Corona-Pandemie sorgt für höhere Risikovorsorge Gastbeitrag in der Wirtschaftszeitung - Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

Nach mehr als 40 Jahren schüttet die Bundesbank für das Geschäftsjahr 2020 erstmals wieder keinen Gewinn aus. Zuletzt war das im Geschäftsjahr 1979 der Fall. Damals wertete der US-Dollar gegenüber der D-Mark teilweise kräftig ab und die Bundesbank musste ihre Fremdwährungsreserven neu bewerten und Abschreibungen vornehmen. Solche Risiken aus Devisenbeständen sind traditionell ein wichtiger Grund für eine erforderliche Risikovorsorge im Jahresabschluss der Bundesbank. 

Doch in den vergangenen Jahren haben weitere Risikofaktoren an Bedeutung gewonnen. So ist die im Geschäftsjahr 2020 um 2,4 Mrd Euro erhöhte Wagnisrückstellung ausschließlich auf gestiegene Kredit- und Zinsänderungsrisiken zurückzuführen. Höhere Kreditrisiken entstehen vor allem aus den zusätzlichen Wertpapieren, die die Bundesbank, wie auch die anderen Notenbanken im Eurosystem, in der Pandemie im großen Umfang für geldpolitische Zwecke erworben hat. Erheblich ausgeweitet hat sich im vorigen Jahr auch der Anteil längerfristiger Wertpapiere, dem kurzfristige Einlagen der Geschäftsbanken gegenüberstehen, unter anderem auch aus Sachsen. Einerseits längerfristige Aktiva, andererseits kurzfristige Passiva: daraus resultiert eine sogenannte offene Zinsposition und damit ein Zinsänderungsrisiko. 

Die erhöhte Risikovorsorge ist ein wesentlicher Faktor für das ausgeglichene Jahresergebnis 2020, nachdem 2019 noch ein Überschuss von 5,8 Mrd Euro erzielt wurde. Für das zuletzt geringere Jahresergebnis spielt auch eine Rolle, dass durch die massive Ausweitung der für die Geschäftsbanken besonders zinsgünstigen Refinanzierung und der umfangreichen zusätzlichen Ankaufsprogramme die Zinsaufwendungen der Bundesbank steigen und gleichzeitig die Erträge sinken. Verglichen mit 2019 ist der Nettozinsertrag 2020 um 1,8 Milliarden Euro kleiner ausgefallen. 

Auch im laufenden Jahr dürfte das Ergebnis der Bundesbank besonderen Belastungen ausgesetzt sein. Denn zum einen konnten die stark gestiegenen Risiken im Geschäftsjahr 2020 nur zum Teil abgedeckt werden. Zum anderen ist im laufenden Geschäftsjahr mit einer grundlegenden Änderung der Risikolage nicht zu rechnen, weshalb eine weitere Aufstockung der Wagnisrückstellung zu erwarten ist. Das Ergebnis der Bundesbank für 2020 fällt vor diesem Hintergrund nicht aus dem Rahmen. Es reiht sich vielmehr ein in das wirtschaftliche Gesamtbild in der Pandemie.