High-level Policy Workshop zum Thema „Non-performing loans“
Im Rahmen des von der Deutschen Bundesbank koordinierten EU-finanzierten Projekts ‚Strengthening the central bank capacities in the Western Balkans with a view to the integration into the ESCB‘ fand am 27. Februar 2020 ein High-level Policy Workshop zum Thema „Non-performing loans“ (NPLs) in Frankfurt statt. Eingeladen waren rund 25 Experten des ESZB und der Europäischen Kommission sowie Führungskräfte der Bereiche Bankenaufsicht und Finanzstabilität der Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden des westlichen Balkans. Der High-level Policy Workshop ist eine herausgehobene Veranstaltung im Rahmen einer Vielzahl von Training Events, bilateralen Maßnahmen und Internships zur Unterstützung der westlichen Balkanstaaten bei der Übernahme, Umsetzung und Anwendung von Best Practices und Standards des ESZB und der EU.
Julian Reischle, Zentralbereichsleiter Ökonomische Bildung, dankte in seiner Einführungsrede zunächst der Europäischen Kommission, die dieses Projekt ermöglicht hat. Nach dem Start des Projekts vor einem Jahr und der Durchführung zahlreicher Trainings zu aktuellen Zentralbank- und Bankenaufsichtsthemen verschiebt sich der Fokus nun mehr auf bilaterale Maßnahmen zu spezifischen Themen, Internships und High-level Policy Workshops.
Andreas Papadopoulos, Advisor on Economic Governance bei der Europäischen Kommission/DG Neighbourhood and Enlargement, unterstrich die Bedeutung des Projekts für die Europäische Kommission in ihrem Bemühen um eine Unterstützung der wirtschaftlichen und institutionellen Entwicklung der westlichen Balkanstaaten. Er ging auf den neuen Vorschlag zur Stärkung des EU-Beitrittsprozesses ein, den die Europäische Kommission am 5. Februar 2020 vorgelegt hatte. Demnach sollte der Beitrittsprozess glaubwürdiger werden, einer stärkeren politischen Steuerung unterliegen und an Dynamik und Berechenbarkeit gewinnen.
Das Thema notleidender Kredite steht seit Jahren im Fokus der Aufsicht. Als der Einheitliche Aufsichtsmechanismus im November 2014 in Kraft trat, belief sich das Volumen der notleidenden Kredite in den Bilanzen der großen Banken des Euroraums auf rund 1 Billion €. Die NPL-Quote lag bei 8 %. Dies stellte eine große Belastung für den europäischen Bankensektor dar und gab somit auch der EZB und den nationalen zuständigen Behörden Anlass zur Besorgnis. Bis Ende September 2019 bauten die bedeutenden Institute ihre NPL-Bestände auf 543 Mrd € ab. Die NPL-Quote sank auf 3,4 %. Der Abbau der notleidenden Kredite hat sich in den letzten zwei Jahren beschleunigt und betraf vor allem Länder mit hohen NPL-Quoten. Auch im westlichen Balkan haben sich die NPL-Quoten in den letzten Jahren verringert. In drei der sechs Länder der Region sind sie derzeit sogar niedriger als vor der Finanzkrise. Damit hat sich das Problem freilich nicht von selbst gelöst. Vielmehr wird die Arbeit in Bezug auf notleidende Kredite ein Aufsichtsschwerpunkt bleiben.
Der High-level Policy Workshop beleuchtete die Thematik aus mikro- und markroprudenzieller Perspektive und präsentierte Beispiele von Ländern, die eine NPL-Strategie implementiert haben. Zu den Länderbeispielen zählten auch Beiträge aus den westlichen Balkanstaaten.
Text: Peter Spicka
Fotos: Antje Meichsner-Armbrust