Das deutsche Auslandsvermögen Ende 2012

Die Zunahme der finanziellen Verflechtung Deutschlands mit dem Ausland hat sich auch im Jahr 2012 fortgesetzt. So stiegen die Auslandsforderungen um 6 ½ % auf 7036 Mrd €, die Auslandsverbindlichkeiten um 3 ½ % auf 5928 Mrd €. Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung hatte die Ausweitung der grenzüberschreitenden Forderungen und Verbindlichkeiten der Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen. Dem allgemeinen Trend stand das weiterhin rückläufige Auslandsengagement der Monetären Finanzinstitute gegenüber, das in Verbindung mit einer notwendigen Stärkung der Eigenkapitalkennziffern zu sehen ist. Da die Auslandsaktiva stärker als die -passiva gestiegen sind, hat sich die Netto-Auslandsposition Deutschlands 2012 im Ergebnis um 228 Mrd € auf 1107 Mrd € (41½ % des Bruttoinlandsprodukts) erhöht – nach einem leichten bewertungsbedingten Rückgang im Jahr zuvor. 

Die grenzüberschreitende Netto-Vermögensposition der Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) reduzierte sich binnen Jahresfrist weiter; sie lag Ende 2012 bei 114 Mrd €. Dabei sanken die Auslandsforderungen (-4,1 %) stärker als die Auslandsverbindlichkeiten (-1,7 %). Besonders zurückhaltend waren hiesige Banken bei der Buchkreditvergabe. Zum Jahresende lagen hier die Forderungen gegenüber ausländischen Schuldnern 71 Mrd € unter den Vorjahreswerten, während die Verbindlichkeiten um 48 Mrd € zunahmen. Dabei dominierten jeweils zahlungsbilanzwirksame Transaktionen. Im Gegensatz zu den Buchkrediten wiesen die Monetären Finanzinstitute bei Direktinvestitionen und Wertpapieranlagen jeweils einen Zuwachs beim Netto-Auslandsvermögen aus. Dieser kam allerdings vor allem durch positive Marktpreiseffekte zustande.

Heimische Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen, zu denen auch Versicherungen und Investmentfonds (ohne Geldmarktfonds) gezählt werden, weiteten ihre Netto-Auslandsposition 2012 deutlich aus (und zwar um 173 Mrd € auf 1233 Mrd €). Ihr Forderungs­bestand gegenüber Gebietsfremden erhöhte sich um über 10 %. Die Auslandsverbindlichkeiten stiegen ebenfalls, doch fiel die Zunahme mit 6½ % deutlich niedriger aus. Bemerkenswert ist, dass dieser Wirtschaftssektor die Auslandsverflechtung über alle Anlageinstrumente hinweg vorantrieb. In dieser Entwicklung dürfte unter anderem die Suche privater Wirtschaftsakteure nach Rendite zum Ausdruck kommen, die nicht zuletzt Folge des niedrigen Zinsniveaus in Deutschland ist, das ausländische Finanzanlagen vergleichsweise attraktiv erscheinen ließ. Entsprechend hoch fiel der Zuwachs ausländischer Anleihen in den Händen deutscher Anleger aus, der mit 157 Mrd € den wichtigsten Einzelposten bei den Veränderungen der Auslandsposition von Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen darstellte. Dahinter verbergen sich in erster Linie institutionelle Investoren, die in nennenswertem Ausmaß von der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) begebene Wertpapiere in ihre Portfolios nahmen (23 Mrd €). Auf der Passivseite dominierten hingegen steigende Kursnotierungen den Anstieg der Auslandsverbindlichkeiten. So erhöhten Marktpreiseffekte den Wert der von Ausländern gehaltenen deutschen Unternehmensaktien und Investmentzertifikate um 74 Mrd € beziehungsweise 9 Mrd €. 

Die weiterhin optimistischen Erwartungen deutscher Unternehmen über das mittelfristige Wachstum der für sie wichtigen Märkte schlugen sich auch in der grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtung über Direktinvestitionen nieder. Wie schon im Vorjahr war die Ausweitung der Kapitalbeteiligungen ausschlaggebend für den Anstieg bei den deutschen Auslandsinvestitionen (60 Mrd €); sie wog schwerer als die Ausweitung konzerninterner Kredite gebietsfremder Tochterunternehmen nach Deutschland um 18 Mrd €. Diese Darlehen beruhen größtenteils auf Emissionserlösen von am internationalen Kapitalmarkt begebenen Wertpapieren, die im Ausland ansässige Finanzierungsinstitute an ihre Muttergesellschaften in Deutschland weiterreichen. 

Die Auslandsverbindlichkeiten staatlicher Stellen lagen Ende 2012 bei netto 1055 Mrd €. Hier war die Entwicklung nach wie vor von der Reputation des deutschen Staates als sicherer Hafen geprägt. Dies äußerte sich in dem Bestand öffentlicher Schuld­verschreibungen in ausländischen Portfolios, der nicht nur bewertungsbedingt (23 Mrd €), sondern vor allem durch Zukäufe (86 Mrd €) weiter zunahm. Das um 35 Mrd € gestiegene Volumen staatlicher Auslandskredite kam durch diverse Stützungsmaßnahmen im Rahmen der europäischen Schuldenkrise zustande. Neben direkten Krediten an Griechenland, Portugal und Irland im Rahmen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) wurde hier auch der deutsche Finanzierungsanteil des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) verbucht. 

Die Netto-Auslandsposition der Bundesbank stieg im Jahr 2012 um 146 Mrd € auf 815 Mrd €. Die Höhe der Währungsreserven variierte nur geringfügig, wobei für den ausgewiesenen Anstieg von 4 Mrd € Marktpreiseffekte ausschlaggebend waren, während Wechselkurseffekte negativ zu Buche schlugen. Entscheidend für den deutlichen Bestandszuwachs bei den sonstigen Anlagen um 202 Mrd € auf 732 Mrd € im vergangenen Jahr war der weitere Aufbau von Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank im Rahmen von TARGET2. Für den Anstieg der Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank um 60 Mrd € zum Jahresende 2012 zeichneten vor allem höhere Einlagen von Zentralbanken, Geschäftsbanken und internationalen Organisationen außerhalb des Euro-Währungsgebiets (37 Mrd €) verantwortlich. Daneben schlugen sich auch Dispositionen der EFSF und des ESM nieder.