Bundesbank veröffentlicht verteilungsbasierte Vermögensbilanz der privaten Haushalte in Deutschland

Neuer Datensatz zeigt vierteljährlich die Veränderungen von Vermögensunterschieden

Die verteilungsbasierte Vermögensbilanz der privaten Haushalte in Deutschland (Distributional Wealth Accounts) ist ein neuer, experimenteller Datensatz, der zwei verschiedene Perspektiven vereint: Er kombiniert die Daten aus der Vermögensbefragung der Bundesbank (Private Haushalte und ihre Finanzen) mit den vierteljährlichen Angaben der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen. Vergleichbare Statistiken werden nun auch für andere Länder des Euroraums angeboten. Mit der verteilungsbasierten Vermögensbilanz können nun Analysen auf Ebene einzelner Haushalte im vierteljährlichen Rhythmus durchgeführt werden. Veränderungen in den Vermögensunterschieden zwischen privaten Haushalten werden nun schneller sichtbar.

Konkret beruht der neue Datensatz darauf, die Angaben der Haushaltsbefragung innerhalb eines konsistenten Analyserahmens sinnvoll mit den gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen des Haushaltssektors zu kombinieren und dabei Datenlücken zu schließen. Mit diesem Vorhaben beschäftigen sich Expertinnen und Experten des Europäischen Systems der Zentralbanken seit dem Jahr 2015 in verschiedenen Arbeitsgruppen. Der resultierende Datensatz bietet wertvolle Informationen aus der Kombination beider Statistiken: Er berücksichtigt die Verteilungsinformationen aus der Vermögensbefragung auf Ebene der einzelnen Haushalte sowie die vierteljährliche Dynamik und die Niveauangaben der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen für den Zeitraum seit 2011. Dabei ordnet die verteilungsbasierte Vermögensbilanz Haushalte nach der Höhe ihres Nettovermögens und schlüsselt für diese jeweils die Bestandsangaben folgender Anlageformen und Verbindlichkeiten auf: Einlagen, Schuldverschreibungen, börsennotierte Aktien, Anteile an Investmentfonds, Versicherungsansprüche, finanzielles und nichtfinanzielles Betriebsvermögen, Immobilien sowie Verbindlichkeiten in Form von Wohnungsbaukrediten und übrigen Krediten. Zudem wird schließlich das Nettovermögen eines Haushalts als Differenz zwischen der Summe aller Anlageformen und den Verbindlichkeiten abgebildet.

Die Angaben zeigen zum Beispiel eindrucksvoll, wie unterschiedlich sich die Vermögen der privaten Haushalte zusammensetzen: Die Vermögen der vermögensärmeren Hälfte der Verteilung bestehen in einem hohen Maße aus risikoarmen Anlageformen wie Einlagen und Versicherungsansprüchen. Die Vermögensstruktur der vermögenderen Haushalte umfasst dagegen in einem deutlich größeren Umfang Kapitalmarktinstrumente und vor allem Immobilien- und Betriebsvermögen. Zudem verdeutlichen die Angaben eine recht hohe Vermögensungleichheit in Deutschland, die jedoch in den vergangenen Jahren leicht sank. Grund für den leichten Rückgang ist, dass die Nettovermögen der Haushalte in der vermögensärmeren Hälfte der Vermögensverteilung, ausgehend von einem niedrigen Niveau, besonders kräftig gewachsen sind. Die Verteilung und die Struktur des Vermögens können Wirkung und Wirksamkeit der Geldpolitik beeinflussen. Daher dürfte es bei der Analyse geldpolitischer Maßnahmen grundsätzlich hilfreich sein, die finanziellen Unterschiede zwischen den privaten Haushalten stärker im Blick zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es für eine Notenbank von besonderem Interesse, künftig die verteilungsbasierte Vermögensbilanz zu erstellen und zu nutzen.