Bianca ©Mario Stolzenbach

Meine Ausbildung und der Berufsalltag als Rollstuhlfahrerin Ausbildungsgänge – Kaufleute für Büromanagement

Mein Name ist Bianca und ich arbeite im Projekt-Support für Bauprojekte in der Rhein-Main-Region. Ich kümmere mich um alles, was die Projektmitarbeitenden von Verwaltungstätigkeiten entlastet. So haben Sie mehr Zeit für ihre Fachthemen. Ich schreibe z. B. Protokolle, kümmere mich um die Ablage, plane Termine und manage die Berechtigungen auf interne Systeme für externe Beteiligte. Bezogen auf das Bauprojekt sind wir im Support-Team zwar nur kleine Rädchen, dafür aber sehr wirkungsvoll. Ich finde es auch sehr spannend, wie die einzelnen Projekte sich entwickeln. Besonders Spaß macht mir der Kontakt mit vielen anderen Menschen (intern als auch extern) und dass es immer wieder was Neues gibt. Eben die kleinen Herausforderungen des Projektalltags zu meistern.

Ich habe meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement am Standort Mainz gemacht. Die theoretischen und praktischen Ausbildungsabschnitte haben mich sehr gut auf meinen jetzigen Arbeitsalltag vorbereitet. Auf meine Situation als Rollstuhlfahrerin wurde seit dem ersten Tag der Ausbildung Rücksicht genommen. Es hat mich sehr gefreut, dass die Ausbilderin damals bei der Spindzuteilung direkt mit mir besprochen hat, wie das Ablagefach angebracht werden muss, damit ich es gut nutzen kann. In anderen Bereichen konnte ich dazu beitragen, dass der Arbeitsalltag barrierefreier wird. Ich bin stolz, dass ich als Auszubildende meine Verbesserungsvorschläge beispielsweise für die Kantine mit dem Präsidenten der Hauptverwaltung besprechen konnte und einige davon direkt umgesetzt wurden! Ich wurde auch gefragt, als es bei Umbaumaßnahmen in der Kundenkasse darum ging, wie Rollstuhlfahrende berücksichtigt werden können. Das hat mir gezeigt, dass ich als Rollstuhlfahrerin auch selbst die Inklusion voranbringen kann. Deswegen bringe ich mich nun gern dafür ein.

In der Bundesbank hat sich zum Thema Inklusion auch viel getan. Ich finde, vor allem das Bewusstsein für die Herausforderungen beeinträchtigter Menschen hat stark zugenommen. In meiner Ausbildung waren Lehrgänge häufig ein Problem für mich. Hotels mit nicht behindertengerechten Zugängen oder barrierefreien Zimmern, die diese Bezeichnung nur auf dem Papier verdienen, kamen vor und stellten mich immer wieder vor Herausforderungen. Umso mehr freut es mich, dass beim anstehenden Lehrgang für den Projekt-Support mein Vorgesetzter direkt die Anreise für mich thematisiert hat. Eine Bahnfahrt ist leider häufig mit vielen Barrieren für Rollstuhlfahrende verbunden. Sein Vorschlag: Er fährt mit mir gemeinsam mit dem Dienstwagen zum Veranstaltungsort. So bleiben mir die evtl. auftretenden, zeitstehlenden Barrieren erspart. Mit dieser wertschätzenden Geste habe ich gar nicht gerechnet. Auch kleine Dinge fallen mir auf: Wenn wir im Team gemeinsam Mittagspause machen, dann wird mit Humor davon gesprochen, dass wir nicht in die Kantine „gehen“, sondern wir „bewegen“ uns dorthin. Diese kleine sprachliche Geste bezieht mich als nicht laufende Person direkt mit ein.

In meiner Zeit in der Ausbildung und nun im Beruf ist mir eines sehr klar geworden: Offen mit meiner Situation umzugehen, selbstbewusst zu sein und mich selbst auch mit Humor zu nehmen, sind die Dinge, die es für mich und meine Mitmenschen (auch außerhalb der Bank) einfacher machen, mit sämtlichen Hürden oder Hindernissen zurechtzukommen und umzugehen. Wenn mir etwas auffällt, dann spreche ich es an. Das betrifft nicht nur Barrieren für Rollstuhlfahrende. Ich schätze sehr an meinem Arbeitgeber, dass darauf eingegangen wird. Auch die Unterstützung durch die Schwerbehindertenvertretung hilft mir, meinen Alltag zu erleichtern. Ich bin sehr froh, dass ich mit der Vertrauensperson in Kontakt stehe und so zu vielen Situationen ein konstruktiver Austausch stattfinden kann. Tipps und Tricks werden so sowohl zwischen Rollstuhlfahrenden als auch anderen beeinträchtigten Beschäftigten weitergegeben oder vermittelt.