Geld aus der Neuen für die Alte Welt Ein achtfacher Escudo von Philipp V.
Spanisches Kolonialreich / Vizekönigreich Peru
König Philipp V. (1701-1746)
8 Escudos de oro, 1717
Münzstätte: Lima
Material: Gold
Gewicht: 26,95 g
Durchmesser: 33,5 mm
Das spanische Kolonialreich umfasste weite Teile Mittel- und Südamerikas. Diese an Gold und Silber reichen Länder waren eine wichtige Stütze der spanischen Könige. Die Spanier gründeten in ihren amerikanischen Kolonien Münzstätten, um das in der Neuen Welt geförderte Edelmetall zu prägen. Die älteste Münzstätte auf dem amerikanischen Kontinent ist die von Mexiko, die 1535 gegründet wurde. Zweimal im Jahr segelte die berühmte Silberflotte reich beladen mit den Schätzen der Neuen Welt nach Spanien.
Unser Glanzstück stammt aus dem Vizekönigreich Peru, das damals den größten Teil Südamerikas umfasste. Es zeigt auf der Vorderseite das Kreuz des Jerusalemordens mit den Wappen von Kastilien (Burg) und León (Löwe) in den Ecken. Die lateinische Umschrift PHILIPPVS V D(ei) G(ratia) HISPANIAR(um) ET YNDIA(rum) REX AN(n)O (1)717 beginnt auf der Vorderseite und setzt sich auf der Rückseite fort. Die Legende nennt den Münzherrn Philipp V., der sich selbst als König von Spanien und Indien von Gottes Gnaden bezeichnet, und das Prägejahr 1717. Mit "Indien" drückt Philipp seinen Herrschaftsanspruch über die von Spanien kolonisierten Gebiete in Amerika aus.
Philipp V., Herzog von Anjou und Enkel Ludwigs XIV., wurde vom kinderlosen spanischen König Karl II. zu dessen Nachfolger bestimmt. Nach dem Tod Karls II. im Jahr 1700 löste diese Regelung den Spanischen Erbfolgekrieg aus, da auch Erzherzog Karl von Österreich, Sohn Kaiser Leopolds I., Anspruch auf den spanischen Thron erhob. Erst im Frieden von Utrecht 1713 wurde Philipp V. als spanischer König bestätigt.
Das Hauptmotiv der Rückseite sind die beiden im Meer stehenden Säulen des Herakles. Schon in der Antike symbolisierten die Säulen des Herakles die Straße von Gibraltar und den Übergang vom Mittelmeer zum Atlantik. Sie galten damals als das Ende der Welt. Sie werden von der spanischen Krone gekrönt.
Zwei Säulen und zwei waagerechte Linien teilen das Feld der Rückseite. In der oberen Zeile sind die Münzstätte, der Nennwert und der Wardein angegeben:
Der Buchstabe "L" steht für die Münzstätte Lima. Die Münzstätte Lima wurde bereits 1565 gegründet, war aber nicht ununterbrochen in Betrieb. Die Spanier prägten dort von 1696 bis 1750 Goldmünzen dieses Typs.
Die Zahl "8" ist die Wertzahl und kennzeichnet die Prägung als achtfachen Escudo de oro. Diese Münzen wurden auch Onza oder Quadrupel genannt. Für die Prägung der 8 Escudos war vorgeschrieben, aus der spanischen Mark 8½ Stücke mit einem Sollgewicht von je 27,06 g herzustellen; ihr Feingehalt betrug 22 Karat (= 916,6/ 1000). Der Name Escudo de oro (Goldschild) leitet sich vom spanischen Wappenschild ab, der ursprünglich die Vorderseite dieser Münze zierte.
Der Buchstabe "M" ganz rechts ist die Initiale von Cristóbal Melgarejo, einem wichtigen Münzbeamten. In der zweiten Zeile steht die auf die drei Buchstaben "P-V-A" reduzierte Devise PLUS VLTRA ("darüber hinaus"). Der untere Teil gibt mit den Zahlen "717" das Prägejahr 1717 an.
Die Münzen aus den spanischen Kolonien in Amerika sind von außerordentlich schlechter Herstellungsqualität. Sie sind oft unregelmäßig geformt und tragen unsaubere und unvollständige Prägebilder. Bei unserem 8 Escudo-Stück ist der Schrötling zu klein für den Stempel, das Prägebild ist nicht vollständig zu sehen und die Prägung weist einen Prägefehler auf, den sogenannten "Doppelschlag". Ein Doppelschlag entsteht, wenn eine Münze nicht mit einem Schlag, sondern mit zwei oder mehr Schlägen geprägt wird. Dabei kann es passieren, dass der Schrötling zwischen die Prägestempel rutscht und ein zweites, versetztes Prägebild das erste teilweise überdeckt. Auf der Rückseite ist dies besonders gut im Bereich oberhalb der beiden Säulen zu erkennen.
Diese in riesigen Mengen mit schlecht geschnittenen Stempeln und auf unregelmäßigen Schrötlingen ausgeprägte Münzen werden Macuquinas genannt. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts hörten die Spanier auf, Macuquinas zu münzen. Ein wichtiger Schritt, denn der Wert von Gold- und Silbermünzen wurde wesentlich von ihrem Metallwert bestimmt. Betrügern war es bei unregelmäßig geformten Münzen ein Leichtes, unbemerkt kleine Mengen des Edelmetalls vom Rand abzufeilen oder abzuschneiden. Nur runde, technisch sauber ausgeprägte Münzen mit einer Randgestaltung in Form eines Musters oder Randschrift waren gut vor dieser Art der Münzverfälschung geschützt.