Eine starke Stimme für das Bargeld: das Nationale Bargeldforum Gastbeitrag in „Der Sicherheitsdienst“, Ausgabe 4/2024
Alle zwei Jahre untersucht die Deutsche Bundesbank das Zahlungsverhalten der deutschen Bevölkerung. Im Juli haben wir zuletzt die aktuellen Zahlen für das Jahr 2023 veröffentlicht. Ein Ergebnis dieser repräsentativen Studie ließ mich diesmal besonders aufhorchen: Gefragt nach den Wünschen und Erwartungen an den zukünftigen Umgang mit Bargeld, gaben fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten an, sie wünschten sich, dass Bargeld auch in 15 Jahren noch genauso wie heute oder sogar wie der häufiger genutzt würde. Gleichzeitig erwartet aber auch mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent), dass Bargeld dann ganz aus dem Alltag verschwunden oder sogar abgeschafft worden sein wird. Wunsch und Erwartung klaffen also deutlich auseinander.
Auch wenn eine Abschaffung des Bargeldes ganz sicher nicht zur Debatte steht, ist in Deutschland seit Längerem ein schleichender und zuletzt beschleunigter Rückgang der Bargeldnutzung zu beobachten. Im Jahr 2017 wurden hierzulande noch rund 74 Prozent aller Zahlungen an der Ladenkasse mit Bargeld abgewickelt; 2023 lag diese Zahl noch bei rund 51 Prozent. Die überall zunehmende Digitalisierung hat also auch beim Bezahlen klar erkennbare Spuren hinterlassen.
Angesichts dieser Zahlen stellt sich für die Bundesbank als größter deutscher Akteur im baren Zahlungsverkehr die Frage, wie wir mit dem Wandel im Zahlungsverhalten umgehen. Einerseits sind wir marktneutral und wollen niemandem vorschreiben, mit welchem Zahlungsmittel er oder sie zu bezahlen hat. Auf der anderen Seite sehen wir mittelfristig den Zugang und die Akzeptanz des Bargeldes durch seine stetig abnehmende Nutzung gefährdet. Das zeigt auch eine aktuelle Zukunftsstudie, die im Auftrag der Bundesbank erstellt wurde.2 Bürgerinnen und Bürger, die Bargeld wegen seiner Qualitäten wie Einfachheit oder Anonymität schätzen und – wie oben gezeigt – auch weiterhin nutzen wollen, würden dann in der freien Wahl ihres Zahlungsmittels eingeschränkt.
Es besteht also Handlungsbedarf. Auf Initiative der Deutschen Bundesbank wurde daher im Februar dieses Jahres das Nationale Bargeldforum gegründet. Das Hauptziel des Forums ist es, alle Akteure des baren Zahlungsverkehrs an einen Tisch zu bringen und gemeinsam dazu beizutragen, Bargeld als kostengünstiges und weitverbreitetes Zahlungsmittel in einer sich wandelnden Zahlungslandschaft zu erhalten.
Die zwölf im Bargeldforum vertretenen Verbände und Institutionen kommen nicht nur aus der Kreditwirtschaft, dem Einzelhandel oder der Bargeldlogistik, sondern beispielsweise auch aus dem Verbraucherschutz oder der Katastrophenhilfe. Diese bewusst breite Aufstellung unterstreicht die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Bargeldes und spiegelt die Tatsache wider, dass der Bargeldkreislauf komplex ist und eine Vielzahl von Akteuren betrifft. Diese Komplexität und der damit verbundene Kooperations- und Koordinationsbedarf machen einen regelmäßigen und strukturierten Dialog sinnvoll. Das Forum bietet die Möglichkeit, die unterschiedlichen Perspektiven, Interessen und Kompetenzen im Bargeldbereich zu bündeln und die Weiterentwicklung des baren Zahlungsverkehrs in Deutschland aktiv mitzugestalten und kostengünstig zu halten. Etwaige Konflikte können hier beigelegt und Innovationen im baren Zahlungsverkehr schneller verbreitet werden.
Zu den behandelten Themen gehören neben der Akzeptanz und dem Zugang zu Bargeld auch Sicherheit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung so wie Fragen der Krisenprävention und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Das Forum tagt bis zu zweimal jährlich unter dem Vorsitz der Bundesbank in Berlin. Die eigentliche fachliche Arbeit, etwa die Erarbeitung von gemeinsamen Positionen oder die Formulierung von Handlungsempfehlungen, findet in Arbeitsgruppen statt, in denen alle Mitglieder mit Expertinnen und Experten vertreten sind. Diese werden von einem bei der Bundesbank angesiedelten Sekretariat unterstützt.
Die Arbeit des Forums ist inzwischen gut angelaufen. So hat eine Arbeitsgruppe zum Thema Münzen eine gemeinsame Position zu einer möglichen Rundungsregel bei der Verwendung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen erarbeitet.
Auf Basis der Arbeit einer weiteren Arbeitsgruppe haben wir kürzlich eine Website (www.nationales-bargeldforum.de) gestartet, auf der eine Vielzahl relevanter Informationen zum Thema Bargeld gebündelt und aufbereitet ist. Damit trägt das Forum auch dazu bei, die Sichtbarkeit des Bargeldes in der Öffentlichkeit und bei politischen Entscheidungsträgern zu erhöhen und ihm eine starke Stimme zu verleihen. Wenn wir also auch in Zukunft oft und gerne mit Scheinen und Münzen bezahlen wollen, dann kann das Nationale Bargeldforum ein wichtiger Baustein sein, um dieser Zukunft ein Stück näherzukommen.