der Anstieg wurde zum größten Teil durch Netto-Kapitalexporte (226 Mrd €) gespeist und reflektiert in erster Linie den Leistungsbilanzüberschuss im vergangenen Jahr; hinzu kamen Bewertungsgewinne und andere Anpassungen (in Höhe von rund 77 Mrd €). Während die Forderungen gegenüber dem Ausland im Vorjahresvergleich um 3,1 % auf 7 871 Mrd € zulegten, sanken die Verbindlichkeiten um rund 1 % auf 6 395 Mrd €. Auf beiden Seiten der Bilanz standen den deutlichen Wertzugewinnen durch Wechselkurseffekte stärkere negative Anpassungen durch Marktpreiseffekte - angesichts von Kursrückgängen bei Anleihen im Jahresverlauf - gegenüber. Dadurch ergaben sich jeweils Bewertungskorrekturen nach unten, die auf der Passivseite (84 Mrd €) sehr viel größer ausfielen als auf der Aktivseite (25 Mrd €). 

Erstmals seit drei Jahrzehnten Aktivsaldo bei den Wertpapieranlagen

Im Bereich der Wertpapieranlagen kam es erstmals seit Mitte der achtziger Jahre zu einem positiven Saldo gegenüber dem Ausland. Ende 2015 übertrafen die Forderungen aus Portfolioinvestitionen die entsprechenden Verbindlichkeiten um rund 112 Mrd €. Zu dem Umschwung beigetragen haben sowohl ein lebhafter Wertpapiererwerb von Inländern im Ausland als auch Verkäufe inländischer Wertpapiere durch das Ausland.

Inländische Anleger hielten Ende 2015 mit 2 669 Mrd € einen um 136 Mrd € und damit um 5,4 % höheren Bestand an ausländischen Wertpapieren als ein Jahr zuvor. Dabei war ausschlaggebend, dass sie im vergangenen Jahr ausländische Wertpapiere in Höhe von 124 Mrd € in ihre Portfolios hereinnahmen. Demgegenüber spielten nicht-transaktionsbedingte Veränderungen eine sehr viel geringere Rolle (+ 11 Mrd €), da sich positive Wechselkurseffekte und negative Marktpreiseffekte sowie andere Anpassungen bei der Bewertung zu einem guten Teil ausglichen. In fast allen Anlageklassen - außer bei den kurzfristigen Schuldverschreibungen - erwarben Inländer ausländische Wertpapiere. Hierin spiegelt sich vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds unter anderem auch das Interesse deutscher Anleger an oftmals höher rentierenden ausländischen Titeln. Besonders ausgeprägt war die Nachfrage nach ausländischen langfristigen Schuldverschreibungen, bei denen jedoch auch die stärksten negativen Marktpreiseffekte zu verzeichnen waren, sodass sich der Bestand per saldo lediglich um 41 Mrd € erhöhte. Auch ausländische Investmentfondsanteile sowie Aktien wurden von inländischen Anlegern nachgefragt - bei beiden Anlageklassen ließen zudem positive Bewertungseffekte den Bestand zusätzlich ansteigen, sodass er jeweils den Vorjahreswert um 50 Mrd € (Investmentfondsanteile) und 51 Mrd € (Aktien) übertraf.

Ausländische Anleger hielten Ende 2015 mit 2 557 Mrd € dem Betrag nach um rund 3,3 % weniger deutsche Wertpapiere in ihren Portfolios als Ende 2014. Dominiert wurde diese Entwicklung durch den Rückgang des von Gebietsfremden gehaltenen Bestandes an langfristigen Schuldverschreibungen um 138 Mrd €. Außergewöhnlich war dabei, dass ausländische Anleger in großem Umfang Langläufer der öffentlichen Hand verkauften. Hier spielten das sehr niedrige und in einigen Laufzeitsegmenten sogar negative Zinsniveau, ein rückläufiger Umlauf (die Tilgungen übertrafen den Bruttoabsatz) sowie Verkäufe an die Bundesbank im Rahmen des erweiterten Programms des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten (expanded Asset Purchase Programme: APP) eine Rolle. Zusätzlich drückten negative Marktpreiseffekte den vom Ausland gehaltenen Bestand deutscher lang laufender Staatsanleihen, der letztlich um 108 Mrd € unter dem Wert des Vorjahres lag. Die Verbindlichkeiten der deutschen Monetären Finanzinstitute gegenüber dem Ausland aus langfristigen Schuldverschreibungen gaben ebenfalls spürbar nach, und zwar um 33 Mrd €. Der Rückgang war überwiegend transaktionsbedingt. Bei dieser Entwicklung ist jedoch mit in den Blick zu nehmen, dass der Umlauf von Anleihen des Bankensektors in Deutschland 2015 - ähnlich wie bei öffentlichen Schuldverschreibungen - per saldo weiter gesunken ist und somit für die Nachfrage nach deutschen Bankschuldverschreibungen insgesamt weniger Titel zur Verfügung stehen.

Direktinvestitionsengagement weiter gestiegen

Die grenzüberschreitende Unternehmensverflechtung nahm im vergangenen Jahr weiter zu. Die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stiegen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 159 Mrd € (bzw. 9,8 %) auf 1 786 Mrd €. Deutsche Investoren erhöhten vor allem das Beteiligungskapital bei verbundenen Unternehmen im Ausland. Auch die ausgereichten Direktinvestitionskredite übertrafen den Vorjahreswert. Zusätzlich wirkten sich nicht-transaktionsbedingte Veränderungen, insbesondere durch Wechselkurseffekte, günstig auf den Wert des Auslandsbesitzes heimischer Investoren aus. Gebietsfremde Unternehmen stockten ihrerseits im Jahr 2015 ihr Beteiligungskapital an hiesigen verbundenen Unternehmen auf. Im Rahmen der konzerninternen Kreditgewährung stiegen vor allem die Kredite von in Deutschland ansässigen Töchtern an Mutterunternehmen im Ausland (sog. "reverse flows"). Zusätzlich wirkten nicht-transaktionsbedingte Veränderungen, wie ein positiver Wechselkurseffekt (der nur bei in Fremdwährung vergebenen Krediten auftritt), bestandssteigernd. Insgesamt erreichten die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland Ende 2015 eine Höhe von 1 244 Mrd €; sie übertrafen den Vorjahreswert um 60 Mrd € (5,1 %). Das deutsche Netto-Auslandsvermögen aus Direktinvestitionen lag im Ergebnis Ende 2015 bei 541 Mrd € und damit um 99 Mrd € höher als zum Jahresende 2014.

Übrige Kapitalanlagen: leicht gesunkener Aktivsaldo

In den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) sowie Bargeld und Einlagen umfassen, sank die positive Netto-Vermögensposition Deutschlands auf 679 Mrd €; sie lag damit um 27 Mrd € unter dem Vorjahreswert. Die Forderungen gegenüber dem Ausland stiegen um 2,7 % auf 2 591 Mrd €. Dabei erhöhte sich die Forderungsposition der Bundesbank durch eine Zunahme der TARGET2-Salden im vergangenen Jahr um 123 Mrd €. Hierin spiegelten sich auch die Wirkungen des APP wider.[1] Demgegenüber standen bei in Deutschland ansässigen Monetären Finanzinstituten sowie anderen finanziellen Kapitalgesellschaften um rund 53 Mrd € geringere Forderungen als Ende 2014 zu Buche. Auf der Passivseite wies der Bestand der übrigen Kapitalanlagen gegenüber dem Ausland zum Jahresende 2015 einen Wert in Höhe von insgesamt 1 912 Mrd € und damit 5,2 % mehr als im Jahr davor auf. Geprägt wurde der Anstieg durch höhere Verbindlichkeiten der Bundesbank gegenüber dem Ausland (96 Mrd €). Sowohl die Einlagen ausländischer Zentralbanken und internationaler Finanzinstitutionen bei der Bundesbank nahmen zu als auch die Verbindlichkeiten der Bundesbank aus der Bereitstellung von Bargeld.

Währungsreserven leicht gestiegen

Die Währungsreserven der Bundesbank beliefen sich Ende 2015 auf rund 160 Mrd €; sie lagen damit um knapp 1 Mrd € höher als Ende 2014. Hierfür waren positive Bewertungseffekte durch den schwächeren Euro bestimmend. Demgegenüber wirkten sowohl der Rückgang des Goldpreises als auch transaktionsbedingte Änderungen - wie Anpassungen der Reserveposition im IWF sowie bei den übrigen Währungsreserven - dämpfend auf den Bestand.


Fußnote

  1. Vgl.: Deutsche Bundesbank, Zu den Auswirkungen der Wertpapierkäufe des Eurosystems auf die TARGET2-Salden, Monatsbericht, März 2016, S. 56 - 58.