K. O. Götz, Jan. 1955, 1955
Karl Otto Götz, einziger deutscher Künstler der internationalen Gruppe COBRA, war einer der wenigen, die versuchten, der abstrakten gestischen Malerei der Nachkriegszeit ein theoretisches Rückgrat und eine Öffentlichkeit zu geben. So gab er von 1948 bis 1953 die Zeitschrift „Meta“ heraus, war Gründungsmitglied der Frankfurter Künstlervereinigung „Quadriga“ und veröffentlichte Texte zur Wahrnehmungspsychologie.
Aus der Auseinandersetzung mit den Methoden der Surrealisten entwickelte Götz seine spezifische Technik mit Leimfarben, breiten Pinseln und dem Rakel. Dies war ein wichtiger Schritt, um formale und inhaltliche Veränderungen mit malerischen und skripturalen Methoden zu erreichen. K. O. Götz war stets ein Gegner der geometrischen Abstraktion und bediente sich einer Sprache, die heftig, emotional und formsprengend wirkte.
In der Arbeit „Jan. 1955“ wird die zeitliche und räumliche Dimension seiner Kunst besonders deutlich. Die im ersten Malvorgang großflächig und bewusst schwerfällig angelegten Farbflächen werden durch den vehementen Eingriff mit dem Rakel zum räumlichen Ereignis. Mit fast pathetischem Schwung legt sich die weiße Negativform über die zuvor entworfenen Farb- und Formentwicklungen. Begriffe wie Vorder- und Hintergrund, Positiv und Negativ sind nicht mehr eindeutig zu bestimmen. Das Bild selbst wird zum visuellen Erlebnis.