Megatrend Nachhaltigkeit – auch ein Thema für Zentralbanken Gastbeitrag im Nachhaltigkeitsmagazin Absolut|impact, Ausgabe 1/2018

Nachhaltigkeit - das Schlagwort des 21. Jahrhunderts kommt bei Zentralbanken an: Grund hierfür ist jedoch kein bloßes Aufspringen auf den derzeitigen Trend. Fehlendes nachhaltiges Handeln und die daraus resultierenden wachsenden Risiken durch den Klimawandel gefährden die Grundlagen unseres Wirtschaftssystems. Physische Risiken und Transformationsrisiken treffen sowohl einzelne Finanzinstitute als auch das gesamte Finanzsystem und sind somit für die mikro- und makroprudenzielle Aufsicht relevant. Daher sind Zentralbanken sogar in der Pflicht, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen und den Prozess zu einem grüneren Finanzsystem zu begleiten.

Die Bundesbank kann hier im Rahmen ihres Mandats an verschiedenen Stellen Einfluss nehmen: als Bankenaufseher, als Wächter über die Finanzstabilität sowie als Vermögensverwalter. Dabei bleibt sie ihrem übergeordneten Ziel der Preisstabilität stets fest verpflichtet.

In der Bankenaufsicht liegt das Hauptziel darin, Klimarisiken auf Institutsebene zu erkennen und zu quantifizieren. Derzeit sind Banken zwar verpflichtet, Klimarisiken zu berücksichtigen, diese werden jedoch zu oft unterschätzt. Daher wird die Bundesbank ihre Expertise im Bereich Nachhaltigkeit und Klimarisiken im Finanzsystem weiter ausbauen und das Bewusstsein durch einen offenen Dialog fördern. 

Als Wächter über die Finanzstabilität nimmt die Bundesbank die systemischen Risiken in den Blick, die durch den Klimawandel und den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft entstehen. Hierbei gilt es, zwei zentrale Fragen zu beantworten: Durch welche Transmissionskanäle haben Klimarisiken Einfluss auf Finanzrisiken? Und wie können diese Risiken quantifiziert werden? Bisher stecken die Erkenntnisse noch in den Kinderschuhen. Solche Analysen sollten jedoch nicht auf die lange Bank geschoben werden, denn die Finanzstabilität hängt davon ab, wie präzise systemische Risiken antizipiert werden können.

Die Bundesbank fungiert in ihrer Rolle als Vermögensverwalter öffentlicher Gelder außerdem als Berater für nachhaltige Investitionen. Ob Nachhaltigkeitskriterien in den Portfolios eine Rolle spielen, entscheiden die Kunden jedoch selbst. Die Bundesbank unterstützt interessierte Kunden durch technische Expertise und den Kontakt zu relevanten Marktakteuren aktiv darin, ihre Portfolios nachhaltig auszurichten, indem sie etwa hilft, gemeinsame Nachhaltigkeitskriterien für Bund und Länder zu entwickeln.

Zusätzlich übernimmt die Bundesbank beim Thema Nachhaltigkeit verstärkt Verantwortung in internationalen Gremien. Als Gründungsmitglied des "Central Banks and Supervisors Network for Greening the Financial System" setzt die Bundesbank seit Dezember 2017 ein deutliches Zeichen für die Relevanz von Nachhaltigkeit in Zentralbanken. Der Zusammenschluss aus weltweit acht Zentralbanken und Aufsichtsbehörden hat das Ziel, aufsichtsrechtliche Expertise in Bezug auf Klimarisiken auszubauen und einen Beitrag zur Förderung von grünen Investitionen zu leisten. Um dies zu erreichen wurden drei Arbeitsgruppen gebildet: Zwei Gruppen befassen sich jeweils mit den mikroprudenziellen und makroprudenziellen Klimarisiken. Ziel der dritten Gruppe unter meinem Vorsitz wird es sein, das Mainstreaming von Green Finance voranzutreiben. Hier geht es neben der Rolle von Zentralbanken als Katalysator auch um die Frage, wie Zentralbanken in ihrer eigenen Tätigkeit grüner werden können. In den jeweiligen Arbeitsfeldern sollen außerdem die Auswirkungen von regulatorischen Änderungen bewertet werden, ohne jedoch politische Empfehlungen abzugeben.

Zentralbanken werden somit zunehmend zu wichtigen Akteuren im Bereich Nachhaltigkeit und leisten ihren Beitrag zum Erreichen des Pariser Klimaabkommens.