Bundesbank-Projektionen: Deutsche Wirtschaft von Coronavirus-Pandemie geprägt

Die deutsche Wirtschaft wird weiterhin von den Folgen der Coronavirus-Pandemie geprägt. Aufgrund der staatlich verordneten Eindämmungsmaßnahmen und der freiwilligen Verhaltensanpassungen liegt die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr deutlich unter dem Vorjahresniveau. Den neuen Projektionen der Deutschen Bundesbank zufolge geht das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr kalenderbereinigt um 5,5 Prozent zurück. Für 2021 und 2022 wird dann aber ein kräftiges Wirtschaftswachstum von 3 Prozent bzw. 4,5 Prozent erwartet.

„Die wirtschaftliche Erholung wird vor allem vom privaten Konsum angetrieben“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann. „Wir gehen davon aus, dass die Eindämmungsmaßnahmen im Frühjahr 2021 aufgrund medizinischer Fortschritte schrittweise gelockert werden können und Konsummöglichkeiten wieder genutzt werden“, so Weidmann. Im Zuge dessen werde die zurzeit außerordentlich hohe Ersparnisbildung kräftig sinken.

Gegenwärtig erleidet die deutsche Wirtschaft infolge der abermals aufgeflammten Pandemie wahrscheinlich einen begrenzten Rückschlag. Da sich die Eindämmungsmaßnahmen bislang auf besonders kontaktintensive Dienstleistungsbereiche konzentrieren, dürfte das BIP aber nicht in ähnlicher Größenordnung wie im Frühjahr sinken. Weidmann führte weiter aus: „Unsere Projektionen sehen voraus, dass das BIP nach dem Winterhalbjahr 2020/2021 wieder kräftig zulegen wird.“

Die Verbraucherpreise wurden im laufenden Jahr vor allem von den vorübergehend gesenkten Mehrwertsteuersätzen und vom Einbruch der Rohölpreise beeinflusst. Gemäß den Bundesbank-Projektionen geht die Inflationsrate dadurch im Jahr 2020 deutlich auf 0,4 Prozent zurück. Im kommenden Jahr wirkten die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung und auch die Einführung von CO2- Emissionszertifikaten preistreibend, so dass sich die Verbraucherpreise trotz weiterhin verhaltener Grundtendenz um 1,8 Prozent erhöhten. Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel dürfte bereinigt um den Mehrwertsteuereffekt in beiden Jahren bei etwas über 1 Prozent liegen.

Wie den Projektionen außerdem zu entnehmen ist, nimmt der Preisdruck im weiteren Verlauf durch wieder kräftiger steigende Löhne und sich erholende Gewinnmargen zu, so dass der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahr 2022 bei 1,3 Prozent und 2023 bei 1,6 Prozent liegen könnte.

Während der Coronakrise wird die Gesamtwirtschaft erheblich durch die Staatsfinanzen stabilisiert. Den Bundesbank-Projektionen zufolge wird das staatliche Defizit daher im laufenden Jahr voraussichtlich rund 5 Prozent des BIP erreichen, die Maastricht-Schuldenquote wird auf etwa 70 Prozent steigen. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und mit Auslaufen der pandemiebedingten Stützungsmaßnahmen dürften sich die Staatsfinanzen danach wieder verbessern.

Unsicherheit durch Pandemieverlauf

Um die pandemiebedingt hohe Unsicherheit für die wirtschaftlichen Aussichten zu berücksichtigen, wurden neben dem Basisszenario zwei Alternativszenarien entworfen. In einem günstigeren Szenario erholt sich die Wirtschaft deutlich schneller und stärker. In einem ungünstigeren Szenario erreicht das BIP dagegen sein Vorkrisenniveau erst Ende 2023, und es entstehen erhebliche Schäden am Produktionspotenzial. Die Inflationsrate liegt dann spürbar niedriger. Die Risiken aus dem weiteren Pandemieverlauf und auch aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld für BIP-Wachstum und Inflation erscheinen aus heutiger Sicht in etwa ausgeglichen.

Projektion Dezember 2020

Veränderung ggü. Vorjahr in %

2019

2020

2021

2022

2023

Reales BIP, kalenderbereinigt

0,6

-5,5

3,0

4,5

1,8

Reales BIP, unbereinigt

0,6

-5,1

3,0

4,4

1,6

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

1,4

0,4

1,8

1,3

1,6

Harmonisierter Verbraucherpreisindex
ohne Energie und Nahrungsmittel

1,4

0,7

1,5

1,3

1,5

Quelle: Statistisches Bundesamt. 2020 bis 2023 eigene Projektion.