Rafael Soto, Installation in der Eingangshalle der Zentrale, 1972

Jesús Rafael Soto, Installation in der Eingangshalle der Bundesbank-Zentrale, 1972, Metall und Holz ©VG Bild-Kunst, Bonn
Jesús Rafael Soto, Installation in der Eingangshalle der Bundesbank-Zentrale, 1972, Metall und Holz

Mondrians späte Werke - The Victory Boogie Woogie - was für Lichter! Man erkennt darin die Anfänge der Vibration in der Malerei. Es schien mir [...], dass er im Begriff war, das Bild optisch in Bewegung zu versetzen [...], schrieb der in Paris arbeitende Venezolaner Jesús Rafael Soto. Die Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts verband das Interesse an formalistischer Konstruktion mit dem Moment der Bewegung. 

Dies inspirierte in den 1960er Jahren die Künstler der Op-Art, einer Kunstrichtung, die 1955 mit der bahnbrechenden Ausstellung „Le Mouvement“ in der Pariser Galerie Denise René ihren Anfang nahm. Sie war der erste Überblick über die wachsende Zahl von Arbeiten, die die Möglichkeiten der Integration von Bewegung in das Werk ausloteten. Man wollte, wie Pontus Hultén in der begleitenden Broschüre schrieb, der herausragenden Entdeckung des 20. Jahrhunderts gerecht werden - dem Faktor Zeit, der vierten Dimension.

Bei Soto ist das Moment der Bewegung oft schon im Material seiner dreidimensionalen Bildobjekte angelegt. So scheint sich das dichte Geflecht der „Vibrationsstrukturen“ beim Begehen aufzulösen, um sich dann wieder zu neuen Ordnungen zusammenzufinden. Den oft raumgreifenden Installationen, wie z.B. in der Eingangshalle der Frankfurter Zentrale, ist stets die doppelte Bewegung durch den Standortwechsel des Betrachters eingeschrieben. In diesem Sinne entsteht Kunst als Wahrnehmungs- und Bewusstseinskritik.